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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und völlig zerstört war, hatte sie das Gefühl, aus einer inneren Wunde zu bluten, wo keiner es sehen konnte. Ohne sich recht bewußt zu sein, was sie tat, hob sie die Arme und überkreuzte sie eng auf ihrer Brust. Ihre Augen hingen an seinem Elfenbeingesicht, bettelten ihn an, sie doch zu beruhigen, damit sie ihn wieder lieben konnte, etwas zu sagen, das sie glauben mochte. Er saß und brütete, anscheinend gar nicht gewahr, daß sie sich im Raum befand.
    Sie stand zitternd auf und trat zu dem toten Chini. Sie kniete neben ihn, berührte das geschundene Fleisch, fuhr mit bebenden Fingern über die spitzen Ohren, blickte auf das offene Maul, wo die verletzte Zunge über gelbe Zähne fiel, und berührte die Blutspuren, die in langen Fäden von seinen Kiefern herab geronnen.
    Sie spürte die Augen des Noris auf sich gerichtet und erhob sich schwerfällig. Er runzelte die Stirn und war verwirrt über die Heftigkeit ihrer Gefühle. Als sie vor ihn trat, beugte er sich nach vorn und drückte sie auf die Knie, so daß sie sich innerhalb des Pentagramms zu seinen Füßen befand. Ein WORT ließ das Silber der Linien schwach aufleuchten. Ein zweites WORT, komplizierter, als sie jemals eines gehört hatte, schlug ihr entgegen und entriß ihr den Schmerz. Sie stöhnte und drängte sich dichter an den Noris, erfüllt von Übelkeit und Entsetzen.
    Über dem geschundenen Leib des Chini zog sich ein grauer Nebel zusammen. Er schwebte dort einen Augenblick und begann sich dann in ein Abbild des Tiers zu verwandeln. Mit rot unterlaufenen Augen, roter, über gelbe Zähne herabhängender Zunge, spitzen Ohren und einem großen, kräftigen Körper stellte der Dämon ein Zerrbild des Lebewesens dar und trug doch, so fühlte sie, einen Teil vom Wesen des Chinis in sich, wo Chini und Dämon zu einer schrecklichen Einheit verschmolzen waren, die ihren Magen rebellieren ließ. Das neue Wesen schlich sich von den Überresten des toten fort und schnupperte an den Silberlinien des Pentagramms.
    Serroi schreckte vor ihm zurück, drückte sich gegen den Thron und drängte sich noch heftiger an die Beine des Noris, während das Tier vor ihr auf und ab ging und ihr seinen stinkenden Atem ins Gesicht hauchte.
    Der Noris erhob sich. Mitten in der Luft entstand plötzlich eine glänzende Silberkette und schlang sich um den Hals des Dämonen. Er winselte kläglich und kauerte sich unterwürfig nieder. Mit einem WORT ließ der Noris das Silber des Pentagramms verblassen, dann drehte er sich um und starrte böse auf Serroi. »Geh in dein Zimmer, Serroi. Bring dich in Ordnung.« Er wirkte verärgert, als hätte sie ihn durch ihren Schmerz irgendwie gekränkt. Er stapfte aus dem Raum, in der Hand ein Ende der Silberkette, der Dämon trottete neben ihm her.
    Serroi schaute ihm traurig nach, dann wanderte ihr Blick zu dem Kadaver des Welpen. Sie konnte ihn nicht einmal begraben. Auf dieser kahlen Klippe gab es nicht einmal anständige, lebendige Erde. Sie stützte sich auf die Armlehne des Sessels und zog sich empor. Mit einem letzten Blick auf das tote Tier stolperte sie aus dem Zimmer und schleppte sich die Treppen hinab zu ihrem Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und zuckte bei dem dumpfen Knall von Metall auf Stein zusammen. Einen Augenblick lang blieb sie inmitten des kleinen Zimmers stehen und schaute sich unentschlossen um. Mehrere Pflanzen begannen zu welken. Unwillkürlich schritt sie auf sie zu und strich über die schlaffen Blätter und die braunen Flecken.
    Plötzlich mußte sie weinen. Sie warf sich auf ihr zerwühltes Bett, und ihr Körper zuckte unter Schluchzern.
     
    Nach der Abendmahlzeit, bei der sie nichts hatte essen können, ging sie ruhelos in ihrem Zimmer auf und ab, nahm Dinge in die Hand, stellte sie wieder fort und versuchte verzweifelt zu vergessen, was geschehen war. Sie mußte noch glauben können, daß er sie wenigstens gernhatte. Schließlich seufzte sie und ging zu ihm.
    Er schaute auf und lächelte ihr zu, dann drehte er sich wieder zum Feuer. Schweigend nahm sie neben ihm Platz. Nach einer Minute ergriff sie seine Hand und legte ihre Wange auf das kühle Fleisch. Sie mußte glauben, daß er sie schätzte, daß er eine gewisse Zuneigung für sie empfand, auch wenn er sie im Grunde genommen nicht verstand. So verstrichen mehrere Minuten, dann schaute sie hoch und begegnete seinem auf sie gerichteten Blick, in dem sich Neugier und eine gewisse Fassungslosigkeit widerspiegelten. Sie hielt den Atem an, doch er sagte kein Wort.

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