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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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jahrelange Konditionierung machte das schwer. Ihr Körper war verkrampft, als sie nach einer Handvoll Beeren griff und dann das Brot zu essen begann. Sie griff ungeschickt nach der Tasse, um einen Mundvoll Brot hinabzuspülen, das ihr plötzlich zu trocken erschien. Sie trank, und ihre Hände zitterten, so daß Wasser von ihren Lippen tropfte und sie sehr verlegen machte. Sorgfältig wischte sie den Rand der Tasse an ihren Ärmel und fuhr sich dann mit dem Arm über den Mund. Als sie hochblickte, lächelte die Meie ihr ernst zu. »Geh es langsam an, Kind«, sagte die Meie. Das wortlose L , Verständnis in ihrem Gesicht hätte Dinafars Unbehagen mildern sollen, doch statt dessen stachelte es ihren Zorn an. Das war ein Eindringen in Bereiche, zu dem sie die Meie nicht aufgefordert hatte. Die schüttelte den Kopf. »Entspanne dich und akzeptiere soviel du kannst. Du hast viel zu lernen. Am Biserica gibt es keine Kasten.« Sie beobachtete Dinafar noch einen Augenblick lang und nahm dann eine körperliche Gelassenheit an, die auf eigentümliche Weise ansteckend wirkte. Sie ging auf Dinafar über, die sich allmählich in einen Traumzustand jenseits von Erstaunen und Zorn fallenließ. Sie aß langsam, und als sie fertig war, strich sie Brotkrumen von ihrem Mund und Schoß, blieb dann mit im Schoß gefalteten Händen der Meie gegenüber sitzen und ließ sich durch die Stille des Shurini-Schreins und die Heiterkeit der Meie einen Frieden bringen, wie sie ihn niemals zuvor empfunden hatte. Das winzige Tal war erfüllt von Geräuschen – dem Grasen der Macain in dem kurzen, üppigen Grün, dem Flüstern des Windes in den kleinen Bäumen, die in einer Reihe am Rande der Felsen wuchsen, dem Plätschern des Wassers in seinem Becken, dem gelegentlichen, wehmütigen Gesang eines Vogels oder dem Summen eines trägen Insekts. Die Sonne schien heiß, als sie ihren Zenit überschritt, doch sie war nicht unangenehm. Nach kurzer Zeit streckte Dinafar sich im Gras aus und versank in einen tiefen Schlaf.
     

DAS KIND: 4
    Mit der Zeit lernte sie ihn kennen. Nach drei Jahren im Turm kannte sie seine Launen, wußte, wann er sich dazu verleiten ließ, von sich zu erzählen, und wann er in keiner Weise Nähe ertrug. Ihr war klar, daß er eine gewisse Zuneigung für sie empfand. Daß diese ziemlich oberflächlich war, wußte sie auch. Sie war sich seiner niemals zu sicher und fühlte stets, daß seine Empfindungen für sie keinem allzu großen Druck standhielten. Sie wußte diese Dinge, ohne darüber nachzudenken. Mit ihren acht Jahren hatte sie für vieles, das sie instinktiv, aber nicht logisch wußte, noch keine Worte. Sie beobachtete ihn, versuchte ihm zu gefallen, schenkte ihm die Liebe, die sie gleichermaßen erfüllte und quälte, ihre Liebe, die niemals jemand hatte annehmen wollen – niemand außer den Tieren. Sie rang darum, so zu sein, wie er sie haben wollte, obwohl sie häufig nicht hätte sagen können, wie das eigentlich war. Er war kühl und prägnant mit einer Liebe zum Detail und der Forderung nach Perfektion, die sie manchmal in zornige Rebellion trieben. In den vergangenen zwei Jahren hatte er sie immer wieder geprüft, um die Grenzen ihrer besonderen Begabung herauszufinden, um zu erfahren, wozu das Organ hinter dem Augenfleck fähig war und wie weit sein Einfluß reichte. Sie verausgabte sich bis zur völligen Erschöpfung, um ihm zu gefallen, er jedoch war unersättlich. Sie überlebte und entwickelte sich, weil sie seinen Wissensdurst mit ihm teilte. Sie erlernte kleine Zaubersprüche, um Wind und Wasser zu befehligen. Sie lernte, Blitze abzuwehren und kleine Steine zu levitieren. Sie sah zu, wie der Noris in die Unterwelten tauchte und Dämonen rief, ja, sie sprach sogar mit manchen, wenn er es zuließ. Immer wieder berührte er ihren Augenfleck, strich mit den Fingern darüber, ließ sie darauf ruhen, als versuchte er, so dessen Substanz zu absorbieren. Manchmal verletzte er sie, manchmal erschreckte er sie; manchmal schien es ihr, all versuchte er in ihre Haut zu schlüpfen, so tief stieß er in ihn Empfindungen und Erkenntnisse vor, wenn sie den Fleck arbeiten ließ.
    Alles, was er über dieses Organ erfuhr, erfuhr auch sie. Sie wußte bereits, daß sie Tiere rufen konnte. Der Noris erklärte ihr, wie das geschah: Sie lockte sie über ihre Freudezentren indem sie sie mit Wohlbefinden belohnte, wenn sie taten, was sie wollte. Je länger sie ein bestimmtes Tier kannte, umso größer wurde ihre Herrschaft darüber, bis

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