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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zimmer. Die Berreskowa sah ihm vom Fenster aus nach, wie er hinüber in sein Holzhaus ging und mit den Armen schlenkerte, als wolle er etwas von sich abschütteln.
    Zwei Tage später wurde sie seine Geliebte. Sie selbst war es, die aus der Dusche nackt auf ihn zutrat und ihm dann half, sich auszuziehen.
    »Ich weiß nicht, warum«, sagte sie hinterher, als Malenkow zur Erholung eine seiner Zigaretten rauchte. »Liebe ich dich? Wer kann das beantworten? Ich kann es nicht. Den Roman aber muß ich abändern …«
    »Lieben sie sich denn in deinem Roman?« fragte Malenkow.
    »Nein, sie sind nur hungrig. Der eine will vom anderen essen.«
    »Das wird es sein.« Malenkow schloß die Augen. Er genoß die Entspanntheit seiner Lenden. »Nur das kann es sein, was sonst?«
    Sie waren so ausgehungert, daß sie noch zweimal in dieser Nacht voneinander aßen und am Morgen, als die Sonne durch die blinden, ungeputzten Scheiben ins Zimmer drang, sich noch einen Nachtisch gönnten.
    Malenkow ließ an diesem Tag das angesetzte Bootsmanöver ausfallen und befahl sportliche Betätigung.
    Das Auslaufen des kleinen sowjetischen Flottenverbandes von dem Stützpunkt Sachalin blieb völlig unbemerkt. Gleich nach der Ausfahrt tauchten die U-Boote weg und fuhren, angetrieben von ihren Atomaggregaten, in knapp 40 Meter Tiefe hinaus in den Pazifik, der hier noch das Ochotskische Becken heißt. Durch die Meeresstraße von Proliv Friza zwischen den Kurileninseln Ostrov Urup und Ostrov Iturup erreichten sie den Nordpazifik und schwenkten dann scharf auf Südkurs.
    Die Satellitenüberwachung der USA registrierte nichts; im Gewirr der Schiffe auf dem Meer waren die beiden Versorgungsschiffe der Russen nur zwei uninteressante Punkte auf dem riesigen Ozean. Zwei normale Frachtschiffe; wer sie unter Wasser begleitete, sah kein Satellitenauge.
    In der Offiziersmesse der ›Gorki‹ wurde der erste Abend in der Tiefe des Meeres gefeiert. Für die sowjetischen Seeleute war es ein Tag wie jeder andere, aber Vizeadmiral Schesjekin hatte gesagt: »Für die Genossin Berreskowa ist das ein einmaliges Erlebnis. Wie wird sie's überstehen die ganzen Wochen? Wer weiß das. Heitern wir sie also etwas auf. Ich erinnere mich an meine erste U-Boot-Fahrt 1941. Angst hatte ich, ich wollte ersticken, die Wände kamen auf mich zu, alles erdrückte mich, wie in einem Sarg, lebendig begraben, kam ich mir vor … Warum soll es der Genossin anders ergehen? Kapitän Malenkow, sorgen Sie dafür, daß Ljuba Alexandrowna keine Platzangst bekommt und in Panik gerät. Ein vorzeitiges Auftauchen können wir uns nicht leisten. Erst müssen wir Japan passiert haben …«
    Ein jedes Schiff, auch ein U-Boot, hat unter der Besatzung einen Spaßmacher. Das ist nicht anders als auf dem Land. Wenn dort fünf Menschen zusammentreffen, ist bestimmt einer dabei, der stundenlang Hunderte von Witzen erzählen kann, daß einem hinterher der Bauch weh tut. Auch das ist eine Begabung; die meisten Menschen erzählen Witze und zerreden dabei die Pointe. Eine Pointe muß man nicht erzählen, sie muß wie ein Faustschlag gegen das Zwerchfell sein.
    Der Spaßmacher der ›Gorki‹ hieß Aron Misjanowitsch Temjun, stand im Rang eines Unterleutnants und war ein gebürtiger Usbeke. Nach jedem gelungenen Witz zogen sich seine asiatischen Augen zu Schlitzen zusammen, und sein junges Gesicht glänzte, als habe er einem Mädchen unter den Rock gesehen. Eine schöne, helle Stimme besaß er außerdem noch, konnte die Handharmonika und die Balalaika spielen und ein nur in Usbekistan bekanntes Zupfinstrument, das wie eine Zither klang, nur leiser, zirpender, wie Grillengesang an einem Sommerabend. Wenn Unterleutnant Temjun spielte und sang, vergaß man, daß man in einem Stahlkörper viele Meter unter Wasser saß.
    Das war der besinnliche Teil. Begann danach Aron Misjanowitsch Witze aus seiner asiatischen Heimat zu erzählen, in denen Frauen eine große Rolle spielten, wunderte sich jeder, daß das Boot noch so ruhig dahinfuhr – es hätte vor Lachen schwanken müssen.
    »Aron Misjanowitsch«, sagte an diesem ersten Abend unter Wasser Malenkow zu Temjun, »du sollst Witze erzählen, befiehlt der Genosse Admiral. Aber sei gewarnt: Nur ein Witz, der unterm Gürtel anfängt, und ich schieße dich durchs Torpedorohr in den Pazifik.«
    »Genosse Kapitän, andere kenne ich nicht.« Temjun riß seine Augen auf und hob abwehrend die Hände. »Verzichten Sie auf meine Mitwirkung, bitte.«
    »Du kennst nur schweinische

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