Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
stolperte halb von Sinnen weiter, machte Bögen um immer größere Findlinge, bis sie schließlich jeglichen Orientierungssinn verlor.
Plötzlich begann ihr Augenfleck wie rasend zu pochen. Sie lehnte sich gegen einen Findling, um sich auszuruhen und zu lauschen und hielt beim Warten den Atem an. Sie hörte ein dünnes Rinnsal, ein schwaches Blubbern. Sie drückte sich von dem Stein ab, ging ein halb Dutzend Schritte und fiel neben einem schimmernden, kleinen Teich am Fuße eines steilen Hanges. Sie tauchte eine zitternde Hand in die Pfütze und starrte auf das Wasser, das quecksilbrig darüberfloß. In dem dunklen und geheimnisvollen Teich sammelte sich das Sternenlicht und strahlte gebrochen zu ihr zurück. Wieder tauchte sie ihre Hand ein und konnte gar nicht ganz glauben, daß sie dem Leben zurückgegeben sein sollte.
Sie streckte sich flach auf den Boden und hielt ihr Gesicht in die kühle Flüssigkeit, trank und trank, bis sie nichts mehr aufnehmen konnte. Das Wasser war ein Genuß, in ihr und um sie herum. Und dann verkrampfte sich wie in ihrem Traum ihr Magen. Sie schnappte nach Luft, ging auf die Knie hoch, hielt die Hände vor den Leib geschlagen, stöhnte und warf sich herum, während die Schmerzen sie quälten. Doch nach wenigen Augenblicken erinnerte sie sich an die Lehren des Traumes und bekam ihren Körper in die Gewalt. Sie streckte sich keuchend in den Sand, bis die Sonne am östlichen Horizont die ersten Lichtstrahlen warf und sie mahnte, sich ein Obdach zu suchen. Sie rappelte sich auf die Beine und schaute sich um. An einem Felshang, der etwa doppelt so hoch war wie sie, lehnten ein paar Findlinge und bildeten einen Hohlraum, der groß genug schien, sie aufzunehmen. Sie zog ihren Umhang aus; tauchte ihn ins Wasser und setzte sich dann mit dem triefenden Poncho bekleidet in die Höhle.
Sie schlief den Morgen durch, schlief besser als seit Tagen und träumte ein wenig ohne die lebhafte Wahrnehmung des vorm gegangenen Tages. Sie erwachte von einem schwirrenden Geräusch und von einem Kitzeln am Bein. Eine kleine, graugrün Echse lief an dem Findling neben ihrem Knie entlang. Sie sah zu, wie sie in den Schatten huschte und wieder heraus und schließlich sich ihrem Kopf näherte. Sie überwand ihren Widerwillen, schnappte die Echse von dem Stein und tötete sie. Mit einem scharfkantigen, flachen Stein häutete sie das Tier, aß das Fleisch roh von den kleinen Knochen und wagte sich dann in die Sonne hinaus, um im Teich Gesicht und Hände zu waschen. Sie nahm nach dem bitteren Lehrgeld, das sie bezahlt hatte, nur ein paar Mundvoll Wasser, feuchtete ihren Umhang wieder an und ging zurück, um den Rest des Tages zu schlafen. Sie blieb auch in der folgenden Nacht bei der winzigen Quelle, um weiter auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen. Sie verzehrte weitere Echsen und aß von den bitteren Kräutern, die in den Felsspalten wuchsen. Als die Sonne wieder unterging, trank sie, soviel sie konnte, tränkte alle ihre Kleider in dem Teich und schlang sie um sich. Sobald sie ihre Richtung gefunden hatte, kletterte sie die Findlinge hinauf, zog sich an dem steilen Hang empor und schlug den Weg zur nächsten Wasserstelle ein.
Der harte Boden war mit scharfen Felsstückchen übersät, die bis auf den Knochen schneiden konnten, wenn sie ungeschickt auftrat. So kam sie langsamer voran, und der Weg zehrte stärker an ihren Kräften; sie fühlte, wie ihre Knochen wieder zu glühen begannen, als ob sie die Hitze und Energie aus den Steinen aufnähmen, die sie bedrohten. Das Feuer hielt sie lange Zeit aufrecht und erlosch langsam, als sie Umwege um Erdspalten machen mußte, die zu breit zum Überspringen und zu steil – und zum Teil zu scharfkantig – zum Klettern waren.
Die Sonne ging auf, ehe sie eine zweite Wasserstelle gefunden hatte. Sie schlang die wenigen Kleider um ihren Kopf und ging weiter, bis sie eine Felsspalte mit erträglichen Wänden fand. Dort verbrachte sie den Tag mit Dösen und Warten. Nun, da sie wußte, daß Durst und Schmerzen ein Ende haben würden, da sie völlig überzeugt war, lebend aus dieser Wüste herauszukommen, war es gleichzeitig leichter und schwerer zu ertragen. Sie war ungeduldiger denn je, die letzten Kilometer Steine und Sand hinter sich zu bringen. Der Tag dauerte an und schien nicht enden zu wollen.
In dieser Nacht fiel ihr das Laufen schwer. Das Land stieg wieder an und über diese gnadenlose Oberfläche waren weit mehr Steine und Felsen verstreut. Mit Nijiloc Thedom
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