Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
vorüber, um hinter den Felsen zu verschwinden.
Serroi blickte hinauf zu den spärlich verstreuten, verblassenden Sternen. Die Traxim waren fort. Sie faßte nach der Wölbung in ihrer Geldkatze, lächelte und seufzte dann, als sie zu Dinafar zurückritt.
Der schwere Rock war immer noch feucht und klebte an den Beinen des Mädchens. Während Dinafar mit dem Gesicht in dem schwammigen Nackenkamm des Macai vergraben hing, durchliefen heftige Schauer den mageren Körper. Serroi hob die Hand und ließ sie wieder sinken. Dinafar brauchte keine Aufmunterung. Sie brauchte ein Feuer, etwas heißen Cha, trockene Kleidung und Schlaf. Serroi seufzte und schwenkte das Macai herum, um das Gelände ringsum zu sondieren. Obgleich ein breiter Waldstreifen den Hang weitgehend umhüllte, erkannte sie einen schimmernden Wasserlauf, der sich in schmaler Linie herabschlängelte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, brachte sie das müde Macai langsam in Richtung des Baches in Bewegung, das andere Tier folgte dicht hinter ihnen.
Sie zog an dem Wasserlauf entlang bis zu einer grasbewachsenen Lichtung, hielt das Macai an und schaute sich um. Da die Bodendecke hier dünn und steinig war, breiteten nur Gräser ihre verflochtenen Wurzeln aus und hielten den kleinen Platz von Büschen und Bäumen frei. Sie rutschte von ihrem Macai herab, streckte sich, gähnte, beugte und drehte ihren geschundenen Körper, um die Steifheit und die Verspannungen zu lösen.
Dinafar stöhnte und zog sich mühsam mit gerötetem Gesicht und fiebrigen Augen hoch.
»Diva?« Das Mädchen schwankte. Dinafars Lippen zitterten, aber sie konnte nicht sprechen. »Diva, laß dich zur Seite fallen, wie du's schon einmal gemacht hast.« Serroi sang die Worte geradezu. »Laß los, Kleines, laß los. Ich werde dich auffangen, laß los.« Sie behielt den leisen Gesang bei, bis sie sah, wie die verkrampften Finger des Mädchens sich lösten. Der schlaffe Körper schwankte und fiel dann wie ein Stein in Serrois ausgebreitete Arme. Serroi fühlte das kalte, klamme Mädchen gegen sich fallen, spürte das Fieber in ihrem Körper und das kalte Zittern in ihren Händen. Sie legte sie vorsichtig ins Gras und zog ihr die durchnäßten Kleider aus, ohne auf Dinafars schwache, entrüstete Proteste zu achten. Sie warf die Kleidungsstücke beiseite, riß die Deckenrolle hinter ihrem Sattel herunter, schlug sie auf, warf eine Decke zur Seite und schlang die andere um Dinafar.
Das wird vorläufig genügen müssen,
dachte sie. Sie warf einen Blick auf die erschöpften Tiere, die bereits weideten. Ihr
kommt später.
Sie trottete in den Schatten der Bäume und suchte nach Reisig.
Eine halbe Stunde später saß Dinafar in eine Decke gehüllt und nippte an Cha mit einer Prise Pyrnwurzel aus Serrois Waffengürtel. Der Fieberglanz war aus ihren Augen gewichen, die Rötung von ihren Wangen. Sie schloß die Hände um die Tasse, ihre Augen ruhten auf den Macain, die ganz in ihrer Nähe eifrig grasten. »Hättest du sie nicht besser anpflocken sollen, Meie?«
Serroi zupfte an dem Rock, den sie ans Feuer hielt. »Sie werden nicht weit gehen. Außerdem kann ich sie jederzeit mühelos zurückrufen.« Sie zuckte mit dem Finger über ihre Stirn, lächelte, als die Augen des Mädchens größer wurden, warf ihr den Rock zu und danach die zerfetzte Bluse. »Ist es dir warm genug?«
»Mmmm.« Dinafar gähnte plötzlich. »Hast du etwas in den Cha gestreut?«
»Eine Heilwurzel. Macht es dir etwas aus?«
»Nein.« Dina gähnte wieder, zog Rock und Bluse an sich, und ihr Blick wanderte immer weiter zu Boden, als sie die Kleider über ihren mageren Körper zog und dabei errötete, weil sie sich entblößen mußte. Serroi schaute bewußt fort, da die Verlegenheit des Mädchens Unbehagen in ihr weckte. Sie dachte an die Menschenmengen im Hause des Intii und die Prüderie ihrer Eltern.
Intimität und Prüderie. Vielleicht entsteht letzteres aus dem Ersten.
Als sie sich umdrehte, war Dinafar auf dem Boden zusammengesackt und schnarchte leise. Serroi ging ums Feuer und schaute auf sie hinab.
Sie hat sich nicht einmal beklagt. Ich hätte den Ritt nicht machen wollen, wenn es mein Erster gewesen wäre.
Sie kniete neben Dina, streckte ihre angewinkelten Beine aus und hob sie auf die zweite Decke. Sie strich das glatte Haar aus dem Gesicht des Mädchens und schlug dann die zweite Decke um Dinafar. »Schlaf so lange, wie du es brauchst.«
Sie stand auf und streckte sich, während das Morgenlicht heller wurde. Im
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