Duell der Leidenschaft
Antworten.« Ehe er etwas zu ihrer Anspielung auf seine Integrität einwenden konnte, redete sie schon weiter: »Werden Sie nach New Orleans zurückkehren? Haben Sie nicht vor, in Mexiko zu bleiben?«
»Das kommt drauf an.«
»Worauf? Auf den Krieg? Oder ist es eine Frage von Geld und Gelegenheit?«
»Auf das, was ich vorfinde, wenn ich dort eintreffe.«
»Und was erwarten Sie?«
»Ein Treffen mit einem Mann, nach dem ich bereits seit einiger Zeit suche.«
Sie machte eine nachdenkliche Miene. »Wenn Sie Treffen sagen, beziehen Sie sich damit auf einen gewöhnlichen Besuch? Oder meinen Sie etwas ... Tödliches?«
»Das kommt darauf an«, antwortete er abermals so beiläufig, wie er nur konnte.
»Das klingt für mich so, als würden Sie lieber nichts dazu sagen.« Sie hielt inne und wartete. Als er nichts erwiderte, versuchte sie eine andere Taktik. »Sind Sie allein in dieser Welt, dass Sie nach Belieben kommen und gehen können, ohne Rücksicht auf jemanden nehmen zu müssen, der irgendwo auf Sie wartet?«
»Wenn Sie wissen wollen, ob ich verheiratet bin ...«
»Ganz gewiss nicht!«
»Ich bin es nicht«, redete er weiter, ohne von ihrem Zwischenruf Notiz zu nehmen. »Ich bin auf mich selbst gestellt, seit ich alt genug war, mein Zuhause zu verlassen. Aber ich habe die üblichen Angehörigen - Vater, sechs Brüder, einen ganzen Stall voller Tanten, Onkels und Cousins.«
»Und sind die alle in Kentucky zu Hause?«
»Über den ganzen Staat verteilt, und auch in Tennessee.«
»Sie haben Ihre Mutter nicht erwähnt.«
»Sie und Pa leben getrennt.«
»Tatsächlich? Dann muss er das Vorbild für Ihr Verhalten gewesen sein, wenn sie nicht bei ihm bleiben konnte.« Sofort schloss sie die Augen und verzog das Gesicht. »Es tut mir leid, das war nicht nett von mir.«
Sie versuchte zu beschwichtigen. Kerr ging noch etwas mehr auf Distanz, auch wenn er genau die helle Farbe ihrer zarten Haut betrachtete und zusah, wie eine Brise ihr Mieder gegen die sanften Kurven ihres Busens drückte. Abrupt drehte er sich weg und sagte: »Vielleicht haben Sie recht. Sie gab ihm die Schuld am Tod meines Bruders Andrew, als der nach Santa Fe marschierte. Er und Pa rannten sich immer gegenseitig die Köpfe ein. Nach dem letzten großen Streit stürmte Andrew aus dem Haus, und es verschlug ihn nach Texas.«
»Dann folgten Sie ihm, wenn ich das richtig sehe.«
»So kann man es ausdrücken. Ich machte mich auf den Weg nach Texas, als er nicht zurückkam.«
»Und wie gelangten Sie nach New Orleans?«
Er zögerte, da er versucht war, ihr die ganze traurige Geschichte zu erzählen und auch Andrews Brief zu erwähnen, der ihn auf Rouillards Spur gebracht hatte. Doch es ließ sich alles so leicht gegen ihn verwenden, und Schweigsamkeit war eine Angewohnheit, mit der man nur schwer brechen konnte. Eine Halbwahrheit erschien ihm die bessere Wahl zu sein. »Es war ein Ort, den ich schon sehen wollte, als ich noch kleiner war als ein Hase. Pa erzählte uns an Winterabenden vor dem Kamin davon. Er gehörte zu Jackson, als er nach da unten kam, um gegen die Briten zu kämpfen. Das war alles ein großes Abenteuer, und er hatte die Stadt und die Leute nie vergessen.«
»Er kannte Andrew Jackson?«
Kerr nickte bestätigend. »Ol’ Hickory persönlich. Zu der Zeit waren sie Nachbarn in Tennessee, aber dann verließ mein Pa das Haus der Familie und zog nach der Heirat nach Kentucky, wo er für sich Land kaufte.«
»Er kaufte sich ein Grundstück?«
»Sie müssen nicht so überrascht klingen«, sagte er, obwohl es ihm gefiel, diesen perplexen Gesichtsausdruck bei ihr zu beobachten, als ihr bewusst wurde, dass sein Leben als Fechtmeister womöglich keine zwingende Notwendigkeit war, sondern er es frei gewählt haben könnte.
»Ich nehme an, er war Farmer.«
»Auch, aber in erster Linie züchtete er Pferde, reinrassige Rennpferde. Er und Jackson tauschten ab und zu schon mal Tiere aus.«
»Dann gehören Sie zu den Grundbesitzern.«
»So würde ich das nicht ausdrücken. Aber ich kam auch nicht gerade in einer Blockhütte zur Welt.«
Sie starrte ihn an, als seien ihm Hörner gewachsen. Doch was sie darauf hätte antworten wollen, ging dadurch unter, dass in diesem Moment die Schiffsglocke geläutet wurde. Da sie zugleich das Signal fürs Frühstück war, bot er Sonia seinen Arm an, um sie unter Deck zu führen. Dass sie sich bei ihm unterhakte, hatte für sein Gefühl weniger damit zu tun, dass sie ihn als ihre Eskorte akzeptierte. Viel
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