Duell der Zauberer
Gott hatte seit seiner Kindheit über ihn gewacht. Die Angst, die er in der dunklen Gestalt gespürt hatte, war nicht die Angst Asharaks gewesen, sondern die Toraks. Torak hatte von Anfang an gewußt, wer er war, hatte gewußt, daß Garion eines Tages das Schwert des Rivanischen Königs nehmen und sich zu der Begegnung aufmachen würde, die schon vorbestimmt worden war, ehe die Welt erschaffen wurde.
Aus einem plötzlichen Impuls heraus steckte Garion seine linke Hand unter die Tunika und griff nach seinem Amulett. Mit einer leichten Verrenkung legte er das Zeichen seiner rechten Hand auf das Auge, das auf dem Knauf des großen Schwertes auf seinem Rücken stand.
»Ich kenne dich jetzt«, erklärte er schweigend, diesen Gedanken in den düsteren Himmel sendend. »Du kannst ebensogut damit aufhören, mich auf deine Seite ziehen zu wollen, denn ich werde meine Meinung nicht ändern. Tante Pol ist nicht deine Frau, und ich bin nicht dein Sohn. Du solltest aufhören, deine Spielchen mit mir zu treiben und dich bereit machen, denn ich komme, um dich zu töten.«
Das Auge unter seiner Hand flackerte in plötzlichem Jubel auf, als Garion dem Dunklen Gott seine Herausforderung entgegenschleuderte, und das Schwert auf seinem Rücken wurde von einer blauen Flamme eingehüllt, die selbst durch die Scheide zu erkennen war.
Einen Augenblick entstand ein tödliches Schweigen, und dann wurde aus dem Wispern ein gewaltiges Dröhnen. »Dann komm, Belgarion, Kind des Lichts«, erwiderte Torak die Herausforderung. »Ich erwarte dich in der Stadt der Nacht. Bringe deinen ganzen Willen und all deinen Mut mit, denn ich bin bereit für unsere Begegnung.«
»Was im Namen der sieben Götter tust du da?« Belgarath schrie Garion fast an, sein Gesicht war vor zorniger Überraschung rot angelaufen.
»Torak flüstert jetzt schon seit fast einer Woche auf mich ein«, erklärte Garion gelassen und nahm die Hand von dem Auge. »Er hat mir sehr viel angeboten, wenn ich dies alles aufgebe. Es hat mich gestört, also habe ich ihm gesagt, er solle damit aufhören.«
Belgarath ließ eine Reihe saftiger Beschimpfungen vom Stapel und wedelte aufgebracht mit den Armen.
»Er weiß, daß ich komme, Großvater«, sagte Garion in dem Versuch, den zornigen alten Mann zu besänftigen. »Er weiß, wer ich bin, seit meiner Geburt. Er hat mich all die Jahre hindurch beobachtet. Wir werden ihn nicht überraschen können, warum sollten wir es also versuchen? Ich wollte ihn wissen lassen, daß ich komme. Vielleicht ist es an der Zeit, daß er anfängt, sich Sorgen zu machen und Angst zuhaben.«
Silk starrte Garion an. »Er ist wirklich ein Alorner«, sagte er schließlich.
»Er ist ein Idiot«, fuhr Belgarath ihn wütend an. Er wandte sich wieder Garion zu. »Ist dir je der Gedanke gekommen, daß Torak nicht das einzige ist, worüber wir uns hier draußen Sorgen machen müßten?«
Garion blinzelte.
»Cthol Mishrak ist nicht unbewacht, du junger Schafskopf. Dir ist es gerade gelungen, jedem Grolim im Umkreis von ein paar hundert Meilen unsere Anwesenheit zu verkünden.«
»Daran hatte ich nicht gedacht«, murmelte Garion.
»Das hatte ich auch nicht angenommen. Manchmal glaube ich, du kannst überhaupt nicht denken.«
Silk sah sich nervös um. »Was tun wir jetzt?« fragte er.
»Wir verschwinden hier, so schnell uns unsere Pferde tragen können«, sagte Belgarath. Er funkelte Garion an. »Bist du sicher, daß du unter deinen Kleidern nicht noch eine Trompete hast?« fragte er sarkastisch. »Vielleicht möchtest du unterwegs noch ein paar Fanfaren blasen.« Er schüttelte angewidert den Kopf und faßte dann die Zügel wieder fester. »Reiten wir«, sagte er.
21
D ie Espen standen kahlweiß und regungslos unter dem toten Himmel, schlank und ebenso gerade wie die Stäbe eines unendlichen Käfigs in die Höhe ragend. Belgarath ritt im Schrittempo voran und suchte sich sorgsam seinen Weg durch diesen endlosen, stillen Wald.
»Wie weit ist es noch?« fragte Silk den alten Mann gespannt.
»Nicht viel mehr als eine Tagesreise«, antwortete Belgarath. »Die Wolken vor uns werden dichter.«
»Du sagst, die Wolkenbank bewegt sich nie?«
»Nie. Sie ist unverrückbar, seit Torak sie dorthin gesetzt hat.«
»Was wäre, wenn Wind aufkäme? Würde sie sich dann nicht bewegen?«
Belgarath schüttelte den Kopf. »Die normalen Naturgesetze gelten in diesem Gebiet nicht. Soweit ich weiß, kann es auch sein, daß die Wolke gar keine richtige Wolke ist. Vielleicht ist
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