Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
soll dein Herz …«
    Mit einem in Hitze und Dampf zerflatternden Lachen warf sie sich über ihn, grub ihre Nägel in seinen Bauch und umpreßte ihn mit ihren Schenkeln. Einen hellen, nicht mehr menschlichen Schrei stieß sie aus, als sie ihr Ziel erreichte, und dann versank alles, was um sie beide war, nichts war mehr da als das Gefühl eines unsagbar schönen Sterbens …
    Am nächsten Morgen vermißte man am Offizierstisch den Kapitän Malenkow. Aber man fragte nicht: Ein Kommandeur ist immer entschuldigt.
    Erschöpft lag Jurij Adamowitsch in einem bleiernen Schlaf auf Ljubas Bett. Sie lag neben ihm, schmiegte sich an seinen Körper und betrachtete sein Gesicht, die geschlossenen Lider, die atmende Brust.
    Wenn Liebe eine Art von Wahnsinn ist, dann war sie jetzt die irrste aller Irren. Vor ihren Gedanken, als sie ihn betrachtete, schrak sie selbst zurück. Kannibalisch waren sie: Sie hatte den Wunsch, ihn mit den Zähnen zu zerreißen und zu verschlingen, damit er für immer in ihr war und er keinem, nur ihr allein, gehörte.
    Sie legte den Kopf auf seinen Leib, saugte sich mit ihren Lippen an ihm fest und weinte vor der Unfaßbarkeit ihres Glückes.
    Die Verhöre und Untersuchungen, die zehn Offiziere unter Leitung von General Seymore vornahmen, brachten kein Ergebnis. Seymore hatte es befürchtet; nichts, gar nichts hatte man in der Hand, keinen Verdacht und vor allem auch kein Motiv als nur das eine: Der Mörder von Alan Cobb wollte Virginia Allenby beschützen. Er verhinderte durch Mord eine Vergewaltigung. Selbst anhand der benutzten Waffe konnte man ihn nicht identifizieren. Man kannte das Kaliber, eine 9-mm-Pistole, aber die hatten auf ›Big Johnny‹ fast alle in der Halfter.
    Der Vorschlag von Vizeadmiral Warner, jeden, der am Eisberg arbeitete, auf einen Sandsack schießen zu lassen und die Geschosse unter dem Mikroskop miteinander zu vergleichen, war zwar vernünftig, aber undurchführbar. Zwei Besatzungen von den Transportriesen Hercules C-130 waren wieder nach McMurdo zurückgeflogen, um neuen Nachschub für die Bauten heranzubringen, und außerdem waren die Ärzte im Schiffslazarett nicht geschult, um unter dem Mikroskop Gleichheiten an Geschossen zu entdecken.
    Es nutzte auch wenig, daß Master-Sergeant Benny Mulder herumbrüllte und den Täter aufforderte, kein stinkender Feigling zu sein, sondern sich zu melden, es gebe vor Gericht mildernde Umstände, denn schließlich habe er eine Frau beschützt: Die Flieger, Matrosen und Pioniere sahen ihn an wie Hunde, die grundlos geprügelt wurden.
    General Seymore gab schweren Herzens nach Washington die Frage durch, ob es angesichts der reinen Männerwelt von ›Big Johnny‹ nicht ratsam wäre, Miß Allenby in die USA zurückzuholen. Als einzige Frau unter Hunderten von Männern, die monatelang wie im Zölibat leben mußten, war sie eine gefährliche Provokation geworden.
    Das Pentagon antwortete mit einem Nein. General Pittburger ließ Seymore wissen: »Es muß doch möglich sein, einer einzelnen Frau Schutz zu gewähren.«
    »Die großen Weisen am grünen Tisch!« sagte Seymore verbittert und gab das Funktelegramm an Vizeadmiral Warner weiter. »Soll ich Miß Allenby festbinden oder mit mir wie einen Rucksack herumtragen? Es wird hier noch mehrere Alan Cobbs geben … 3.000 Männer sehen täglich eine schöne, verführerische Frau und können nicht ran. Das ist, als hätten wir eine Bombe vor der Brust. Aber bitte, bitte, Washington weiß es mal wieder besser!«
    Am Abend ließ Seymore Lieutenant Henderson zu sich kommen. Mit einem Hubschrauber landete er auf dem riesigen Flugdeck der ›Lincoln‹. Nach kurzer militärischer Begrüßung zeigte Seymore auf einen Sessel und sagte: »Ich habe Sie zu einem Privatgespräch hergebeten, Ric. Nehmen Sie Platz. Einen Drink?«
    »Danke, nein, Sir.« Henderson setzte sich in den Sessel. »Ich muß noch zurück zu ›Big Johnny‹.«
    »In der Nacht noch?«
    »Ja, Sir. Ich habe Miß Allenby versprochen, auf sie aufzupassen.«
    »Sie geben mir das Stichwort, Ric! Darum wollte ich Sie privat sprechen. Ihre Freundschaft mit Miß Virginia ist doch mehr als eine unverbindliche Kameradschaft, nicht wahr?«
    »Wie soll ich das verstehen, Sir?« fragte Henderson steif zurück.
    »Mein Gott, spielen Sie nicht den Ahnungslosen! Sie lieben Virginia.«
    »Ja, Sir.«
    »Und Virginia liebt Sie?«
    »Ich nehme es an, Sir.«
    »Wann wollen Sie heiraten?«
    »Darüber haben wir nie gesprochen, Sir.« Henderson holte tief Atem.

Weitere Kostenlose Bücher