Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
geträumt. Was will der Sohn denn überhaupt von ihr? Es heißt, sie wär'n schäbiges, kleines Ding, das die Mühe nicht wert ist.«
Der andere grunzte nur.
Dinafar hörte mehrere Macaischreie und das Scharren von Hufen auf dem Pflaster des Innenhofes. Die Reiter blieben vor der Treppe stehen. »Nirgendwo etwas zu entdecken, Hauptmann. Zwei Hirten draußen bei den Herden haben ihre Spuren gesehen. Die anderen Stendam müssen drunten in Oras sein.« »Was ist mit dir, Winuk?«
»Das gleiche. Sollen wir die Hirten holen?«
»Der Trax da oben gibt dir recht. Geggers Feste ist das nächste Anwesen, etwa fünf Meilen südlich.« Das Stöhnen der Männer kam von Herzen. »Ist euch klar, daß er euch durch seine Augen beobachtet?« Dinafar hörte ein Rutschgeräusch und das Knirschen von Leder und stellte sich vor, wie er auf den kreisenden Vogel deutete. Die plötzliche Stille entriß ihm ein höhnisches Lachen. »Vorwärts, Seyderim, wir haben noch einen halben Tag.«
Als das Klappern der Hufe leiser wurde, zog die Meie sich hoch, bis sie kniete und starrte ins Dämmerlicht über Dinafars Schulter hinweg. »Sankoy«, flüsterte sie. »Der Intii hatte schon so eine Andeutung gemacht. Sankoy.«
»Meie?« Dinafar musterte das sorgenvolle Gesicht und war bekümmert über die Hoffnungslosigkeit, die darin stand. Vielleicht war sie nur müde, doch die Meie klang, als wollte sie schon aufgeben. »Sie haben uns nicht gefunden.«
Die Meie preßte die Hände vor die Augen, seufzte und ließ sie dann auf die Schenkel sinken. »Diese Männer waren die Berseyder des Hoch Teyn von Sankoy, Dina. Berseyder, die von einem Sohn der Flamme geleitet werden, der die Arbeiten eines Nor von Oras verrichtet. Bei der Jungfrau, Dina, ich wußte nicht, wie groß diese Sache ist, Lybor mit ihren kleinen Plänen hat nicht die leiseste Ahnung . ..« Sie rieb sich die Augen und gähnte. »Ach, ich bin müde.«
»Es wird spät. Warum bleiben wir nicht über Nacht hier?« Die Meie blieb sitzen und antwortete nicht. Sie legte eine Hand über die Augen, dann stand sie müde auf. »Nein. Wir haben keine Zeit. Ich möchte morgen früh an der Hochstraße sein. Wir müssen weiterziehen, solange genügend Licht ist.« Sie drehte sich um und ging zur Leiter.
Dinafar kaute auf der Unterlippe. Es gab zu vieles, das sie nicht verstand, doch sie kannte Erschöpfung nur zu gut, um zu wissen, daß die Meie nur aus reiner Willenskraft weiterziehen konnte.
Liebe Zeit, mir geht es auch nicht so besonders.
Sie streckte die Beine von sich und rieb ihre schmerzenden Knie.
Es ergibt keinen Sinn, von hier aufzubrechen. Sie hat sich von ihren Bedürfnissen genauso blenden lassen wie der Kappra und die Gardisten. Ich muß ihr die Augen öffnen...
Sie stieg die Leiter hinunter, lief hinter der Meie her und holte sie bei der Küche ein. Sie faßte sie am Arm, worauf die Meie mit einem Stirnrunzeln herumfuhr. Dinafar leckte sich über die Lippen. »Wir verlieren nur eine oder zwei Stunden, Meie. Welchen Unterschied kann das schon machen?«
In den Augen der Meie blitzte goldenes Feuer, als sie ihren Arm wegriß, herumwirbelte und davonstapfte. Im Türrahmen drehte sie sich wieder um. »Wir brechen in einer halben Stunde auf. Mach dich bereit.«
In den Kleidern, die die Meie für sie herausgesucht hatte, ging Dinafar langsam in die Küche und fragte sich, in welcher Stimmung sie die Meie wohl vorfinden würde. Die kleine Frau saß mit dem Rücken zur Tür. Sie hatte den Waffengürtel abgenommen – er lag auf dem Tisch neben den beiden vollgestopften Rucksäcken. Sie trug schwarze, in die Stiefelschäfte gestopfte Wollhosen und ein weites, weißes Hemd, dessen Ärmel ihr zu lang waren. Sie machte sich gerade an den Ärmelbündchen zu schaffen und stellte fest, daß dies schwieriger und umständlicher war, als sie angenommen hatte. Als sie einen ungeduldigen Fluch ausstieß, grinste Dinafar und trat hinzu, um die Kordel für sie zu schnüren. Die Meie lächelte müde. »Danke, Dina. Tut mir leid, daß ich dich angeschnauzt habe.«
Dina schnitt eine Grimasse. »Du kennst meine Meinung, Meie.«
»Ja.« Die Meie steckte ihre Arme in eine Jungenweste und strich den schweren, rostroten Stoff glatt. »Wenn nicht so viel auf dem Spiel stünde, hättest du ja auch recht.« Mit angewiderter Miene stülpte sie sich die Lederkappe eines Jungen über den Kopf und schob ihre Locken darunter.
Dinafar musterte sie, wollte etwas sagen, preßte dann aber die Lippen
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