Duell der Zauberer
rief Ce’Nedra, die Zeltklappe aufreißend. »Polgara!«
»Was ist denn, Ce’Nedra?« kam Polgaras Stimme aus dem dunklen Innern des Zeltes.
»Barak und Anheg sind auf den Mauern der Stadt«, erzählte die Prinzessin verängstigt. »Sie haben gerade gesehen, daß aus dem Süden eine Armee von Murgos kommt.«
Polgara kam rasch in den Lichtkreis des Feuers, den schläfrigen Botschaft an der Hand führend. »Wo ist Beldin?« fragte sie.
»Ich habe ihn seit gestern abend nicht mehr gesehen.«
Polgara hob das Gesicht und schloß die Augen. Kurz darauf hörten sie das Rauschen von Flügeln, und der große Habicht sank nicht weit von ihrem Feuer in den Sand.
Beldin fluchte schon, während er noch schimmernd und flirrend seine natürliche Gestalt annahm.
»Wie sind sie an dir vorbeigekommen, Onkel?« fragte Polgara. »Sie haben Grolims dabei«, grollte er schimpfend. »Die Grolims merkten, daß ich auf Beobachtungsposten war, und so sind die Truppen nur bei Nacht marschiert, geschützt von den Grolims.«
»Wo haben sie sich tagsüber versteckt?«
»Anscheinend in den thullischen Dörfern. Da draußen sind Dutzende von Ansiedlungen. Ich habe nie daran gedacht, ihnen große Aufmerksamkeit zu schenken.« Wieder schimpfte er und verfluchte sich selbst dafür, daß ihm der Marsch der Murgos entgangen war. »Es hat keinen Zweck, jetzt zu schimpfen, Onkel«, sagte Polgara kühl. »Es ist zu spät.«
»Unglücklicherweise ist es nicht das allein, Pol«, erklärte er. »Aus dem Norden kommt eine weitere Armee, die mindestens ebenso groß ist – Malloreaner, Nadraker und Thulls. Wir sind zwischen ihnen eingekeilt.«
»Wieviel Zeit haben wir noch, bis sie hier sind?« wollte Polgara wissen.
Beldin zuckte die Achseln. »Nicht mehr viel. Die Murgos haben noch schwieriges Gelände vor sich wahrscheinlich eine Stunde. Die Malloreaner werden etwas eher hier sein.«
Polgara begann unterdrückt zu fluchen. »Geh zu Rhodar«, befahl sie dem Buckligen. »Sag ihm, daß wir Anhegs Flotte sofort losschicken müssen, ehe die Angarakaner Katapulte herbeischaffen und die Schiffe an ihren Ankerplätzen zerstören können.«
Der mißgestaltete Mann nickte und ging leicht in die Hocke, die Arme wie Flügel ausgebreitet, um sich wieder zu verwandeln. »Olban«, rief Polgara den jungen Rivaner, »geh und suche Baron Mandorallen und Graf Hettar. Schick sie sofort zu mir. Und beeil dich!« Olban sah sie verblüfft an, dann rannte er zu seinem Pferd. Durnik der Schmied rutschte den Grashang hinunter auf den kleinen Strand. Sein Gesicht war ernst. »Du und die Damen, ihr müßt sofort hier weg, Herrin Pol«, sagte er. »Es wird einen Kampf geben, und das Schlachtgetümmel wäre nicht der rechte Platz für euch.«
»Ich werde nirgendwo hingehen, Durnik«, erwiderte sie mit einer Spur von Gereiztheit. »Ich habe all dies angefangen, und ich werde es auch bis zum Ende durchstehen.«
Ariana war ins Zelt gegangen, als ihr die Lage klar wurde. Jetzt tauchte sie wieder auf, die große Leinentasche in der Hand, in der sie ihre Heilmittel aufbewahrte. »Habe ich Eure Erlaubnis, mich zu entfernen, Dame Polgara?« fragte sie sachlich kühl. »In der Schlacht werden Männer verwundet, und ich muß Vorbereitungen für ihre Pflege treffen. Dieser Platz hier ist zu weit entfernt vom Geschehen und zu klein, um die Verwundeten aufzunehmen.«
Polgara warf ihr einen raschen Blick zu. »Gut«, stimmte sie zu.
»Aber sei vorsichtig, daß du nicht zu dicht an das Kampfgeschehen herankommst.«
Taiba zog ihren Mantel an. »Ich komme mit dir«, sagte sie zu Ariana.
»Ich verstehe zwar nicht viel davon, aber du kannst es mir unterwegs erklären.«
»Geh und hilf ihnen, sich einzurichten, Durnik«, bat Polgara den Schmied. »Dann komm wieder zurück.«
Durnik nickte ernst und half den beiden Frauen den steilen Hang hinauf.
Mandorallen donnerte auf seinem Schlachtroß heran, an seiner Seite Hettar.
»Ihr wißt, was passiert ist?« fragte Polgara.
Mandorallen nickte.
»Gibt es eine Möglichkeit für einen Rückzug, ehe der Feind hier ist?«
»Nein, Dame Polgara«, erwiderte der große Ritter. »Sie sind schon zu nahe. Außerdem lag unsere Absicht immer darin, die Schiffe Chereks in das Meer des Ostens fahren zu lassen. Wir müssen ihnen Zeit verschaffen, damit sie außer Reichweite der Belagerungsmaschinen Angaraks segeln können.«
»Das wollte ich nicht«, sagte Polgara zornig und begann erneut zu fluchen.
Brand, der graugekleidete Rivanische Hüter,
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