Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
Mädchen war so überrascht, daß es fast aus dem Sattel fiel. Als Dinafar ihr Gleichgewicht wieder erlangt hatte, beugte sie sich nach vorn, bis ihr Gesicht auf dem Hals des Tieres ruhte. Dann hob sie den Kopf und betrachtete die Meie durch einen Nebelschleier der Erschöpfung. Sie sah, wie diese ihren Kopf von Seite zu Seite drehte, als erfühlte sie so ihre Richtung. Mit einer schnellen, gewohnheitsmäßigen Handbewegung strich sie ihre rostbraunen Locken zurück und gab dem Macai durch Kniedruck den Befehl zu langsamer Gangart. Mit lautlosem Stöhnen trat Dinafar das Macai. Es war eine unbeholfene Geste, aber das Tier setzte sich in Bewegung.
Nach dem Aufstieg an einem felsigen Hang, der so endlos lange dauerte, daß Dinafars Beine nicht mehr taub waren, sondern brannten, als hätte sich der Rumpf des Macai in glühende Kohlen verwandelt, ritt die Meie in einen schmalen Felsspalt. Erst tauchten sie in Finsternis ein, dann kamen sie wieder ans Licht und standen im Freien. Die Qual hatte ein Ende, als das Macai schaukelnd zum Stehen kam. Kleine Hände berührten ihren Schenkel. »Laß dich herunterrutschen.« Die herzliche, heisere Stimme durchschnitt wässerige Wellen der Erschöpfung, die Dinafar überfluteten. »Beug dich vor und laß los. Ich werde dich nicht fallen lassen.«
Dinafar saß schwankend, unfähig sich auch nur zu rühren, dann beugte sie sich zur Seite und ließ sich fallen.
Die Hände fingen sie auf. Für einen Augenblick wurde sie gegen den kräftigen, kleinen Körper der Meie gedrückt, dann ins kühle, tiefe Gras ausgestreckt. Sie genoß das Gefühl, absolut reglos zu liegen. Hände streckten ihre Beine und zogen ihren Rock herab. Ein feuchtes Tuch fuhr über ihr Gesicht, dann über ihre Arme. Sie schlug die Augen auf.
Die Meie kniete wieder mit dem gequälten Ausdruck in den Augen neben ihr. Sobald sie jedoch bemerkte, daß Dinafar sie beobachtete, war er auch schon verflogen. Sie lächelte. »Schön. Du wirst dich bald besser fühlen.« Auf den Knien rutschte sie neben Dinafars Körper entlang bis zu deren Füßen.
Dinafar hatte niemals Schuhe getragen. Sie wußte, ihre Füße waren narbig, häßlich und schmutzig. Sie wollte sie fortziehen, doch die Meie nahm sie in ihre überraschend kräftigen Hände, ignorierte Staub, abgebrochene Nägel, Risse und Kratzer und die dicke Hornschicht auf den Sohlen und begann erst den Knöchel, dann die Zehen zu massieren. Dinafar keuchte erschrocken, dann seufzte sie vor Vergnügen, als der lähmende Schmerz aus ihren Beinen wich. Nach einer Weile wurde sie dann sehr verlegen, als die Meie ihre Waden massierte.
Die Meie blickte hoch. »Hab keine Angst, Kind.« Ihre Stimme klang erheitert. Die orangegoldenen Augen zwinkerten Dinafar zu. »Was immer du von uns gehört hast, ich versuche dich nicht zu verführen.«
Dinafar spürte durch die Hitze und Spannung in ihrem Gesicht, daß sie scharlachrot anlief. Sie stammelte: »Ich habe nicht ... ich ...«
Die Meie lächelte. »Ganz ruhig, Dina.« Sie arbeitete weiter an Dinafars verknoteten Wadenmuskeln, bis sie die meisten Verkrampfungen und Verspannungen herausmassiert hatte, dann stand sie auf, streckte sich und schaute hinab. »Besser?«
Dinafar setzte sich auf. »Ja.« Sie zog die Beine an, schlang die Arme darum und besah sich die Gegend mit beachtlicher Neugier.
Sie saß inmitten eines kleinen, üppig grünen Tals, wie in einem tiefen Loch im Gestein. Der Rasen unter ihr war kühl und grün, die Halme des drahtigen Grases wuchsen sehr dicht. An einer Felswand speiste eine Quelle klaren, kalten Wassers einen Teich, der niemals voll zu werden schien. Oberhalb der Quelle stand recht kunstvoll in den Stein gemeißelt eine großäugige, üppig weibliche, aber offensichtlich nicht menschliche Gestalt. »Wer ist das?«
Die Meie blickte zu dem Abbild. »Die Jungfrau«, sprach sie ruhig. »So wie die Creasta Shurin sie sehen. Dies hier ist ein heiliger Ort.«
»Creasta Shurin?« Dinafar runzelte die Stirn. »Ich dachte, die gäbe es nur im Märchen.«
Die Meie lachte. »Nein, ganz bestimmt nicht.« Sie löste ihren Waffengürtel und ließ ihn neben Dinafar fallen. »Sie sind nur scheu und froh, wenn sie nicht gesehen werden.« Sie entspannte ihren Bogen und legte ihn sorgsam auf den Gürtel ab, damit er nicht mit dem Gras in Berührung käme. »Sie haben gute Gründe, sich von den Menschen fernzuhalten, zu viele ihrer Art wurden ihrer Pelze wegen getötet, doch sie sind mit den Biserica verbündet,
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