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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erreichte noch eine Eishöhle, aber warum gibt er jetzt keinen Laut von sich?«
    »Ich weiß es nicht, Sir.« Gilles suchte nach einem neuen Strohhalm, an dem er sich festklammern konnte. »Vielleicht ist sein Funkgerät ausgefallen, die Antenne abgeknickt. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten.« Er stockte, überlegte, ob er es sagen solle, und sprach es dann doch aus: »Was auch passiert ist, Sir, wir werden auf jeden Fall den Hubschrauber finden; dann wissen wir mehr.«
    »Der Himmel mag's hören, Bob. Aber denken Sie an Miß Allenby. Spurlos verschwunden in diesem verfluchten Berg.«
    »Aber der Hubschrauber war da … und Mulder.« Gilles schluckte mehrmals, seine Kehle war plötzlich trocken und ledern. »Wir wußten, was geschehen war.«
    Brooks hob die Schultern, als friere er. Ich muß General Seymore anrufen, dachte er. Aber dazu muß ich zurück zur Basis, an das Funkgerät. Von hier aus geht es nicht. Belüg dich, daß es nicht geht. Von jedem Flugzeug aus kannst du per Sprechfunk die ›Lincoln‹ erreichen. Aber sei ehrlich, du willst nicht. Du schreckst davor zurück, Seymore zu melden: »Oberleutnant Henderson wird vermißt. Wir rechnen mit dem Schlimmsten.« Nein, das darfst du noch nicht sagen, damit hast du Ric bereits in den Sarg gelegt. Wir finden ihn, ganz gleich in welchem Zustand. Erst dann werde ich Seymore Meldung machen. Verdammt, erst dann!
    Brooks warf einen letzten Blick auf Lieutenant Gilles, ehe er die Wachstube verließ. »Bob, sehen Sie mich nicht mit solchen Kuhaugen an. Noch lebt Ric für uns!« sagte er gepreßt.
    »Es ist nur die Müdigkeit, Sir. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.«
    »Sie sind Rics Freund, nicht wahr?«
    »Ric hatte nur Freunde, Sir.«
    »Das stimmt.« Brooks hob berichtigend die Hand. »Ihre Grammatik ist falsch, Bob. Nicht Vergangenheit – hat Freunde, muß es heißen. Noch lebt er …«
    Auf dem Flugfeld wartete wieder die erste Hubschrauberstaffel. Die Rotoren kreisten bereits und wirbelten den Eisstaub nach allen Seiten weg. Brooks rannte geduckt zu seiner Maschine, kletterte in die Kanzel und verriegelte die Tür. Der Pilot neben ihm, ein Sergeant, grüßte durch Handanlegen an den Helm. Brooks nickte. »Dann wollen wir mal, Jess«, schrie er durch den Motorenlärm. »Zur Absturzstelle von Mulder!«
    Die Rotoren donnerten heller, der Hubschrauber hob sich senkrecht in die Höhe und nahm dann Kurs auf die zerklüfteten Eissäulen. Die anderen Helikopter folgten ihm und nahmen Brooks in die Mitte. In einer Linie nebeneinander, wie bei einer Übung für ein Schaufliegen, zogen sie über den Eisberg.
    Bevor sie sich der Stelle näherten, wo Mulders Hubschrauber zerschellt war, schaltete Brooks sein um den Hals hängendes Sprechgerät ein. »Herhören, Jungs«, sagte er. »Wir teilen uns, wenn wir Mulder erreicht haben.« Er sprach so, als stehe der Master-Sergeant unten im Eis und warte auf sie. »Eins und zwei schwenken nach Backbord, drei und vier nach Steuerbord ab. Ich fliege geradeaus und über die Eiswand hinweg. Es ist immerhin möglich, daß Ric auch dieses Gebiet nach Miß Allenby abgesucht hat. Wir bleiben in dauernder Sprechverbindung.« Er räusperte sich und fügte dann forsch hinzu: »Viel Glück, Jungs. Wer Ric zuerst sieht, bekommt von mir eine Flasche Bourbon und eine Stange Chesterfield.«
    »Danke, Sir!« schallte es im Kopfhörer von allen Maschinen. Die vier Hubschrauber schwenkten ab. Brooks stellte den schweren Feldstecher auf seine Knie. Unter ihm begann jetzt die wildgezackte Wand mit ihren Eisspitzen und Spalten – unmöglich, daß Virginia hier durchgekommen war. Das mußte auch Henderson so sehen. War er weitergeflogen, dann nur, weil er an Virginias Tod nicht glauben wollte. Brooks konnte ihn jetzt verstehen.
    Die schreckliche Wand unter ihnen war überquert, das ›Waschbrett‹ lag vor ihnen, blank und glitzernd, als sei es geputzt und poliert, aber steuerbords stieg das Eis wieder an und hatte hohe, runde Hügel gebildet, die zum Meer abfielen. Deutlich sah man den von Treibeisschollen bedeckten blauen Ozean; etwa 15 Kilometer entfernt, taxierte Brooks. »Hier hätte er landen können, Jess!« sagte er. »Die letzte Möglichkeit. Noch weiter ist undurchdringbare Eiswildnis. Sehen Sie sich das vor uns an: aufrecht stehende Riesensäulen mit Spalten und Abgründen und Schmelzwasserseen. Da hat auch Ric nicht gesucht. Wenn wir ihn finden –« Brooks stockte. Das Wenn lag ihm schwer auf dem Herzen; wenn bedeutete immer

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