Duell der Zauberer
schoß aus dem Schlauch und floß über sein erstauntes Gesicht. Seine Gefährten starrten ihn an und griffen dann mit alarmierten Aufschreien zu den Waffen, aber es war bereits zu spät. Die meisten von ihnen stürzten in einem plötzlichen Pfeilhagel aus dem Sattel, der aus dem Schutz des Farns auf sie herabregnete. Einer jedoch riß sein Pferd herum und wollte fliehen, den Pfeilschaft, der tief in seiner Seite steckte, umklammernd. Sein Pferd hatte noch nicht einmal zwei lange Sätze gemacht, als sich drei Pfeile in den Rücken des Malloreaners senkten. Er wurde steif, dann rutschte er schlaff aus dem Sattel, seine Füße blieben jedoch in den Steigbügeln hängen. Sein verschrecktes Pferd galoppierte davon und schleifte ihn hinter sich her.
»Ich scheine dieses Dokument nicht finden zu können«, erklärte Yarblek, der mit einem boshaften Grinsen zurückkehrte. Er drehte den Malloreaner, mit dem er gesprochen hatte, mit dem Fuß um. »Du wolltest es doch sowieso nicht sehen, oder?« fragte er den Toten.
Der Malloreaner mit dem Pfeil in der Kehle starrte blicklos zum Himmel hinauf, sein Mund stand offen, und aus seiner Nase rann Blut.
»Das hatte ich auch nicht angenommen.« Yarblek lachte rauh. Er rollte den toten Mann wieder aufs Gesicht. Dann drehte er sich um und grinste Silk an, während seine Bogenschützen aus dem dunkelgrünen Farn auftauchten. »Du kommst wirklich herum, Silk«, sagte er. »Ich dachte, Taur Urgas hätte in dem stinkenden Cthol Murgos mit dir abgerechnet.«
»Er hat sich verschätzt«, erwiderte Silk beiläufig.
»Wie hast du es fertiggebracht, in die malloreanische Armee aufgenommen zu werden?« fragte Yarblek. Jede Spur seiner gespielten Trunkenheit war von ihm abgefallen.
Silk zuckte die Achseln. »Ich bin unvorsichtig geworden.«
»Ich folge euch schon seit drei Tagen.«
»Deine Anteilnahme rührt mich.« Silk hob seinen gefesselten Fuß und rasselte mit der Kette. »Wäre es zuviel verlangt, dies hier zu öffnen?«
»Du wirst doch wohl keine Dummheiten machen, oder?«
»Natürlich nicht.«
»Such den Schlüssel«, befahl Yarblek einem seiner Bogenschützen.
»Was hast du mit uns vor?« fragte Besher nervös, mit einem ängstlichen Blick auf die toten Wachen.
Yarblek lachte. »Was ihr tut, wenn die Kette ab ist, ist eure Sache«, antwortete er gleichgültig. »Ich würde allerdings nicht empfehlen, sich in der Nähe so vieler toter Malloreaner aufzuhalten. Es könnte jemand vorbeikommen und Fragen stellen.«
»Du läßt uns einfach gehen?« fragte Besher ungläubig.
»Ich habe gewiß nicht vor, euch zu füttern.«
Die Bogenschützen gingen an der Kette entlang und öffneten die Fußeisen, und die Nadraker verschwanden in die Büsche, sobald sie frei waren.
»Schön«, sagte Yarblek und rieb sich die Hände. »Jetzt, wo wir das erledigt haben, warum trinken wir nicht einen?«
»Der Wächter hat deinen ganzen Wein verschüttet, als er vom Pferd fiel«, meinte Silk.
»Das war nicht mein Wein«, schnaubte Yarblek. »Den habe ich heute morgen gestohlen. Du solltest wissen, daß ich meinen eigenen Wein niemals jemandem anbieten würde, den ich umbringen will.«
»Ich hatte mich schon gewundert.« Silk grinste ihn an. »Ich dachte schon, deine Manieren würden nachlassen.«
Yarblek verzog gekränkt das Gesicht.
»Entschuldigung«, bat Silk rasch. »Ich hatte dich falsch eingeschätzt.«
»Schon gut.« Yarblek zuckte die Achseln. »Viele Leute mißverstehen mich.« Er seufzte. »Das ist nun mal die Last, die ich tragen muß.« Er öffnete ein Bündel von seinem Leittier und hob ein kleines Fäßchen Bier heraus. Er stellte es auf den Boden und stach es geübt an, indem er es mit der Faust einschlug.
»Wir wollen uns besaufen«, schlug er vor.
»Würden wir wirklich gern«, lehnte Silk höflich ab. »Aber wir haben noch dringende Angelegenheiten zu erledigen.«
»Du glaubst gar nicht, wie leid mir das tut«, antwortete Yarblek und fischte einige Krüge aus seinem Gepäck.
»Ich wußte, du würdest es verstehen.«
»Oh, ich verstehe es schon, Silk.« Yarblek bückte sich und tauchte zwei Krüge in das Faß. »Und es tut mir so leid wie sonst was, daß eure Geschäfte noch warten müssen. Hier.« Er gab Silk einen Krug und reichte den anderen Garion. Dann füllte er einen Krug für sich selbst.
Silk sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
Yarblek ließ sich auf dem Boden neben dem Faß nieder und legte die Füße bequem auf einen der toten Malloreaner. »Siehst du,
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