Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
hatte, war es schmerzlich für sie, gegen ihn anzukämpfen, und noch schmerzlicher, wenn sie seinen eigenen Kummer spürte, wenn sie seinen Zorn fühlte, seinen Vorwurf des Verrats.
Der Frühling ging in den Sommer über. Sie aß und schlief und lag viele Stunden wach über Grübeleien, wie sie ihrem Dilemma entgehen konnte. Eines Tages versuchte sie, die Käfige zu erklimmen, doch selbst der höchste war noch zu tief unterhalb des Randes der Mauer und ließ sich nicht verrücken. Sie versuchte einen Käfig zu bewegen, schürfte und quetschte sich dabei jedoch nur die Finger. Ohne Werkzeuge könnte sie nichts machen. Sie suchte in ihren Büchern und befragte ihren Spiegel, um alles über die Inselkette der Nearga-Nor herauszufinden, doch sie erfuhr wenig, das sie hätte trösten können. Die Inseln lagen meilenweit im offenen Meer. Sie verstand weder etwas von Schiffen noch konnte sie schwimmen, und sie erinnerte sich nur zu gut der Macht, mit der der Noris Wind und Wasser gebot. Es gab keine Möglichkeit, wie sie hätte fliehen können.
Die Sitzungen dauerten fort. Sie war von dumpfer Trauer befallen und ließ sich von ihm nach seinen Wünschen benutzen. Sie zog sich von ihm zurück und verbrachte ihre Abende nicht mehr in seiner Gesellschaft. Die meiste Zeit verstrich über alptraumgequältem Schlaf, weil der Rückzug in den Schlaf ihr den Kummer ersparte, den ihr die Stunden des Wachseins brachten – und dann rückten die Mauern um sie her immer näher.
Schließlich verfiel sie von Apathie in lautstarke Wutausbrüche, stürzte aus dem Raum und weigerte sich, dorthin zurückzukehren, streifte durch den Hof wie ein kleines Raubtier, bereit, allem, was sich bewegte, die Krallen zu zeigen. Dort fand Ser Noris sie am nächsten Morgen zusammengekauert an der Wasserstelle.
»Du hast die Nacht hier zugebracht.«
»Ja.« Zitternd und elend blickte sie zu ihm empor.
»Komm ins Haus, Serroi. Wasch dich. Iß etwas.«
»Nein.«
Er beugte sich hinab, um ihren Kopf zu streicheln. Sie zuckte zurück. »Serroi . ..«
»Nein.«
Sein Gesicht glich einer Maske aus Elfenbein und Ebenholz –bis auf das Glitzern des herabhängenden Rubins. Er richtete sich schnell auf, fast als hätte sie ihn geschlagen. Einen Augenblick lang schwieg er. Als er wieder sprach, klang seine Stimme hart und kalt. »Ganz wie du willst.« Er drehte sich um, machte noch einmal unvermittelt kehrt und streckte den Arm in Richtung einer derben Holztür am Turm aus. »Wohne dort, wenn es sein muß.« Er ging schweren Schrittes und bewußt ohne ein Anzeichen von Eile über die Fließen und verschwand im Turm.
Der Sommer verging, und die Regenzeit kam. Tag um Tag fiel der Regen. Als er schließlich aussetzte, kam der Nebel, und noch mehr Flüssigkeit tropfte von Käfigdecken und Wänden und legte sich auf alles nieder. Die Käfige waren alle leer, ihr Stroh raschelte einsam in den Winden, die manchmal hereingekrochen kamen, um die Nebelschleier vor sich her zu jagen. Serroi blieb in dem zellenartigen Raum in der Turmmauer, und der Stein strahlte eine sanfte Wärme aus, die sie am Leben hielt. Die unsichtbaren Hände brachten ihr Essen und frische Kleidung. Manchmal vergingen Tage, ehe sie die Sonne zu sehen bekam, und wenn es soweit war, konnte sie es nicht ertragen, in den stillen Hof zu gehen und die verwaisten Käfige - zu sehen. Sie blieb in dem kleinen, düsteren Loch und brütete.
DIE FRAU: 6
Hände zerrten an ihr. Dinafar brummelte und stieß sie fort, weil sie noch nicht aufwachen wollte. Sie war noch immer müde, ihr ganzer Körper tat weh. Wenn sie nur die Hände bewegte, spürte sie Verspannungen in ihren Muskeln. Man zerrte weiter an ihr. Sie schlug die Augen auf, blinzelte und schrie dann, als sie in das grinsende Gesicht eines Mannes schaute. Er schob seine Hand an ihre zerfetzte Bluse und riß sie herab, um ihren Oberkörper und die kleine Schwellung ihrer jungen Brüste zu entblößen. Sie trat nach ihm, doch ihre Beine, verfingen sich in den Falten ihres Rocks. Sie wollte sich ihm entwinden und biß und kratzte ihn, als seine Hände über ihre Brustwarzen fummelten. Sie rollte sich fort und kroch auf die Knie. Mit einem launigen Fluch packte er ihr Handgelenk und riß sie zurück. »Kleine Wilde«, sagte er. »Beeile dich, Lere.« Er fuhr mit der Hand in ihr Haar und riß ihr den Kopf in den Nacken.
Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen. Sie krümmte ihren Leib, doch die beiden Männer waren viel zu stark. Der erste,
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