Duell der Zauberer
nichts tun können, solange ihr sie nicht berührt. Sie sind hier, um die Blitze auf euch zu lenken, also haltet euch von ihnen fern.«
»Aber, Herrin Pol«, protestierte Durnik, »die Truppen werden keine Schlachtordnung einhalten können, wenn sie immer den Schatten ausweichen müssen.«
»Ich kümmere mich schon um die Schatten«, erwiderte sie grimmig. Sie hob beide Arme hoch über den Kopf, die Fäuste geballt. Ihr Gesicht verriet eine schreckliche Konzentration, dann sprach sie ein einzelnes Wort und öffnete dabei ihre Hände. Das Gras, das sich in dem heißen Wind in ihre Richtung geneigt hatte, bog sich plötzlich in die Gegenrichtung, als die Macht von Polgaras Willen es berührte.
Jeder Schatten der Grolims, der dieser Macht nahekam, schien zu flackern, zu zischen und dann zu schrumpfen, um schließlich mit lautlosen Detonationen in Schwärze zu explodieren.
Polgara atmete schwer, als der letzte der Schatten am äußersten Rand der Armee verschwand, und sie wäre zusammengebrochen, wäre Durnik nicht an ihre Seite gesprungen, um sie zu stützen.
»Geht es dir gut?« fragte er besorgt.
»Nur einen Moment«, bat sie, sich gegen ihn lehnend. »Das war sehr anstrengend.« Sie lächelte ihn schwach an, dann ließ sie erschöpft den Kopf hängen.
»Werden sie nicht zurückkommen?« fragte Ce’Nedra. »Ich meine, es hat doch den Grolims selbst nicht geschadet, oder? Nur ihren Schatten.«
Polgara lachte schwach. »Oh, es hat ihnen schon geschadet«, antwortete sie. »Diese Grolims haben keinen Schatten mehr. Keiner von ihnen wird je wieder einen Schatten werfen.«
»Niemals?« keuchte die Prinzessin.
»Niemals.«
Beldin kam herangesegelt, der Wind zauste seine Federn. »Es gibt Arbeit für uns, Polgara«, grollte er, während er wieder seine natürliche Gestalt annahm. »Wir müssen diesen Sturm aufbrechen, den sie von Westen heranbringen. Ich habe mit den Zwillingen gesprochen. Sie übernehmen die südliche Seite, du und ich diese Seite.«
Sie sah ihn fragend an.
»Ihre Armee marschiert unmittelbar hinter dem Sturm«, erklärte er. »Es hat keinen Sinn, ihn jetzt noch aufhalten zu wollen. Er hat zuviel Kraft. Wir wollen seine Rückseite aufbrechen, so daß er sich über die Angarakaner entlädt.«
»Wie viele Grolims arbeiten an dem Sturm, Onkel?«
»Wer weiß?« Er zuckte die Achseln. »Aber er erfordert jedes bißchen Kraft, das sie aufbringen können, um ihn unter Kontrolle zu halten. Wenn wir vier gleichzeitig seine Rückfront angreifen, wird der Druck des Sturms den Rest selbst erledigen.«
»Warum lassen wir ihn nicht einfach vorbeiziehen?« fragte Durnik. »Unsere Truppen sind doch keine kleinen Kinder. Sie lassen sich von einem bißchen Wind schon nicht umpusten.«
»Das ist nicht nur ein bißchen Wind, Schmied«, sagte Beldin beißend.
Etwas Großes, Weißes schlug unweit von ihnen dumpf auf den Boden.
»Wenn du vier oder fünf von diesen Hagelkörnern auf den Schädel bekommst, wird es dir völlig egal sein, wie die Schlacht ausgeht.«
»Sie sind so groß wie Hühnereier«, stellte Durnik erstaunt fest. »Und sie werden bestimmt noch größer.« Beldin wandte sich wieder Polgara zu. »Gib mir deine Hand«, sagte er. »Ich gebe Beltira das Signal, dann schlagen wir alle gleichzeitig zu. Mach dich bereit.«
Immer mehr Hagelkörner fielen auf die weiche Erde, und ein besonders großes zerbarst in tausend Stücke, als es mit unglaublicher Gewalt auf einen großen Felsen fiel. Aus Richtung der Armee ertönte metallisches Klingen, wenn die Hagelkörner von den Rüstungen der mimbratischen Ritter oder den hastig erhobenen Schilden der Infanterie abprallten.
Und dann kamen zusätzlich noch die Regenböen brodelnde Vorhänge aus Wasser, die vor dem Wind dahingetrieben wurden wie tosende Wellen. Es war unmöglich, etwas zu sehen, und fast unmöglich zu atmen. Olban sprang mit erhobenem Schild herbei, um Ce’Nedra und Botschaft zu schützen. Er zuckte einmal zusammen, als ihn ein großes Hagelkorn an der Schulter traf, aber sein Schildarm wankte nicht.
»Er reißt auf, Pol!« rief Beldin. »Wir schlagen noch einmal zu. Dann lassen wir sie ihren eigenen Sturm schmecken.«
Polgaras Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, und sie brach halb zusammen, als Beldin und sie gemeinsam ihren Willen gegen den aufgewühlten Himmel freiließen. Das Krachen, als die beiden mächtigen Kräfte aufeinanderprallten, war ohrenbetäubend. Der Himmel wurde plötzlich aufgerissen, und Blitze zuckten durch die
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