Duell der Liebe
ich finde, wir sollten das hier und jetzt vor Zeugen besprechen. Ich will nicht den Rest meines Lebens in einem abgeschiedenen Ort verbringen, wo ich nur für dich und deine Verwandtschaft singen kann - und für Leute, die du dafür bezahlst, daß sie mir zuhören. «
»So habe ich es nicht gemeint. Ganz und gar nicht! Du hast mir nicht zugehört. «
Sie stellte ihren Kaffeebecher weg und stand auf. »Nein, du hast mir nicht zugehört. Oder du hast es nicht begriffen, was meine Stimme für eine Bedeutung hat. Ich bin eine der besten Sängerinnen der Welt. «
’Ring vergaß die Leute, die mit ihm am Feuer saßen. »Manchmal übertrifft deine Eitelkeit sogar noch deine Stimme. «
Sie drehte sich ihm zu. »Du verstehst mich wirklich nicht«, sagte sie heftig. »Du hast es nicht begriffen. Ich halte mich nicht für die schönste Frau der Welt. Ich bin auch nicht übermäßig intelligent - daß ich nicht zu den gebildetsten Frauen zähle, hast du mir ja schon öfter vorgeworfen. Ich bin auch keine Frau, in die sich alle Männer sofort verlieben. Es ist zwar richtig, daß Männer mich wegen meiner Stimme verehren, aber ich habe nie, ehe ich dich kennenlernte, jemanden gekannt, der mich liebte, ausgenommen meine Familie und die Freunde meines Vaters. Und ich habe auch nie eine Freundin in meinem Leben gehabt. «
»Was hat das mit uns zu tun… und dem Ort, wo du singst? «
»Das hat sehr viel mit meiner Stimme zu tun. Meine Stimme ist mein einziger Besitz. Verstehst du das nicht? Ich muß mein Talent, das mir gegeben wurde, benützen. Du fühlst dich verpflichtet, nach Maine zurückzukehren und deinem Vater bei der Leitung des Geschäfts zu helfen, weil du eine Begabung für das Geschäftliche hast. Und ich fühle mich verpflichtet, andere mit meiner Stimme zu erfreuen. «
’Ring lächelte nachsichtig. »Es besteht ein großer Unterschied zwischen einer Firma von der Größe der Warbrooke Shipping und einer Opernvorstellung. Ich glaube nicht, daß du verstehst, wie groß Warbrooke Shipping tatsächlich ist. Wir sind die größten Transporteure der Welt. «
Fast hätte sie höhnisch gelacht. »Läßt du das auf dein Briefpapier drucken? «
Er wandte sich ab. Dieser Slogan stand nicht auf dem Briefpapier der Firma, aber auf einigen Plakaten, die in den Geschäftsräumen der Reederei hingen.
Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Er mußte sie doch verstehen! »Ich bin davon überzeugt, daß du vielen Leuten hilfst. Aber sei mal ehrlich - wenn deine Familie nicht die Schiffe besitzen würde, in denen die Leute über die Meere segeln, dann würden sie jemand anderem gehören. Meine Stimme ist aber nicht ersetzbar. Kein anderer auf der Welt kann meinen Platz einnehmen. Niemand auf der Welt kann das, was ich tue, genauso gut machen wie ich. «
»Du irrst dich, wenn du meinst, jeder x-beliebige könnte ein Geschäft von der Größe der Warbrooke-Reederei führen. Meiner Familie gehört die Firma seit über hundert Jahren. Wir werden schon als Kinder auf das Geschäft vorbereitet. Von klein an lernen wir… wo gehst du denn hin? «
»Du unternimmst nicht einmal den Versuch, mir zuzuhören. Deine Meinung steht fest: Alles, was du tust, ist wichtig, und alles, was ich tue, ist nicht wichtig. Und da du nicht auf das eingehen willst, was ich dir zu sagen habe, hat es auch keinen Sinn mehr, dieses Gespräch fortzusetzen. «
Er sprang auf die Füße und hielt sie am Arm fest. »Du kannst doch jetzt nicht einfach Weggehen! Begreifst du nicht, daß wir gerade über unser Leben entscheiden? Wenn du nicht mit mir in Warbrooke leben willst, was wird dann aus uns? «
Mit ruhiger Stimme und beherrschter Miene erwiderte sie: »Was sollen wir denn tun, wenn du nicht willst, was ich will? « Und dann befreite sie mit einem Ruck ihren Arm aus seinem Griff. »Schau dich doch an«, fuhr sie fort. »Ich hatte vom ersten Moment an, als ich dich sah, das Gefühl, daß du vermögend bist. Du trittst mit dem Gehabe eines Mannes auf, der sich alles kaufen kann, was er sich wünscht. Diesmal hast du dir in den Kopf gesetzt, eine Opernsängerin zu kaufen. Du wolltest ihr einen hübschen Käfig bauen. Du wolltest ihr Dia manten und Kleider aus Seide schenken. Und wenn du deine kleine Opernsängerin hören möchtest, dann brauchst du sie nur anzusehen und zu sagen: >Sing, kleiner Vogel<, und sie würde es tun. Das ist sie dir als Gegenleistung schuldig. Schließlich hast du sie ja gekauft und für sie bezahlt, nicht wahr? Sie hat
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