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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jetzt oder nie, eine solche Gelegenheit kam nicht wieder. Wer konnte schon privat mit General Seymore sprechen? »Das heißt, der Gedanke ist uns schon mal gekommen, aber dann haben wir ihn fallen gelassen.«
    »Warum? Eine solche Frau nicht zu heiraten grenzt an Idiotie!«
    »Das ist es, Sir. Miß Allenby ist eine anerkannte Wissenschaftlerin. Sie soll eine der besten Meeresbiologinnen sein. Ein Lehrstuhl ist ihr sicher, wenn sie aus der Antarktis zurückkommt. Sie ist ein As, wie man so sagt. Und was bin ich? Ein kleiner Lieutenant der Air Force. Eine Pik Sieben …«
    »O je, Sie haben Minderwertigkeitskomplexe, Ric? Ausgerechnet Sie?«
    »So ist das nicht, Sir. Aber mit meinem Lieutenant-Gehalt kann ich kaum eine Familie ernähren. Virginia müßte weiter arbeiten. Für einen Mann ist es deprimierend, sich von seiner Frau das Geld vorzählen zu lassen.«
    Seymore schwieg und sah Henderson mit etwas geneigtem Kopf an. Er kannte die Eintragung in dessen Personalakte genau, auch den Hinweis, eine Beförderung vorläufig auszusetzen. Wieder so ein absurdes Verhalten des Pentagon, eine kleinliche Rache, die einen guten Mann niederknüppelte. Seymore dagegen mochte Henderson. Dieser war ein hervorragender Flieger, ein verläßlicher Kamerad, ein Mann, der sein Wort hielt, zu jedem Einsatz bereit und mutig dazu, was er jetzt am Eisberg täglich bewies.
    »Ric«, sagte Seymore betont, »was ich jetzt sage, ist nicht privat.«
    »Jawohl, Sir.« Henderson nahm im Sitzen Haltung an.
    »Ich verspreche Ihnen, daß Sie innerhalb der nächsten sechs Monate zum Oberleutnant befördert werden …«
    »Danke, Sir.«
    »… und daß Sie ›Big Johnny‹, wenn alles aufgebaut ist – also in etwa einem Jahr – als Hauptmann verlassen.«
    »Danke, Sir.«
    »Es steht also in finanzieller Hinsicht einer Heirat mit Miß Allenby nichts mehr im Weg. Ich stehe zu meinem Wort!« Seymore beugte sich etwas vor. »Ric, der Mord an Cobb ist erst der Anfang, befürchte ich. Das könnte sich ändern, wenn ihr zwei heiratet. Dann ist Virginia – militärisch ausgedrückt – kein Niemandsland mehr, das man erobern kann.«
    »Ich werde es mit Miß Allenby besprechen, Sir.«
    »An Bord der ›Lincoln‹ sind drei Pfarrer, ein katholischer, ein evangelisch-lutherischer und ein baptistischer. Von dieser Seite aus kann also alles schnell gehen.« Seymore erhob sich, und auch Henderson sprang auf und stand stramm. Seymore winkte ab. »Bleiben wir doch privat, Ric. Wenn Sie Miß Allenby heiraten, richte ich die Hochzeitsfeier aus …«
    »Danke, Sir.«
    In der Nacht noch flog Henderson zum Eisberg zurück und machte auf dem Eisfeld, nur im Licht seiner eigenen, kleinen Bordscheinwerfer, eine waghalsige Landung. Ein eisiger Wind fegte über das Eis und brachte aus der Tiefe des Berges Schneewolken mit, deren verharschte Flocken wie Nadeln in die Haut stachen. Die Nachtwache, die in einer Isolierhütte am Rand des Flugfeldes ihren sinnlosen Dienst verrichtete – denn wer sollte hier bei gegenwärtig 39 Grad Kälte etwas anstellen? –, glotzte Henderson ungläubig an, als er in die überheizte Hütte stolperte, mit glitzerndem Eis überzogen.
    »Lieutenant«, sagte der wachhabende Sergeant fassungslos, »wo kommen Sie denn her?«
    »Aus dem Kino, das sehen Sie doch. Ich habe mich nur verlaufen.«
    Ein Motorschlitten brachte Henderson zur Station und zum Haus der Wissenschaftler. Virginia saß mit Dr. Smith, Jim Bakker und Sam Baldwin am Tisch und spielte Black Jack. Sie schien zu gewinnen: Ein kleiner Haufen Dollarnoten lag vor ihr.
    »Gut, daß Sie kommen, Ric!« rief Bakker und stieß den Zeigefinger in Richtung Virginia. »Miß Allenby hat das Glück gepachtet! Fast jedes Spiel gehört ihr! Sie zieht uns die Hosen runter …«
    »Das wäre kein vergnüglicher Anblick, Jim.« Henderson lachte, trat hinter Virginia und gab ihr einen Kuß in den Nacken. »Damit Sie nicht alle pleite werden, entführe ich sie.«
    In ihrem Zimmer sah Virginia fragend auf Ric hinunter. Er saß auf der Bettkante und wartete, bis sie Bluse, Rock und Pullover ausgezogen hatte und nur bekleidet mit Slip und BH im Zimmer hin und her lief. Es war sehr warm im Raum, und draußen zischte der Eiswind um das Haus.
    »Was hast du, Ric?« fragte sie. »Wo warst du die ganze Zeit?«
    »Seymore hat mich rufen lassen.«
    »Du warst auf der ›Lincoln‹? Bei diesem Wetter? Und bist auch noch zurückgekommen? Mein Lieber, solche Art von Heldentum gefällt mir gar nicht. Das ist purer

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