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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Angst um dich … Das kann es sein.«
    »Nein. Auch Angst kennt sie nicht, du hast es gehört.«
    »Warum gehst du nicht zu ihr?«
    »Auch mich will sie nicht sehen«, hatte Malenkow gelogen. »Daran siehst du, ein hysterischer Anfall ist es! Er wird vorübergehen, machen wir uns keine Sorgen um Ljuba. Wichtiger ist das, was uns morgen erwartet. Keiner weiß, wie tief das Wasser in der Bucht ist und ob wir in sie hineintauchen können.«
    Malenkow hatte richtig gedacht: Als die ›Gorki‹ unter Trompetensignal und allen militärischen Ehren an der Flottille vorbeifuhr in das große Abenteuer, stand die Berreskowa auf der Kommandobrücke der ›Nadeshna‹ an der gewölbten Scheibe und hatte Jurij Adamowitsch voll im Blickfeld ihres Fernglases. Er grüßte, ein Strahlen lag auf seinem Gesicht, man sah ihm den Stolz an, die Fahne der Sowjetunion auf der ›Morgenröte‹ in das Eis stoßen zu dürfen. Ein großer Augenblick, fern aller Aufmerksamkeit der Welt, eine Heldentat, von der niemand erfahren würde, ein sowjetischer Triumph, über den sich Stillschweigen deckte.
    Sie war allein im Kommandostand. Vizeadmiral Schesjekin, Kapitänleutnant Braslowski, der Kommandant der ›Nadeshna‹, und vier andere Offiziere standen, eingehüllt in dicke Pelzmäntel, draußen auf der Nock und winkten Malenkow zu.
    »Krepier«, sagte die Berreskowa leise und drückte das Fernglas an ihre Augen. Malenkow grüßte wieder. Ein schöner Mann war er, wie er so im Turm seines U-Bootes stand, ein neuer, wenn auch auf immer unbekannt bleibender Held des Volkes. »Krepier, Jurij Adamowitsch!« sagte sie wieder, und wenn Haß eine Stimme verändern kann, bei Ljuba konnte er es. Sie klang fremd, hart, zertrümmernd. »Nimm mir die Arbeit ab … Komm nie wieder!«
    Sie schrak zusammen, als jemand gegen die Scheibe klopfte. Schesjekin winkte von draußen, sie möge auch herauskommen. Sie nickte, um keinen Anlaß zu Fragen zu geben, schlug den Pelzkragen ihres Fellmantels hoch und trat in die Nock.
    »Welch ein Anblick!« rief Schesjekin gerade begeistert. »Wie ich Malenkow beneide! Ljuba, das ist russische Tradition: Wir werden immer Helden haben. In jeder Generation. Ob Jermak, der Eroberer Sibiriens, oder heute Jurij Adamowitsch, der Eroberer der Antarktis – es beweist die Unsterblichkeit Rußlands, unser aller Mutter. Sehen Sie nur, wie er dasteht, unser Malenkow. Schon im Wegfahren ein Sieger! Ljuba Alexandrowna, was empfinden Sie bei diesem Anblick?«
    »Nichts, Genosse Admiral.«
    »Nichts?« Schesjekin sah sie betroffen an. »Diese Stunde läßt Sie unbeeindruckt?«
    »Ich wäre zu gerne mit Malenkow mitgefahren.«
    »Später, Genossin Berreskowa.« Schesjekin setzte sein Fernglas an die Augen, um so lange wie möglich diese historische Stunde mitzuerleben und zu genießen. »Nur ein wenig Warten … Ihre Stunde wird auch bald kommen.«
    »Sie ahnen nicht, wie ich darauf warte, Wladimir Petrowitsch.« Sie wandte sich ab, verließ die Nock und ging zu ihrer Kajüte.
    Schesjekin blickte ihr nachdenklich nach. »Verändert hat sie sich«, sagte er zu Braslowski. »Sie kennen sie nicht, wie sie früher war. Im U-Boot, sechs Wochen lang, keine Angst, kein Trübsinn, eine immer fröhliche Frau. Ein richtiger Kamerad, kann man sagen. Uns allen ist es ein Rätsel, was sie hat.«
    »Könnte sie sich in Malenkow verliebt haben, in diesen sechs Wochen?« fragte Braslowski.
    »In Jurij? Unmöglich! Ein U-Boot hört, sieht und riecht alles.«
    »Es kann eine platonische Liebe sein. Malenkow weiß davon selber nichts.«
    »Die Genossin Berreskowa und eine platonische Liebe?« Schesjekin lachte laut. »Braslowski, Sie kennen sie nicht, sonst würden Sie Ihre Dummheit einsehen. Aufgereiht wie Kohlköpfe liegen ihr die Männer zu Füßen, nur Malenkow nicht!«
    »Dann ist es vielleicht doch der Anblick der weißen Einsamkeit. Man sollte sie aufheitern, Genosse Admiral.«
    »Womit?«
    »Alles haben wir hier: eine Tanzkapelle, Sänger, Artisten … Einen richtigen Zirkus – natürlich ohne Tiere – können wir bieten … Was sage ich, auf der ›Sonja‹ haben wir einen Matrosen mit einem dressierten Hund, also auch Tiere können wir bieten. Veranstalten wir zunächst einen Tanzabend, Genosse Admiral!«
    »Einen Tanzabend mit nur einer Frau?« Schesjekin sah Braslowski zweifelnd an. »Das halten Sie für eine gute Idee?«
    »Dann ein buntes Programm. Zirkus Antarktis. Wir haben alles an Bord, vom Tierstimmenimitator bis zum Feuerschlucker, vom

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