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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zu sprechen.
    Serroi schob sich um den Stuhl und setzte sich; ihre Zehenspitzen baumelten eine Handbreit über dem Fußboden, sie fühlte sich unbehaglich und wurde ein wenig ärgerlich über die Behandlung. Die verschleierte Frau faltete die Hände im Schoß und wartete. Serroi biß sich auf die Lippen, dann hob sie den Kopf und starrte den Schleier herausfordernd an. »Sind Sie die Tochter?«
    Der verborgene Kopf nickte eine graziöse Bestätigung. Serroi wartete und schwieg.
    »Die Augen der Jungfrau sind wie Bergseen, gleichzeitig grünbraun und voll der Weisheit jenseits alles menschlichen Begreifens.« Die Stimme der verschleierten Frau klang warm und fast so tief wie die eines Mannes.
    Serroi entspannte sich; sie kannte die Stimme. Sie zog ihre Handschuhe aus und streckte ihre Hände vor.
    »Die kleine Meie!« Der verschleierte Kopf der Tochter hatte sich vom Gesicht den Händen zugewandt. »Du sagst, du hättest eine Botschaft?«
    Erleichterung durchströmte Serroi wie ein Hochgefühl; sie konnte ihre Bürde in die Hände dieser Frau legen und die schreckliche Verantwortung, die auf ihr lastete, abgeben. Sie beugte sich vor und berichtete eifrig. »Ich bitte Sie, Doman Anas. Glauben Sie mir, was ich Ihnen nun erzähle.«
    »Sprich, Meie, ich werde dich anhören.« Der kühle Beiklang der Stimme mahnte Serroi, so überzeugend wie möglich zu sprechen. Die Worte sprudelten von ihren Lippen, als sie die Ereignisse schilderte, die ihrer Flucht aus Oras vorausgegangen waren, und sie kam zum Ende: »Bitte, Doman Anas. Glauben Sie mir und bringen Sie mich zum Domnor, damit ich ihn warnen kann.«
    Die Tochter hob die Hände und klatschte zweimal. »Oh, ich glaube dir durchaus, kleine Meie.« Ein leises, dahinplätscherndes Lachen. »Das tue ich wirklich.« Sie stand auf.
    Serroi hörte ein Klappern hinter sich. Sie schoß vom Stuhl empor und herum.
    Durch den Bogen am anderen Ende des Audienzzimmers trat ein Sleykyn.
    Sie wandte sich rasch um.
    Ein zweiter Sleykyn stand direkt hinter der verschleierten Gestalt.
    »Warum, Tochter?« Serrois Stimme klang gequält. »Warum?«
    »Leiste keinen Widerstand, kleine Meie.« Die Stimme der Tochter hatte nun einen scharfen Beiklang. »Der Sleykyn muß dir sonst das Fleisch von den Knochen reißen. Und du hast nicht viel davon, nicht wahr?«
    Der Wandbehang teilte sich erneut, und ein Norit trat heraus. Serrois Augen wurden größer, als sie den Minarka erkannte, den sie auf der Hochstraße gesehen hatte. Sein rostbraunes Haar hatte er aus dem Gesicht gekämmt und im Nacken mit einem schmalen schwarzen Band zusammengebunden, dessen Enden er nach vorne gezogen hatte, daß sie ihm auf die Brust flatterten. Seine Augen waren Kupferspiegel, kühl und abschätzend, denen nichts entging. Er ließ die Hand auf die Schulter der Frau sinken und betrachtete Serroi eindringlich. Nach einer Weile runzelte er die Stirn. »Sie wird durch etwas beschützt.«
    Die Tochter hob eine schmale, weiße Hand und legte sie auf die seine. Ihr beiläufig besitzergreifendes Gehabe drehte Serroi den Magen um. »Sie ist nicht durchsucht worden. Hast du gehört, was sie gesagt hat?«
    »Natürlich. Man muß sich fragen, wie viele bereits ihre kleine Erzählung gehört haben.« Sein Blick glitt wieder über Serroi. »Trotzdem machte das keinen großen Unterschied. Die Sache ist so gut wie gelaufen. Wenn die Angelegenheit erledigt ist, würde ich gerne ihre Besonderheiten noch etwas ergründen. Steck sie in das Plazverlies und vergiß sie solange.« Seine Hand schloß sich um ihre Schulter, als wollte er sie zerquetschen. Sie lehnte ihren verschleierten Kopf an ihn zurück und atmete so hart, daß ihr Atem den Schleier bewegte. »Dann kannst du mit ihr spielen, mein Sicamar.« Seine Worte enthielten eine Spur von Erheiterung, doch sein Gesicht blieb reglos. Wieder drückte er die Schulter der Frau, und trat dann hinter die Wandteppiche zurück.
    Serroi schluckte, schluckte erneut und hielt fast für unglaublich, was sie gerade gesehen hatte. Die Tochter – die der Jungfrau am nächsten stehen, am stärksten, weisesten und vernünftigsten sein sollte. »Warum?«
    »Warum nicht?« Verachtung klang aus der Stimme der Tochter. Sie würde ihr Verhalten weder rechtfertigen noch sich die Mühe machen, es jemandem zu erläutern, der nicht die Macht besaß, sie zu bedrohen. Serroi begann zu schaudern.
Spielzeug eines Nors. Wieder. Bei der Jungfrau, schon wieder.
Die Tochter beobachtete in zornigem Schweigen mit

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