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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und seinen Gefährten am Himmel war die Nacht hell genug, aber das Mondlicht war trügerisch und täuschte sie mit den scharfen umrissenen Schatten, die sich vom Sonnenschatten so sehr unterschieden, daß sie ihre ganze Tiefenwahrnehmung umwarfen.
    Als die Sonne aufging, hatte sie die Quelle noch nicht erreicht. Das Ziehen in ihrem Augenfleck war so stark, daß sie weiterging. Ehe das Gestein so heiß wurde, daß es sie verbrannte, sah sie staubiges Grün und ein paar Vögel, die auf ledrigen Flügeln dahinschwebten.
    Die Quelle ergoß sich aus dem Fels und strömte in südöstliche Richtung als kleiner, laut plätschernder Bach davon. Um ihn her stand gedrungenes Gesträuch, in Felslöchern und Büschen waren Vogelnester und ein paar kleine Nager.
    Sie trank – diesmal vorsichtig – und schaute sich dann um. Ein Nagetier schob eine zitternde Nase unter einem Stein hervor, bekam Gesellschaft von einem zweiten, dann einem dritten, die sie alle aus strahlenden Knopfaugen ansahen. Wieder überwand sie sich und ging vorsichtig umher, um kleine Steine zu sammeln. Sie machte die Augen zu und schlug sie wieder auf. Die Nager waren immer noch da. »Die Jungfrau möge mir verzeihen, kleine Brüder«, flüsterte sie und warf dann einen Stein nach dem anderen. Zwei Nager fielen tot um, der dritte verschwand.
    Sie rieb sich die Augen, seufzte dann, setzte sich hin und häutete die Tiere mit einem kleinen Stückchen messerscharfen Steins. Das Fleisch war roter und süßer als das der Echse. Als sie es verzehrt hatte, untersuchte sie die Nester, nahm drei von den Eiern, saugte den Inhalt aus und warf die Schalen fort. Sie trank noch einmal, spuckte den ersten Mundvoll aus, trank ausgiebig und verharrte dann einen Augenblick mit untergetauchtem Gesicht.
    An dieser Wasserstelle blieb sie zwei Nächte und drei Tage lang, träumte und mühte sich, ihre Träume zu verstehen und war immer weniger bereit, das anzunehmen, was sie ihr scheinbar sagen wollten. Zum ersten Mal fühlte sie sich schrecklich einsam und wagte es nicht, sich mit den Tieren anzufreunden, die sie doch als Nahrung brauchen würde. Sie wollte und konnte nicht mit ihnen spielen, zu ihnen sprechen, wenn sie sie später töten und essen mußte.
    Als der dritte Tag sich dem Ende zuneigte, trank sie aus der Quelle und machte sich auf den Weg den Bach entlang. Die Monde standen bereits tief in ihrer Bahn, als der Himmel so dunkel wurde, daß sie zu sehen waren. Der kleine Bach fing ihr Licht und sang und strahlte im milchig weißen Schein. Als sie so neben dem Bach entlangging, empfand sie eine Art Seelenverwandtschaft mit dem hüpfenden Wasser und einen größeren Frieden als jemals zuvor in ihrer Erinnerung. Sie spürte, welche Kraft in ihr gewachsen war; der Zug durch die Wüste hatte sie geläutert, geprüft, und sie hatte dadurch gewonnen. Sie ging in gleichmäßigem Tempo neben dem Bach her und summte vor sich hin. Die Flugträume und die merkwürdigen Dinge, die danach geschehen waren, verblaßten in ihrer Erinnerung. Sie fühlte sich körperlich stark und strotzend vor Gesundheit und wollte gerne mit den Mondschatten tanzen. Vier Monde gingen unter, zwei standen hoch, und bald waren es vier und fünf. Es war ein weitausholender, prächtiger Tanz. Die Mondschatten der verstreuten Sträucher tanzten in ihrer Vielfachausgabe wie ein dunkles, lautloses Lachen. Sie und ihre eigenen Füße tanzten in zuckenden Schatten. Dann warf sie die Arme zu Seite, wirbelte immer wieder herum, rief ihre Freude
    in die dahinziehende Brise, sprang planschend in den Bach und trat Fontänen schillernder Silberblasen in die Luft. Nach einer Weile ging sie wieder ruhig und zufrieden weiter.
    Als nur noch drei Monde am Himmel standen und diese schon tief am westlichen Horizont, sickerte der Bach in eine Felsspalte. Serroi sank auf die Knie, zitterte angesichts dieses Widerhalls aus ihrem Traum. Sie reckte sich auf den Knien empor, neigte den Kopf zurück und warf die Arme hoch. Das Sternenfeld blühte und die Tänzer schaukelten wie Wiegen am Horizont. Dann beugte sie sich nach vorn, lauschte, wie das Wasser dröhnend hinabfiel und hörte das Echo dieses Dröhnens hohl in ihrem Innern. Tränen standen in ihren Augen. »Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht aufgeben.« Sie beugte sich zum Wasser, spritzte sich das kühle Naß ins Gesicht und trank in tiefen Zügen. Mit größerer Energiedemonstration sprang sie auf die Füße und ging weiter. Als sie mehrere Schritte entfernt

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