Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
stirnrunzelnd an. »Mußt du es denn versuchen?«
Sie nickte. »Aus vielerlei Gründen. Ich glaube vor allem, weil ich mit mir selbst in Frieden leben will, wenn die ganze Sache vorüber ist.« Ihre Finger griffen nach dem Waffengürtel, der zusammengerollt auf dem Tisch lag. »Das und den Rucksack lasse ich bei dir.«
Er kratzte sich an der Braue. »Du denkst in dieser Angelegenheit nicht klar, Serroi. Es wäre nicht allzu schwer, dem Domnor eine Nachricht zukommen zu lassen, die ihn vor dem Komplott warnt, und das ganze, ohne deine oder meine Deckung preiszugeben.«
Serroi schüttelte den Kopf. »Du hast recht, es wäre ziemlich einfach. Was würdest du davon halten, wenn man dir eine;, solche Nachricht zuspielte?«
»Bist du denn überzeugt, daß er
dir
glauben wird?« Ein Mundwinkel zuckte hoch, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, Pero, aber ich glaube, die Chance, daß ich ihn überzeugen kann ist größer.« Sie beugte sich nach vorn. »Die Nearga-Nor scheinen hier eine Versammlung abzuhalten; ich habe auf der Hochstraße ein Dutzend von ihnen ankommen sehen. Warum? Wie viele von ihnen halten sich tatsächlich hier auf? Hern ist kein Narr, er wird sich selber fragen, was hier eigentlich vorgeht. Es liegt nicht an der Mondensammlung; die Norim haben, wenn es sich irgendwie vermeiden läßt, mit der Jungfrau nichts zu schaffen.« Sie stand auf. »Wenn ich nicht zurückkomme, sag Yael-mri, sie soll an meinen Noris denken, ich rieche ihn förmlich hinter all dem.« Sie stülpte sich die Mütze über und stopfte einzelne Strähnen darunter. »Kann ich einfach hinausgehen?«
Er trat zur Tür und öffnete sie. »Geh einfach. Kein Problem.«
Die Seitenstraßen lagen leer und ruhig in der klaren Morgendämmerung. Der Osten glühte mit Schichten von Rot und Gold, die sich in den schaumigen Pfützen spiegelten. Serroi machte einen Bogen um die Lachen und schlug den Weg zur Hauptstraße ein, wo Straßenverkäufer bereits Mondplätzchen in Fett ausbuken. Die Straße füllte sich mit den starken, heißen Düften von Öl und Schlagteig. Jongleure und Bettler, Handleser und Spieler, Diebe und Akrobaten, sogar ein paar unbedeutendere Norids hatten sich am Vortag der Mondensammlung unter die Pilger gemischt und scharten sich nun alle um die Kuchen- und Verkaufsstände oder bereiteten sich auf den späteren Zustrom neuer Pilger vor.
Geldernte.
Serroi schlenderte lächelnd dahin. Für die Menschen von der Straße waren das keine Feiertage. Was sie mit Kunstfertigkeiten von Hand oder Kopf einnähmen, würden sie durch die weniger spektakulären Tage der Mondenzerstreuung bringen. Jongleure und Akrobaten aßen die kleinen Kuchen, wischten sich die fettigen Hände an den Hosen ab und begannen, ihre Kunststücke zu üben. Die Bettler richteten sich mit ihren frisch schwärenden Wunden an ihren Straßenecken ein. Auch sie übten ihr bestes Stöhnen und demonstrierten sich gegenseitig ihre Behinderungen. Tänzer wärmten sich auf, streckten und drehten sich und lockerten ihre Körper. Straßenmusikanten bauten ihre Notenständer auf, bliesen versuchsweise in Flöten, stimmten andere Instrumente, während Sänger Fetzen aus populären Liedern oder Hymnen auf die Jungfrau intonierten. Glücksspieler übten miteinander ihre Kunstgriffe. Die wenigen früh aufgestandenen Pilger waren weitgehend ernst; doch selbst die lachenden, scherzenden Besucher waren auf dem Weg zum Tempel.
Serroi kam an ein, zwei Taschenspielern vorüber, die sich Opfer geschnappt hatten und zog ihre Nase kraus, als sie die Bauern über Muscheln, Karten oder Plättchen gebeugt sah in ihrem Bemühen, ihre Position zu verbessern. Sie spazierte durch das geräuschvolle, bunte Leben, das die Hauptstraße erfüllte, und ihre Laune besserte sich, bis ein Sleykyn auf die Straße trat und den Weg zum Zentrum einschlug. Seine Schlangenmaske glitzerte, sein Säbel schlug leise gegen den Rock aus metallbeschlagenen Velaterstreifen, der seine Leistengegend schützte. Seine Peitsche aus Velaterleder hing zusammengerollt in einem Lederbeutel an seiner Linken, daß nur der Griff zu sehen war. Er konnte diese Peitsche in weniger als einer Sekunde ziehen und damit zuschlagen, wie Serroi nur zu gut wußte. Sie faßte nach ihrer Schulter, wo der Schnitt immer noch juckte. Er trug schwere Lederhandschuhe mit Metallbeschlägen und schenkelhohe Stiefel, besetzt mit den Streifen von Velaterhaut, daß sie einem Menschen mit einem einzigen gutplazierten Tritt die Haut vom Leibe
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