Duell der Liebe
auf seinem Platz verharrte. Mit bebenden Händen goß ’Ring sich einen Kaffee ein und setzte sich.
»Sieht so aus, als wärst du nicht sonderlich beliebt«, sagte Toby.
»Sie wird vernünftig«, antwortete ’Ring. »Morgen früh hat sie alles eingesehen und… «
»Und was? « fragte Toby.
’Ring schwieg.
»Es spielt keine Rolle«, sagte Toby. »Frauen gibt es wie Sand am Meer. Sie sind überall. Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt. Ich wette, daß du dir binnen einer Woche eine andere Frau besorgen kannst. Colonel Harrisons Tochter mag dich sehr. Ich glaube, sie wäre froh, mit dir in Warbrooke wohnen zu können. Sie sähe es gern, wenn du ihr Diamanten und Seidenkleider kaufen würdest. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, daß sie Warbrooke Shipping am liebsten an dir mag. Überhaupt glaube ich, daß es das ist, was die meisten Frauen an euch Jungs so sehr schätzen. Das würde mich schon ein wenig stören, wenn ich ans Heiraten denken würde. Wenn ich reich wäre, meine ich, wie ihr traditionsbewußten Montgomerys und mich eine Frau heiraten möchte, weil ich reich bin. Das scheint dich aber nicht zu stören. Du würdest bei einer Frau, die dein Geld nicht haben will, trotzdem versuchen, es ihr zu geben. Das ist gut so. So weißt du immer, wie sie zu dir steht. «
’Ring kippte den Kaffee auf den Boden und stand auf. »Toby, du redest zuviel und verstehst zuwenig. « Er verließ das Lagerfeuer.
»Richtig«, rief Toby ihm nach. »Ich bin ja auch nicht so intelligent wie du. « Er schnaubte: »Die Steine sind klüger als der Junge. «
15
Maddie schob Edith beiseite und sattelte ihr Pferd. Als das Tier sich aufblies, stieß Maddie es mit dem Ellenbogen in die Rippen und zog den Sattelgurt stramm. Es war kalt im frühen Morgenlicht, aber sie fror nicht. Sie hatte keine Sekunde geschlafen in dieser Nacht, sondern wach gelegen, zur Zeltdecke gestarrt und auf Laurels Atem und die Geräusche der Nacht gelauscht.
’Ring war nicht zu ihr gekommen, und das hatte sie auch nicht erwartet. Die ganze Nacht hindurch hatte sie sich verflucht und sich gefragt, wie sie auf die Idee kommen konnte, daß sie ein Leben wie alle anderen führen könne.
Sie legte den Kopf an den Hals des Pferdes und dachte an ihre Mutter. Ihr Vater hatte alle Ehren für seine Reisen und Reisetagebücher eingeheimst, aber alle Verwandten und Freunde der Familie wußten, wieviel er ihrer Mutter verdankte. Wenn es nicht die stille Zähigkeit von Amy Littleton gegeben hätte, wäre Jefferson Worth anonym gestorben wie viele hundert Waldläufer vor ihm.
Maddie empfand ein großes Bedürfnis, ihre Mutter wiederzusehen, mit ihr zu reden, ihren Rat zu suchen, sich von ihren Armen halten zu lassen. Sie schloß die Augen und erinnerte sich daran, was ihre Mutter ihr an jenem Abend gesagt hatte, als sie zum erstenmal für ihren Vater gesungen hatte.
Danach hatte Amy Worth ihre Tochter ins Bett gebracht.
»Was wird jetzt aus mir werden? « hatte Maddie ihrer Mutter zugeflüstert.
Amy hatte tief Luft geholt. »Aus irgendeinem Grund hat Gott dich mit einem Talent gesegnet - oder verflucht. Er hat dich auserwählt und ausgesondert von den anderen. Und von jetzt an wird dein Leben nicht mehr so sein wie bisher. Du bist noch sehr jung, aber du mußt dich jetzt entscheiden, ob du dich zu deinem Talent bekennen oder es verstecken willst. «
»Oh, ich will mich dazu bekennen. «
Amy hatte ihr Lächeln nicht erwidert. Statt dessen hatte sie sie an den Schultern gefaßt und hochgehoben, daß sie ihrer Mutter ins Gesicht sehen mußte. »Hör mir zu, Maddie - hör genau zu. Wenn du dich dafür entscheidest, dein Talent zu ehren, wirst du niemals so ein Leben führen wie andere Leute. Es wird wunderbare Höhepunkte geben, aber auch eine Verzweiflung, die andere Leute nie kennenlernen. Du mußt alles , was zu deinem Talent gehört, in Kauf nehmen -verstehst du mich? «
Maddie hatte damals keine Ahnung gehabt, wovon ihre Mutter eigentlich redete. Für sie war Singen ein Vergnügen gewesen und nichts sonst.
Ihre Mutter hatte ihr forschend ins Gesicht geblickt. »Ich werde deinem Vater nur erlauben, eine geeignete Lehrkraft für dich zu suchen, wenn du es willst. «
»Ich will es. Ich singe gern. «
Amy hatte ihre Tochter ein wenig geschüttelt. »Nein -Gern haben genügt nicht. Du mußt es lieben. Maddie, ein Talent wie deines bedeutet alles oder nichts. Dein Verlangen muß so groß sein, daß du nichts lieber tust auf der Welt als singen.
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