Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
zusammen.
Sogleich tanzte orangefarbenes Lachen in den Augen der Meie. »Grüne Haut«, sagte sie. »Macht aus jeder Verkleidung eine Farce, nicht wahr?«
»Nun...« Dinafar blickte auf die roten Kacheln. »Jeder, der dich sieht, Meie, muß wissen, wer du bist.«
»Mach dir deshalb keine Gedanken, Dina. Noch ehe wir zur Hochstraße gelangen, werde ich mich auch darum kümmern.« Sie faßte nach dem Bogen, der neben den Rucksäcken lag, seufzte und schüttelte den Kopf. »Und darum auch. Ich werde ihn irgendwo zurücklassen müssen.« Sie strich über die glatte Wölbung der oberen Bogenhälfte. »Vielleicht kann ich ihn irgendwann wieder holen.« Sie nahm den Bogen und den Köcher und legte beides auf den Stapel aus Decken und Unterlegplanen. »Alles ist bereit. Wir sollten besser aufbrechen, ehe die Aufseher zurückkommen.«
»Was ist damit?« Dinafar deutete auf eine wächserne Knospe mitten auf dem Tisch.
Die Meie schnitt eine Grimasse. »Tarr.« Sie ging langsam zum Tisch und nahm die graugrüne Knospe in die Hand. »Du hast recht, Dina.« Sie ließ sich in einen Stuhl fallen, lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. »Ich würde vom Macai fallen, wenn ich zu reiten versuchte.« Ihre Stimme klang erschöpft. »Meine Lehrer wollten, daß ich die Kräuter studiere und eine Heilerin werde, sie sagten, ich wäre dafür begabt. Ich wollte nicht, ich war so dicht am... egal. Hast du jemals von den Biserica-Heilerinnen gehört, Dina?«
Dina setzte sich auf den Stuhl am Kopfende des Tisches und fragte sich, welche Antwort wohl von ihr erwartet wurde. Wenn sie sich ganz still verhielte, würde die Meie wohl einschlafen. Sie schaute hoch und begegnete dem benommenen orangegoldenen Blick. »Nein, Meie. Aber wir haben im Dorf ohnehin nicht viel von der Außenwelt mitbekommen.«
Die Augenlider der Meie sanken wieder herab; ihre kurzen, schlanken Finger spielten träge mit der graugrünen Knospe. »Südlich von Mijloc liegt eine Inselkette. Bei den meisten Inseln handelt es sich um kahle Felsen, doch auf der größten befindet sich eine Quelle und eine Unmenge kleiner, dürrer Büsche.« Dinafar konnte die Worte kaum verstehen, so undeutlich und langsam kamen sie. Sie lächelte vor sich hin, unterdrückte das Lächeln jedoch, als sie den Blick der Meie auf sich gerichtet fühlte.
»Du hältst dich für clever, nicht wahr? Aber es wird nicht funktionieren, Mädchen.« Die Meie gähnte und nahm dann die Blüte in den Mund. Sie kaute einen Augenblick, schluckte und schloß die Augen. »Jeden Frühling bringen diese Büsche diese schmackhaften kleinen Knospen hervor.« Ihr Mund verzog sich zu einem bissigen Lächeln. »Berauschend und gefährlich. Aber ...« Sie richtete sich auf, ihr Lächeln wurde strahlender, und die Farbe kehrte in ihr bleiches Gesicht zurück. »Aber, meine listenreiche junge Freundin, für die nächsten fünf Stunden bin ich damit wieder im Vollbesitz meiner Kräfte.« Sie stand auf. »Laß uns gehen. Nimm einen Armvoll und folge mir.«
DAS KIND: 7
Sieben Tage verstrichen, für Serroi besonders langsam und quälend. Sie saß mitten auf ihrem Bett und starrte die Wände an, bis sie es nicht mehr aushalten konnte, dann ging sie aus ihrer Zelle in den Hof, wanderte ziellos umher, strich über die Gitterstäbe der leeren Käfige, starrte in den Himmel, machte Runde um Runde und suchte ausgebrannt und mit schmerzenden Gliedern nach etwas, ohne zu wissen wonach. Sie berührte die Tür zum Turm und strich mit den Fingern über die kalte Metalloberfläche. Sie wollte... sie wollte ... sie wollte ihren Zauberspiegel und ihre Schriftrollen. Sie wollte neben dem Noris sitzen und fühlen, wie seine Hand ihr Haar streichelte. Und doch – hätte er sie angefaßt, sie hätte seine Hand weggeschlagen und wäre vor ihm davongelaufen, das wußte sie. Sie wollte, daß die Dinge wie früher waren – aber so konnten sie niemals wieder werden.
Die Hände kehrten am Morgen nach dem Kampf wieder zurück und brachten ihr warmes Essen in die Zelle. Sie spürte keinen Hunger, sondern saß nur da und starrte auf die dampfenden Speisen. Nach einer Weile würgte sie den ersten Bissen hinab. Nun kehrte der Hunger wieder. Sie verzehrte alles, was sie gebracht hatten.
Aber außer dem Essen brachten sie in diesen sieben Tagen nichts. Am achten Tag kehrten sie wieder, dirigierten sie in die Zelle, säuberten ihr Haar – nicht mit dem Eimer, kaltem Wasser und schmieriger Seife, sondern mit einer duftenden Creme, die
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