Duell der Liebe
«
»Der Mann, der mit dir gesungen hat«, sagte ’Ring an Maddie gewandt.
»Richtig«, bestätigte Jamie. »Er scheint mal ein recht guter Tenor gewesen zu sein. Jedenfalls behauptet er das. Doch in den letzten paar Jahren hat ihn das Pech verfolgt. «
»Der Suff. «
»Richtig. «
»Was hat dieser alte Trunkenbold mit Maddie und Laurel zu tun? « ’Ring lächelte Laurel an. Sie war ein so süß aussehendes Kind. Sie hätte einem Maler als Engel Modell stehen können, aber er wußte natürlich, was für ein Mundwerk sie hatte. Er hoffte nur, daß Maddie es nicht hörte, wenn ihre jüngere Schwester fluchte.
»Sleb hat für General Yovingtons Bruder in einer Stadt namens Desperate gearbeitet. «
»Ich habe doch schon mal von diesem Kaff gehört«, murmelte Toby, und der Ton, in dem er das sagte, machte ’Ring hellhörig.
»Den beiden Yovington-Brüdem gehört fast die ganze Stadt und auch die große Goldmine in der Nähe«, fuhr Jamie fort.
Maddie hatte bisher keinen Ton gesagt, aber jetzt meldete sie sich zu Wort: »General Yovington hat mir geholfen, Laurel wiederzufinden. «
»Er konnte Ihnen dabei helfen, weil er die Entführung Ihrer kleinen Schwester veranlaßt hat. «
Maddie setzte ihren Becher ab und starrte Jamie an.
»Es scheint, daß die beiden Brüder ihre Lebensersparnisse in diese Mine investiert haben, die aber kein Gold liefert. «
»Vielleicht haben Sie deshalb das Kaff Desperate genannt«, mutmaßte Laurel, und Toby nickte.
»Vielleicht. Ich vermute, sie waren >verzweifelt<, was ihren Lebensabend anging. Sie sind beide Mitte Fünfzig, und sie sahen einem trostlosen Alter entgegen. Und deshalb setzten sich die Brüder vor einigen Monaten zusammen… « Jamie sah Maddie an. »Der General war in dieser Gegend, um eine Reihe von Forts zu besichtigen, und dabei traf er sich mit seinem Bruder, der ihm berichtete, daß die Mine unergiebig ist. Sie kamen auf die Idee, wenn sie schon auf keine legale Weise zu Geld kommen konnten, es sich auf illegale Weise zu beschaffen. In den letzten paar Jahren ist eine Menge Gold aus den Bergen hier geholt worden, und sie beschlossen, sich etwas davon zu nehmen. «
»Stehlen! « rief Maddie. »Sie beschlossen, das Gold zu stehlen, das diese armen Leute unter großen Mühen gefunden haben? «
»Richtig. Es gab nur noch das Problem, es aus den Bergen herauszuschaffen, ohne Verdacht zu erregen. Gold ist schwer, und die Bergleute hätten Verdacht geschöpft, wenn jemand mit schweren Satteltaschen von einem Lager zum anderen ritt. «
»Also verwendeten sie mich dazu, von einer Goldgräberstadt zur anderen zu reisen. «
»Richtig. Mit der großen alten Concord, in der Sie reisen, kann man eine Menge Gold transportieren, zumal dann, wenn sie mit einem doppelten Boden ausgestattet ist, wie das bei Ihrer Kutsche der Fall ist. « Jamie hielt inne, während die anderen die Neuigkeit verdauten. Er war offenbar sehr stolz auf sich, daß er alles herausgefunden hatte.
»Und die Briefe? « fragte ’Ring.
»Schwindel. Lediglich ein Manöver, um Maddie von ihrer Kutsche wegzulocken. Das ist alles. Die Briefe waren eine Kriegslist. «
»Gold«, sagte Maddie voller Abscheu. »Das Ganze hatte nur mit Gold zu tun. Ich dachte, ich würde damit irgend etwas bewirken - etwas Politisches vielleicht. Ich dachte, ich würde zumindest dafür verwendet, einer Sache zu helfen, an die jemand glaubt. Aber es handelt sich nur um einen ganz gewöhnlichen Diebstahl. «
’Ring betrachtete seinen Bruder. »Wer von Maddies Leuten war in das Komplott eingeweiht? Sie mußten jemand dabeihaben, der den Plan kannte. «
»Frank«, sagte Jamie leise. »Aber er wird uns nicht länger stören. «
’Ring nickte, fragte aber nicht, was sein Bruder mit Frank angestellt hatte. »Warum haben sie Maddie für ihr Unternehmen ausgesucht? « erkundigte er sich. »Jeder Sänger oder auch irgendein Zauberer hätte doch den gleichen Zweck erfüllt. Sie brauchten lediglich jemanden, der von einem Lager zum andern reisen konnte, ohne Verdacht zu erregen. «
Jamie grinste. »Anscheinend ist der Bruder des Generals ein Liebhaber von Opern. Offenbar ist die Oper für ihn so etwas wie der Inbegriff des Lebens. «
Maddie nickte. Sie war schon oft solchen Leuten wie dem Bruder des Generals begegnet.
Jamie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie sollten mal hören, was man sich von dieser Stadt Desperate erzählt. Sie ist voller Verbrecher. Sie ist an einen Berg gebaut, und sie hat nur einen Zugang, der
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