Duell der Unsterblichen
Glashaube. Dann studierte er die Anordnung der Instrumente und Leuchtskalen. Er berührte einen Knopf, und die Cockpitbeleuchtung schaltete sich ein.
Anne Rogers beugte sich über seine Schulter. »Bist du sicher, daß du dieses Ding fliegen kannst?« fragte sie nervös.
»Es sollte nicht allzu schwierig sein«, antwortete er abwesend. Er drückte einen anderen Knopf, die Anlasser stotterten; die kurzen, breitblättrigen Propeller auf beiden Seiten kamen in ruckartige Bewegung. Eine Wolke von Abgasen brach aus einem Motor; er sprang an, und einen Moment später lief auch der zweite, kam dröhnend auf Touren. Grayle fand die Bremse und löste sie; die Maschine rollte langsam an, unter den Windstößen schaukelnd. Grayle entdeckte, daß das Bugrad über das kleine Lenkrad vor ihm gesteuert werden konnte. Er drehte die Maschine nahe am Zaun, gab Gas und rollte gegen den Wind auf die dunkle Fläche der Startbahn. Wieder hielt er an, um die Bedienungsinstrumente zu studieren. Zwei Hebel endeten in stumpfen Griffen. Er faßte sie und zog sie aus der horizontalen in die vertikale Stellung. Die Triebwerke an den Enden der kurzen Tragflächen drehten sich gehorsam mit. Nun wirbelten die Propeller in einer Ebene parallel zum Boden.
»Schnell, Grayle! Sie haben uns gesehen!« sagte Anne. Er folgte der Richtung ihrer Hand und sah Männer vom Tor über den Platz rennen. Im nächsten Moment brauste ein Streifenwagen mit heulender Sirene auf den Flugplatz und nahm Kurs auf ihre Maschine.
»Du mußt dich anschnallen, schnell!« rief er durch das Donnern der Motoren. »Ich fürchte, diese Maschine ist höchst unstabil.«
Er gab Gas; sofort hob die Maschine von der Piste ab, richtete den Bug auf und trieb rückwärts. Grayle korrigierte die Lage, schob die Triebwerke in eine etwas vorwärts und aufwärts gerichtete Position. Das Flugzeug stieg rasch, von Windböen geschüttelt und gestoßen. Lichter glitten dicht unter der linken Tragfläche vorbei und blieben zurück. Grayle schwenkte die Triebwerke langsam in Flugposition und drehte vor den Wind. Die Nadel des Höhenmessers taumelte ruckartig über die Skala. Der Kompaß beruhigte sich auf einem Kurs von 305. Mit einer Geschwindigkeit von fünfhundertfünfzig Stundenkilometern dröhnte die Maschine nach Nordwesten.
4
»Wir rechnen damit«, sagte der Chefmeteorologe des staatlichen Wetteramtes, »daß die Rotationsgeschwindigkeit des Wirbelsturms sich im Laufe der nächsten dreißig Stunden bei etwa einer Umdrehung in drei Minuten stabilisieren wird, was einer peripheren Windgeschwindigkeit von etwa einhundertzehn Knoten pro Stunde entsprechen dürfte.«
»An der gesamte Ostküste zwischen Palm Beach und Boston haben wir bereits Windgeschwindigkeiten von hundertzwanzig und mehr Stundenkilometern!« sagte einer seiner Zuhörer, Mitglied des Nationalen Sicherheitsausschusses und der Beratergruppe des Präsidenten.
Der Meteorologe nickte ruhig. »Reibungskräfte beeinflussen naturgemäß große Luftmassen außerhalb des Störungskerns. Nach der Stabilisierung ist mit Windgeschwindigkeiten über zweihundert Stundenkilometern in einem etwa dreihundert Kilometer breiten Gürtel um den dynamischen Kern zu rechnen, die mit zunehmender Entfernung allmählich abnehmen. Die Rate dürfte ungefähr bei zwanzig Stundenkilometern pro hundert Kilometer Entfernung liegen. Zirka eintausendfünfhundert Kilometer vom Zentrum führen Turbulenzen zu einer Auflösung der Rotationsbewegung und erzeugen eine Anzahl örtlicher Gewitter mit Regen und Sturmböen …«
»Guter Gott, Mann, was Sie da schildern, ist ein Riesenwirbelsturm, der ein Viertel des Landes verwüsten und ungezählte Menschen das Leben kosten wird!«
Der Meteorologe schürzte seine Lippen. »Das ist eine leichte Übertreibung«, sagte er bedächtig. »Nun, was die Regenfälle betrifft, so liegen die gegenwärtigen Meßwerte im Osten des Landes für die letzten vierundzwanzig Stunden bei fünfzig Zentimetern. Das ist allerdings ein Durchschnittswert, der in verschiedenen küstennahen Gegenden erheblich überschritten, anderswo dagegen nicht ganz erreicht wurde …«
»Fünfzig Zentimeter!« rief einer. »Das ist ein Viertel bis die Hälfte dessen, was diese Gegenden sonst das ganze Jahr über bekommen!«
»Richtig. Wir müssen mit erheblichen Überflutungen im gesamten Niederschlagsgebiet rechnen, und nicht nur dort. Soweit dieses Niederschlagsgebiet die Wasserscheide der Appalachen westwärts überschreitet, kann es
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