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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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die Pilger ihnen auswichen, daß sie schließlich selbst einen Knoten im Magen fühlte.
    Es wimmelte in Oras von Norim. Sie hatte bereits ein halbes Dutzend der ominösen, dunklen Gestalten gezählt. Die Straße starb jedesmal für mindestens fünf Minuten aus, wenn einer von ihnen vorübergegangen war. Als sie ihren sechzehnten Sleykyn zählte, rieb sie sich den Magen und fühlte, wie eine innere Kälte sich in ihr breitmachte.
    Sie kaufte sich gerade eine Fleischpastete und ein sündhaft teures Eisgetränk, als sie Tesc mit seiner Familie auf sich zuschlendern sah. Sie bezahlte und huschte dann hastig in eine Nebenstraße. Coperic hatte sie gebeten, mit niemandem zu sprechen, und sie fühlte sich ohnehin nicht in der Laune, irgendwelche Fragen zu beantworten. Die Zwillinge konnten in einem einzigen Atemzug mehr Fragen stellen als ein anderer bei fünfzig. Sie seufzte und schlug einen Bogen zurück zur Hauptstraße.
    Sie lutschte an dem Eis und kaute auf der heißen, saftigen Pastete und schlenderte weiter, bis sie zum Platz kam. Sie spazierte um den großen Steinblock und starrte zu den Türmen hinauf. Als sie zu dem kleinen Gäßchen aus der Erzählung der Meie kam, schaute sie voller Neugier hinab.
    Drei Sleykynin lehnten an dem Stallgitter und beobachteten sie. Ein weiterer flegelte sich an dem Gebäude neben dem Eingang herum. Sie zwang sich, langsam und ruhig zu gehen und kehrte zur Hauptstraße zurück.
    Sie schaute einmal zurück, konnte nichts sehen, ging weiter und tauchte in die Menschenmenge, die über die Hauptstraße wogte. Als sie stehenblieb, um den Darbietungen einer Artistengruppe zuzuschauen, spürte sie, wie hinter ihr Schweigen einkehrte. Sie drehte sich um und sah einen Sleykyn die Truppe beobachteten. Er sah sie nicht an, und genau das tat er zu augenfällig.
    Dinafar ging mit schweißgebadeter Stirn und klopfendem Herzen weiter. Sie dachte daran, wie ruhig und gelassen die Meid stets nach einem Ausweg gesucht hatte, näherte sich langsam dem Tempel, zwängte sich zwischen den Pilgern hindurch und versuchte stets ein paar zwischen sich und dem Sleykyn zu halten. Obwohl er nicht auf sie achtete, befand er sich stets hinter ihr und immer in der gleichen Entfernung. Sie wußte nicht, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, vielleicht einfach nur die Tatsache, daß sie in dieses besondere Gäßchen hineingespäht hatte. Aber sie konnte dieser Frage nicht allzuviel Gedanken widmen; sie hatte andere Sorgen. Als sie das Tor zum Tempel erblickte, mußte sie sich zwingen, nicht panikerfüllt darauf zuzustürzen, doch die große Menge der Pilger genügte, ihre Hitze abzukühlen. Sie tat es unbewußt der Meie nach, indem sie sich einer größeren Pilgerschar anschloß und hineinschlüpfte.
    Sie stellte sich hinter eine 'der Säulen, ließ die Gebetskette durch zitternde Finger laufen und beobachtete den Sleykyn, der am großen Tor vorüberging. Er konnte nicht hereinkommen, ohne seine Waffen abzulegen, also würde er nicht kommen. Sie seufzte erleichtert, dankte insgeheim Coperic und wischte sich die Schweißtropfen von Gesicht und Armen. Der Frieden des Tempels begann ihr rasendes Herz zu beruhigen, so daß sie umherschlenderte und die ständig wechselnden Jungfrauenbilder betrachtete.
    Im Laufe des Nachmittags strömten immer mehr Pilger in den Tempel. Schon bald war Dinafar zwischen mehreren Familien eingekeilt, deren Mütter den Kindern zischend Ruhe geboten und deren Väter jenen eine Kopfnuß verpaßten, die nicht hören wollten. Eine Familie holte ihre Gebetsketten heraus und begann Lobgesänge anzustimmen. Eine andere Familie fiel ein. Der leise Gesang breitete sich rasch in dem Säulenwald aus. Zum ersten Mal empfand Dinafar zutiefst die Präsenz der Jungfrau. Sie vergaß ihre Furcht und ihre Sorge und bebte vor Ehrfurcht, die zu einem Hochgefühl des Geistes anschwoll, das sie über sich selbst hinaus erhob.
    Der Gesang erstarb zu einem Murmeln, als die Tochter und ihre Gehilfinnen durch die Tür kamen und das Podium betraten; eine grau verschleierte Gestalt, flankiert von zwei Mädchen in Silber, die geduldig warteten, während die Familien zwischen den Säulen sich erhoben und brennende Kerzen auf die Säulen stellten. Tausende von Kerzen. Der Tempel erglühte in flackerndem, goldenem Licht, während oben die Wolken zum letzten Unwetter der Mondensammlung aufzogen. Die Schatten tanzten, als Hände sich erhoben und herabsanken. Die Tochter stimmte den Gesang der Mondensammlung an, drehte sich

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