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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Loch und trieb sich dabei Holzsplitter ins Fleisch. Dann blieb sie flach am Rand liegen. Auf den Steinfliesen weiter unten sah sie den zerbrochenen Ast und die weißen Schlaufen des geflochtenen Seils. Sie konnte nicht weinen. Sie war zu erschöpft, hungrig und enttäuscht, um zu weinen. Sie machte sich auf den Abstieg zu dem Steinpflaster und fragte sich benebelt, ob sie sich einfach fallen lassen sollte, doch selbst bei dieser Tiefe erwog sie es nicht ernsthaft. Es wäre das Eingeständnis einer bittereren Niederlage, als sie es sich eingestehen wollte. Solange der Noris lebte, wollte sie ihm Widerstand leisten. Sie mußte einfach.
    Als der Himmel sich verdunkelte, setzte sie sich auf. Sie riß sich das besudelte Kleid herunter, stand entschlossen auf, ohne sich groß Gedanken zu machen, was geschehen würde, knüllte das Kleid zu einem festen, feuchten Bündel und schleuderte es mit der ganzen Kraft ihrer Arme auf die Mauer hinauf. Warme Luftströme packten es, und so segelte es über die Mauer und verschwand. Da stand sie mit in die Hüften gestemmten Händen und lachte, bis ihr der Atem in der Kehle stockte, dann schwang sie sich über den Rand des Daches und baumelte mit den Füßen, bis sie die Beine um die Käfigstangen geschlungen bekam. Sie kletterte hinab und wanderte im Hof umher, trank so lange am Wasserhahn, daß ihr vom kalten Wasser der leere Bauch wehtat, spritzte sich Wasser über Gesicht und Körper, stieg die Stufen hinauf, zog die Tür auf und versetzte der Tür mit der Ferse einen Tritt, daß sie laut knallend zuflog. Schließlich legte sie sich in die langsam verdunstende Pfütze unter dem Wasserhahn und starrte zum Nachthimmel mit seinen vielen Sternen, und den vielen Monden in verschiedenen Größen empor und bat einen Vogel darum, vorüberzufliegen Einen Vogel oder irgend etwas, das ihre Einsamkeit beendete. Am fünfzehnten Tag kehrten die Hände zurück. Sie fütterten) wuschen und kleideten sie, manikürten Hände und Füße, bürsteten ihr Haar zu Hochglanz und blieben dann abwartend bei ihr – falls man von unsichtbaren Händen sagen kann, daß sie warteten –, um sicherzustellen, daß sie diesmal keine Möglichkeit fand, ihre Mühen zunichte zu machen.
    Gegen Mitte des Vormittags packten sie sie bei den Armen und schoben sie aus der Zelle. Sie leistete Widerstand, wollte nicht gehen, hob die Füße nicht vom Boden und wehrte sich gegen' die Umklammerung ihrer Arme, indem sie ihren Körper ruckartig herumwarf. »Ich werde nicht zu ihm gehen«, kreischte sie.
    Sie hoben sie einfach vom Boden, trugen sie aus der Tür und über den Hof. Die Bronzeplatte in der Turmwand öffnete sich geräuschlos, und sie trugen sie bis in den großen, hellen Raum, den sie am ersten Tag dort gesehen hatte. An einer Wand war ein Tisch aufgestellt worden, unter den man mehrere Stühle geschoben hatte. Die Hände rissen einen Stuhl heraus, ließen sie darauf fallen und stießen sie zurück, als sie aufzustehen versuchte. Sie hielt sie beschäftigt, bis der Noris schließlich das Zimmer betrat.
    Er kam gelassen um den Tisch und blieb neben ihr stehen. »Sei ruhig, Serroi.«
    Erschreckt und verwirrt durch seine melodiöse Stimme, die zu vergessen sie sich gezwungen hatte, hielt sie doch an ihrer Entscheidung, unnachgiebig zu widerstehen, fest. Mit Tränen in den Augen spie sie ihm ins Gesicht.
    Er riß den Kopf zurück und streckte die Hand aus. Einer seiner unsichtbaren Diener reichte ihm ein Handtuch. Er wischte sich das Gesicht ab und ließ das Handtuch zu Boden fallen. Der Diener hob es auf und ließ es verschwinden. Der Noris nahm ihr Gesicht in seine langfingrige Hand und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Sie strahlten in ihrer Schwärze und wurden immer größer, bis sie nichts anderes mehr sehen konnte. Ihre Arme sanken schlaff in ihren Schoß, ihre Beine hingen reglos.
    sackte wie eine Lumpenpuppe auf dem Stuhl zusammen. Er drehte einen Stuhl herum und setzte sich stirnrunzelnd.
    Sie starrte ihn haßerfüllt an und weinte fast, als er bekümmert dreinschaute. »Ich verstehe dich nicht«, sagte er. »Warum wehrst du dich immer noch gegen mich, Serroi?« Er erhob sich mit dieser berechneten Grazie, die ihr trotz allem gefiel. »Ich dachte, wir strebten ein gemeinsames Ziel an. Die Art deines Verhaltens ist nicht logisch. Du hast keinerlei Aussicht zu gewinnen.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Er blickte sie ernst an, doch gleichzeitig zog seine Hand zärtlich an einer ihrer Locken.
    Sie

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