Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
es voller Zweifel und war recht unglücklich bei dem Gedanken, den Schmutz eines anderen überzuziehen, obwohl es eigentlich ganz sauber aussah. Raiki schaute nachdenklich von dem Kleid zu Serroi und zurück. »Vielleicht ist es ein bißchen lang«, meinte sie nach einer Weile. »Probier es, damit wir sehen, um wieviel es kürzer gemacht werden muß.«
Die Tage des Sommers verstrichen langsam, und Serroi war Raikis Schatten. Sie weigerte sich nach wie vor, Raikis Zauberkünste zu erlernen, und wich ihnen mit einer Furcht aus, die tief in sie eingebrannt war. Sie wollte mit Zauberei nichts mehr zu tun haben. Was sie aus ihrem Leben machte, so war sie entschlossen, wollte sie allein mit der Kraft des Geistes und der Hand vollbringen. Das erschien ihr als eine bessere Lebensweise, obgleich sie Raikis Güte und die Tatsache, daß die Leute sie brauchten, nicht leugnen konnte. Sie unterdrückte energisch alle Erinnerungen an ihren Feuertraum in der Wüste und weigerte sich, noch einmal zu träumen.
Das Pehiiri-Mouscar umfaßte fünf Familien, mehr konnte das karge Land nicht ernähren. Und bei dem Land handelte es sich weniger um ein fest umschriebenes Gebiet als um eine Wanderstrecke und eine Reihe von Brunnen, die das Mouscar gegraben hatte und in Ordnung hielt. Sie zogen in jährlichem Turnus eine Schleife, im Winter südwärts die innere Biegung und im Sommer nordwärts den äußeren Bogen der Schleife. Als Serroi sich ihnen anschloß, befanden sie sich nahe am nördlichsten Brunnen.
Am jetzigen Brunnen lagerten sie noch einen Monat, dann packten sie die Zelte zusammen und zogen weiter. Serroi half Raiki, das Zelt abzubauen und ihre Habe auf den Rücken des Jamats zu schnüren, dann ging sie neben ihr her, als das Mouscar sich gemütlich zum letzten Brunnen in Bewegung setzte.
Die Tage waren heiß und staubig und zogen sich in die Länge. Sie konnten nicht schneller ziehen als die weidenden Berbeci. Serroi ging schweigend neben Raiki her, ein kleiner dunkler Schatten, der lauschte, während die Janja ihren Lehrling unterrichtete. Yehail vergaß niemals Serrois Anwesenheit. Ihre Augen schweiften ständig umher und funkelten triumphierend, wenn sie glaubte, Raikis Aufmerksamkeit alleine in Anspruch zu nehmen, und blitzten haßerfüllt, wenn ihre Unaufmercsamkeit gegenüber der Lektion ihr Schelte eintrug.
Die Nächte waren heiß, kein Lüftchen regte sich. Es gab kein Wasser zum Baden, ja kaum genug für die rituellen Gläser Cha, die die Männer abends ums Feuer herum tranken. Das Essen war kärglich. Sie hatten keine Zeit, nach wildem Getreide, Wurzeln und Kräutern zu suchen, um die fetten Eintöpfe zu ergänzen. Die Familien schliefen in ihren Kleidern, zusammengekauert in Lumpenmassen, die Frauen innen, ihre Männer in einem Kreis schnarchender Leiber um sie herum. Raiki und Serroi schliefen für sich, doch die Nachtgeräusche umgaben sie, das Stöhnen und Ächzen, das Weinen hungriger Babys, das stakkatoartige Klatschen nach umherhüpfenden Sandflöhen. Im mit Seilen begrenzten Pferch schoben die Jamati sich unruhig umher, scharrten im Sand, wieherten traurig, verstimmt über ihre täglichen Lasten und ruhelos unter den Monden. Ein wenig weiter draußen heulten und schrien die Berbeci, wanderten ziellos umher und versuchten manchmal, den Nachthirten zu entschlüpfen. Wenn es einem gelang, pflegte der Junge, der am nächsten saß, zu fluchen, rief seinen Begleiter und trottete dann über die Ebene, um dem Flüchtling zwischen den tanzenden Mondschaften nachzujagen, die solche Ausflüge zu einem ständigen Stolpern und Fallen werden ließen.
Das Mouscar erreichte den Nordbrunnen gegen Ende des neunten Tages. Die Zelte wuchsen schnell, da die Frauen und Mädchen flink daran arbeiteten, die Zeltwände zu spannen, Stangen zu setzen und Heringe einzuschlagen. Die Männer waren ausgezogen, das Weideland zu begutachten und Gras und Laubwerk anzusehen, um eine Vorstellung zu bekommen, wie gut alles in der Ruhezeit nachgewachsen war. Serroi half Raiki ihr Zelt aufzuschlagen, die Decken und Kissen drinnen auszubreiten und ruhig das Ungeziefer zu vertreiben, das aus dem Jamatfell und dem Sand, in dem sie während des Trecks geschlafen hatten, sich wieder gesammelt hatte. Yehail ging am Abend zu ihrer Familie zurück und überließ die beiden einer behaglichen Stille. Sie stapfte kochend vor Neid und Wut davon.
Serroi runzelte die Stirn über ihrem Cha und sah dem Mädchen nach, bis sie mit dem dunklen Haufen von
Weitere Kostenlose Bücher