Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
unter der Haut.
Ich weiß nicht, was ich tun soll,
dachte sie,
ich würde ihr gerne trauen, aber...
Sie schaute an der Frau vorbei zu den Leuten, die im Lager herumgingen und stehenblieben, um sie zu beobachten. Nichts an ihnen bedeutete freundliche Aufnahme.
Die alte Frau runzelte die Stirn. »Damkil sta?«
»Ich kann kein Pehiirit«, sagte Serroi langsam und deutlich. Sie zog die Stirn kraus und suchte ihr Gedächtnis nach den anderen Sprachen ab, die sie gelernt hatte, obgleich für sie zu lesen und zu sprechen zwei verschiedene Dinge waren. »Gavarut vist'blec?« fragte sie und ihre Zunge stolperte über die Silben. Die alte Frau schüttelte den Kopf. Serroi fuhr mit der Zunge über die Lippen. »Um... mosmusweiwend?«
»N'alalay iy.« Wieder schüttelte sie den Kopf, daß die Ohrringe klapperten und ihre Zöpfe umherflogen.
»Mmm. Spaecen Mijloc?«
»Ah. Mijloc.« Die alte Frau nickte heftig, ihre Ohrringe wippten wild auf und ab.
Das ist ja schon hilfreich,
dachte Serroi. Sie drehte sich und glitt von dem Jamat herab, tätschelte dann das Tier und deutete in die Richtung der Wüste. »Ich habe es nicht gestohlen«, sagte sie ganz langsam und rang wieder um Worte. »Ich habe es dort draußen gefunden.« Beim Sprechen kamen die Worte flüssiger. Sie entspannte sich ein wenig und griff nach dem ausgefransten Haltestrick. »Siehst du?« Sie nickte, als die alte Frau das Seil ergriff und mit dem breiten Daumen über die Fransen fuhr.
Mit einem achtlosen Schulterzucken ließ die alte Frau das Seil fallen. Sie hatte offensichtlich kein großes Interesse an dem Jamat, nur an Serroi. »Wüste. Du?« Sie sprach mit starkem Akzent, und Serroi mußte einen Augenblick über die Worte nachgrübeln, dann nickte sie lächelnd. Die Frau erwiderte ihr Lächeln. »Prüfung?«
»Prüfung?« Serroi blinzelte sie an, begriff nicht, was die Frau meinte, dachte an den Noris und erschauderte. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was du mit Prüfung meinst.« Sie bewegte sich unruhig hin und her, ihre Augen schweiften über die Zelte und die unfreundlichen Leute, die dort herumgingen. »Was soll ich machen?«
Die alte Frau legte ihr eine breite, kräftige Hand auf die Schulter. Wieder sprang die Energie zwischen ihnen hin und her, doch Serroi hielt durch, bis nur noch ein ziemlich angenehmes Kribbeln übrig blieb. »Du bist durch das dunkle Tor geschritten und zurückgekehrt. Weißt du das nicht?«
»Ich hatte da einen Traum.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war nur ein Traum.«
»Du wirst ihn mir bald erzählen. Sagen eure Leute euch denn nichts über die Traumprüfung? Ach! Beachte gar nicht, was ich rede, meto.« Sie lachte, wieder tanzten die Ketten und hüpften die Ohrringe. Sie begann zu husten und schlug sich auf die Brust, um gleich noch mehr zu lachen. »Ich vergesse alle Höflichkeit, wenn ich etwas wissen will. Komm. Bist du hungrig, Kleines?« Sie führte Serroi zu einem abseits stehenden Zelt. Dahinter hockte ein Mädchen neben einem schwarzen Topf und rührte verdrießlich den Inhalt. Haß loderte in ihren schwarzen Augen auf, als sie Serroi hinter der alten Frau kommen sah. »T'mek!« zischte sie.
Die alte Frau trat zu ihr, riß sie hoch, schüttelte sie und fuhr sie an: »Davon, fena'kh!« Sie schob sie wieder hinab, deutete auf den Topf und einen Stapel Metallschüsseln neben dem Feuer. »Kulek chak m'lao.« Sie blickte Serroi über die Schulter hinweg. »Setz dich bitte, Kleines. Bald gibt es Essen, wenn diese kleine Viper sich besonnen hat, wie sie sich benehmen muß.« Das Mädchen starrte auf Serroi und schüttelte sich ihre Mähne aus dem Gesicht. »Siy!« fauchte sie, »Gidahi hich yilan-sa!« Die Hand der dicken Frau traf das Mädchen so wuchtig, daß es zu Boden fiel. Ohne ihr Jammern zu beachten, hob die Frau eine gesprungene Schüssel auf und schöpfte ein wenig von dem gekochten Fleisch und dem wilden Getreide hinein. Sie bückte sich und hob zwei flache, gräuliche Gegenstände von einem niedrigen Tisch neben dem Feuer auf. Mit einem letzten Blick auf das Mädchen trat sie zu Serroi und hielt ihr das Essen hin. »Iß, meto. Entschuldige wegen der Bira hier. Sie sagte, sie wollte lieber sterben, als dir zu essen zu geben.« Die alte Frau zuckte mit den Schultern und ging davon.
Serroi hielt die Eintopfschüssel in der einen, die beiden ledrigen Fladenbrote in der anderen Hand. Sie starrte auf die warmen Laibe. Bei all ihrem Hunger waren sie ihr ein wenig suspekt, doch dann dachte sie an die
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