Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
die angespannten Züge ihres Gesichts zeichneten sich zu deutlich ab, als daß Dina sie hätte übersehen können. Die Meie seufzte und bewegte sich von der Wand fort. »Ich würde gerne >schlafen< vorschlagen, aber das ist keine gute Idee. Zuerst ein Bad, zwar nur mit kaltem Wasser, aber das wird genügen müssen.« Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Und saubere Kleider. Du wirst aus dem Zeug herauskommen wollen.« Ihre Finger deuteten auf den blutbesudelten Heroldsrock. »Und eine warme Mahlzeit mit Unmengen von Cha zum Nachspülen.« Sie gähnte, lächelte. »Komm, ich weiß ungefähr, wie solche Festen angelegt sind. Eine Freundin von mir war eine Stenda.« Die' letzten Worte waren so absichtlich beiläufig gesagt, daß Dinafar klar war, um wen es sich bei dieser Freundin handelte – die andere Meie, die getötet und von den Traxim gefressen worden war.
Gebadet, mit vollem Magen und sauberen Kleidern saßen sie an einem Küchentisch und genossen die behagliche Stille in einem langen, hübschen Raum, mit einem riesigen Kamin, dunkelroten Bodenkacheln und gußeisernen und kupfernen Pfannen, die von Haken an den Wänden hingen. Mit einem dampfenden Cha-Becher neben sich reparierte die Meie einen zerrissenen Rucksack, während Dinafar Trockenobst und Dörrfleisch auf zwei Stapel neben in Wachs geschlagenen Käsestücken und Dosen mit Chablättern sortierte.
Als sie fertig war, setzte sie sich zurück und sah zu, wie die Meie die Nadel durch das Leder zog und die Stiche mit raschen Handbewegungen festzog. »Warum nennst du das eigentlich einen Waffengürtel?« Dinafar beugte sich vor und strich mit den Fingern über eine Reihe kleiner Taschen. »Salben und Seife, Nadeln und Faden, alles, was man vielleicht einmal braucht. Aber keine Waffen.«
Die Meie blickte hoch und lächelte. »Es ist auch eine Scheide für mein Messer daran.«
»Das ist doch nichts.«
»Ich weiß.« Wieder lächelte sie verschmitzt. »Einen Augenblick Geduld.« Sie untersuchte den Rucksack, verknotete dann den Faden und schnitt das herabhängende Ende mit dem Messer ab. »Fertig.« Sie schlug sich beim Gähnen mit der Hand vor den Mund und lächelte Dinafar schlaftrunken zu. »Die meisten Meien tragen Schwerter.« Wieder ein Gähnen. »Heilige Jungfrau. Meine Lehrer lachten mich allerdings bei dem Gedanken aus und brachten mir statt dessen den Umgang mit Pfeil und Bogen bei. Und den Gebrauch meines Kopfes anstatt von Muskeln, die ich nicht besitze. So wie heute früh.«
»Du bist absichtlich gefallen?« Dinafar riß die Augen auf. »Es hätte dich das Leben kosten können.«
»Das ist der springende Punkt. Du weißt es; er wußte es instinktiv, und ließ davon sein Vorgehen lenken. Er ließ seinen Zorn sein Geschick übermannen. Ich hatte ein bißchen Glück, als er einknickte, aber ich wäre auch so hinter ihm zu stehen gekommen, und dann .. .« Sie spreizte die Hände. »Verstehst du?«
Dinafar nickte.
»Der Kopf, Dina, wird . ..«
Ein lautes Hämmern an der Eingangstür, begleitet von gedämpften Rufen unterbrach sie. Sie erhob sich rasch und behende von ihrem Stuhl, und alle Müdigkeit war aus ihrem Gesicht verflogen, als sie den Waffengürtel umschnallte. Dann war sie schon aus der Küche verschwunden und rannte durch das Haus zum Vordereingang. Dinafar huschte hinter ihr her, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie durch die Falltür verschwand. Dinafar zwängte sich in den Gang empor. Die Meie schaute auf und legte einen Finger auf die Lippen. Sie lag bäuchlings am Boden, den Kopf dicht über dem Guckloch. So leise sie konnte streckte Dinafar sich auf der anderen Seite des Loches aus.
Das Pochen verstummte. Sie hörte, wie Männer über den Hof liefen und die Türen zu den kleinen Häusern eintraten. Zwei kamen die Stufen heraufgepoltert und rüttelten an den Stangen. Dinafars Herz schlug ihr bis zum Halse, und sie lobte die Meie insgeheim für ihre Voraussicht. Hätte diese Tür offengestanden – nun, das Weitere mochte sie sich gar nicht ausmalen. Sie hörte, wie die Männer herumgingen und dann unterhalb des Gucklochs stehenblieben.
»Zum Teufel, sie ist nicht da. Sieht man doch von weitem.« »Blöder Hund. Willst du dem Sohn erzählen, daß du dir nicht einmal die Mühe gemacht hast, die Feste zu durchsuchen?« »Scheiße, Hauptmann. Sie wissen es. Ich weiß es. Die Jungs wissen es. Die Meie ist in dem Unwetter vergangene Nacht ersoffen. Ich hab mir ja selbst dabei ins Hemd gemacht und schlecht
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