Duell der Liebe
sonderlich gesprächig, wenn er sich was vorgenommen hat. Er macht immer alles mit sich allein ab. «
»Er hat immer nur Befehle gegeben, wollten Sie sagen«, murrte Maddie, drehte sich um und kehrte in ihr Zelt zurück.
Dort setzte sie sich auf die Liege und betrachtete den Brief. CHM, dachte sie. Seine Initialen, als wäre sie für ihn eine Fremde - eine Armeeangehörige gewissermaßen. Als ob sie…
Sie konnte ihren Zorn nicht lange aufrechterhalten. Sie wußte genau, wohin er gegangen war - er suchte die Männer, die Laurel entführt hatten. Sie hatte befürchtet, daß das passieren würde, wenn sie ihm erzählte, warum sie hier im Westen sang. Sie hatte vom ersten Moment ihrer Begegnung an gewußt, daß er der Typ von Mann war, der Verantwortung übernehmen würde. Er dachte, daß er alle Angelegenheiten regeln müßte.
Sie zog sich an, aber ihre Finger zitterten so sehr, daß sie ihr Kleid nicht zuknöpfen konnte. Sie rief Edith herein.
»Was haben Sie vor? « fragte Edith.
»Natürlich werde ich singen. Ich kann nicht zulassen, daß Captain Montgomery mein Leben beherrscht. Ich werde… « Sie hielt inne und holte tief Luft. »Ich werde heute abend nicht singen. Ich warte auf ihn. Ich tue genau das, was er von mir verlangt. «
»Die Goldgräber werden toben. Sie haben das Klavier für Sie hierhergeschafft, und sie kommen aus den letzten Winkeln der Berge, um Sie singen zu hören. «
»Schön. Ich werde aber nicht singen! « brüllte Maddie fast. »Wenn der Captain sein Leben riskieren kann, kann ich… « Sie brach ab. Sie wollte verdammt sein, wenn sie vor Edith zu weinen begann. »Laß mich allein. Sag den Goldgräbern, daß ich krank geworden bin. «
Edith brummelte etwas, um ihre Mißbilligung kundzutun, und verließ das Zelt.
Maddie saß lange in ihrem Zelt, den Kopf auf die Hände gestützt. Warum mußte er das tun? War es nicht schon schlimm genug, daß sie sich Sorgen um Laurels Leben machte? Weshalb mußte er sein Leben ebenfalls aufs Spiel setzen?
Sie hörte jemanden im Zelt und glaubte, daß Edith Ordnung machte. Sie sah nicht einmal auf. »Geh weg. «
Es war Toby. »Ich habe Ihnen etwas zu essen gebracht«, sagte er leise.
»Ich möchte nichts essen. «
»Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Er macht jeden so wütend, daß man weder essen noch sonst was tun will. «
Maddie bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. »Er ist fort, um meine Schwester zu suchen. Er ist allein gegangen, um sich mit ich weiß nicht wie vielen Leuten anzulegen. Sie werden ihn töten und meine Schwester auch. «
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wissen Sie, es ist fast komisch, daß Sie ihn jetzt so sehr mögen. Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen wie an dem Tag, als der Colonel ihm befahl, eine Opernsängerin zu eskortieren. Der Junge sagte, er würde Ihnen so einen Schrecken einjagen, daß Sie gleich wieder umkehren würden. Er hat Ihnen keinen Schrecken eingejagt, nicht wahr? «
»Aber jetzt jagt er mir einen Schrecken ein. «
»Haben Sie was dagegen, mir den Becher abzunehmen? Ich verbrenne mir sonst die Finger. «
Maddie nahm ihm den Becher ab und nippte geistesabwesend daran. »Warum sollte jemand Angst vor ihm haben? «
»Keine Ahnung. Aber der Oberst in Fort Breck haßt ihn. «
»Er haßt ’Ring? Wie kann jemand ’Ring nur hassen? «
Toby grinste sie an. »Haben Sie was dagegen, das belegte Brot eine Weile zu halten? Darf ich mich setzen? « Toby nahm einen Klappstuhl, faltete ihn auseinander und beugte sich vor. »Oberst Harrison möchte keinen Helden unter seinem Kommando haben, verstehen Sie? Das gibt ihm das Gefühl von… «
»… Unterlegenheit? «
»Das ist das Wort, das der Junge verwendet hat - das und noch ’ne Menge anderer Worte. Der Oberst weiß über nichts Bescheid, und er hat Angst, daß der Junge befördert wird und er ihn bald mit Sir anreden müßte. «
»Aber dauert es nicht lange bei der Armee, bis man sich die Rangleiter emporarbeiten kann? Bestimmt ist der Oberst schon in Pension, wenn ’Ring zum General befördert wird. «
»Nicht, wie der Junge es anpackt. Er war vor ein paar Jahren erst Gefreiter. «
Maddie biß ein Stück vom Schinkenbrot ab. »Er hat das mal erwähnt. «
Toby wollte sich erheben. »Ich kann Ihnen ja mal die Geschichte erzählen, aber Sie haben jetzt Wichtigeres zu tun. Ich meine, bei Ihrem Kummer und so. Ich sollte Sie jetzt lieber allein lassen. «
»Nein, bitte, bleiben Sie hier. Eine Geschichte könnte mir helfen, meine Gedanken von
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