Duell der Zauberer
Silk«, erklärte er, »Drosta will dich haben unbedingt. Er hat eine Belohnung auf dich ausgesetzt, die einfach zu attraktiv ist, um sie sich entgehen zu lassen. Freundschaft ist eine Sache, aber Geschäft ist schließlich Geschäft. Warum macht ihr, dein junger Freund und du, es euch nicht bequem? Dies ist eine hübsche, schattige Lichtung mit weichem Moos, auf dem man liegen kann. Wir betrinken uns alle, und du kannst mir erzählen, wie du es geschafft hast, Taur Urgas zu entkommen. Und dann erzählst du mir, was aus der schönen Frau geworden ist, die mit euch in Cthol Murgos war. Vielleicht bekomme ich hierdurch genug Geld zusammen, um sie mir leisten zu können. Ich halte zwar nichts vom Heiraten, aber bei Toraks Gebiß, ist das eine schöne Frau. Für sie wäre ich fast bereit, meine Freiheit aufzugeben.«
»Sie wäre bestimmt geschmeichelt«, sagte Silk. »Was dann?«
»Was wann?«
»Wenn wir betrunken sind. Was machen wir dann?«
»Dann wird uns wahrscheinlich schlecht – das passiert meistens. Wenn es uns wieder gutgeht, reiten wir nach Yar Nadrak hinunter. Ich streiche die Belohnung für dich ein, und du kannst dann herausfinden, warum König Drosta lek Thun dich so dringend in die Hände bekommen will.« Er sah Silk leicht belustigt an. »Du kannst dich ruhig hinsetzen und trinken, mein Freund. Im Augenblick gehst du doch nirgendwo hin.«
5
Y ar Nadrak war eine ummauerte Stadt, die am Zusammenfluß der westlichen und östlichen Gabelungen des Cordu lag. Um die Stadt herum hatte man einen etwa drei Meter breiten Gürtel gerodet, indem man einfach Feuer gelegt hatte. Wenn man sich der Stadt näherte, kam man durch eine Wildnis aus schwarzen Baumstümpfen und wucherndem Brombeergestrüpp. Das Stadttor war mächtig und gründlich mit Teer bestrichen. Es wurde gekrönt von einer steinernen Replik der Maske Toraks. Dieses schöne, unmenschlich grausame Gesicht blickte auf alle hinab, die die Stadt betraten, und Garion mußte ein Schaudern unterdrücken, als er darunter herritt.
Die Häuser der nadrakischen Hauptstadt waren hoch und hatten steile Dächer. Die Fenster der zweiten Stockwerke besaßen ausnahmslos Läden, und die meisten dieser Läden waren geschlossen. Jedes sichtbare Stückchen Holz an den Gebäuden war zur besseren Erhaltung mit Teer gestrichen, und die schwarzen Flecken verliehen den Häusern ein eigentümlich krankhaftes Aussehen. Die engen, winkligen Straßen Yar Nadraks strömten eine trotzige, verängstigte Atmosphäre aus, und die Einwohner hielten den Blick gesenkt, wenn sie eilig ihren Geschäften nachgingen. Die Kleidung der Bürger der Hauptstadt schien weniger aus Leder zu bestehen als im Hinterland, aber selbst hier waren die meisten Kleidungsstücke schwarz, und nur selten tauchte einmal ein blauer oder gelber Farbfleck auf. Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildeten die roten Tuniken der malloreanischen Soldaten. Sie schienen überall zu sein, streiften durch die kopfsteingepflasterten Straßen, fuhren die Bürger barsch an und sprachen laut miteinander in ihrem schweren Akzent.
Während die Soldaten weitgehend angeberische Raufbolde waren, junge Männer, die ihre Nervosität unter prahlerischem Gehabe zu verbergen suchten, waren die malloreanischen Grolims von ganz anderer Art. Im Gegensatz zu den westlichen Grolims, die Garion in Cthol Murgos gesehen hatte, trugen sie nur selten die polierte Stahlmaske. Statt dessen hatten sie einen starren, grimmigen Gesichtsausdruck, mit dünnen Lippen und schmalen Augen, und wenn sie in ihren schwarzen Kapuzenroben durch die Straßen eilten, ging ihnen jeder Malloreaner ebenso wie Nadraker aus dem Weg.
Garion und Silk, die gut bewacht auf Maultieren saßen, folgten Yarblek in die Stadt. Silk und Yarblek hatten auf dem Weg flußabwärts ihr Wortgefecht weitergeführt, gelegentlich Beleidigungen ausgetauscht oder vergangene Indiskretionen enthüllt. Obwohl er freundlich wirkte, ließ Yarblek in seiner Wachsamkeit nicht nach, und seine Männer bewachten Garion und Silk auf Schritt und Tritt. Garion hatte auf ihrem Drei-Tages-Ritt heimlich den Wald beobachtet, doch er hatte keine Spur von Belgarath entdecken können. Nun betrat er die Stadt mit nervöser Angst. Silk wirkte dagegen so entspannt und zuversichtlich wie immer, und sein Verhalten zerrte aus irgendeinem Grund an Garions Nerven.
Nachdem sie schon einige Zeit über die gewundene Straße geklappert waren, bog Yarblek in eine schmale, schmutzige Gasse ab, die zum Fluß
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