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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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rief: »Herhören, ihr Saubande! Begreift ihr, daß ihr nicht in eure Quartiere könnt? Ihr müßt hier auf den Tischen schlafen! Wer die Kantine verläßt, wird als Selbstverstümmler angeklagt.«
    Fünf Tage kampierten die Eingeschlossenen auf Tischen, Bänken und Stühlen in der Kantine, bestens verpflegt, denn niemand konnte ja zum Essen kommen, was wiederum dazu führte, daß alle Klosetts überliefen: Die Abflußleitungen waren trotz der Isolierung zugefroren.
    Nur einmal in diesen sechs höllischen Wochen ließ der Sturm soweit nach, daß – es war am neunten Tag – die 65 sich durch den Eiswind kämpfen konnten und ihre Quartiere erreichten. Noch war es warm in den Häusern, noch arbeiteten die Transformatoren und Generatoren, aber wie lange sie es noch taten, das wußte niemand. Nur eines wußte man: Wenn die Heizung ausfiel, würden sie alle in kurzer Zeit zu Eiszapfen erstarren, würden sie konserviert werden wie in einem Tiefkühlschrank. An Hilfe war nicht zu denken, schon gar nicht von der ›Lincoln‹, die seit drei Tagen im Eis eingeschlossen war, bewegungsunfähig, ein großes, mit Eis überzogenes bizarres Gebilde in einem Sturm, der alles, was sich auf Deck zeigte, wegblies.
    In der vierten Woche meldete Commander Brooks: »Die Vorräte in den Häusern werden knapp. Zu den Magazinen kommen wir nicht durch. 32 Mann haben es versucht, alle liegen jetzt mit Erfrierungen auf der Sanitätsstation. Gestern haben wir 59 Grad minus gemessen.«
    »Wie geht es Miß Allenby?« fragte Seymore über Funk.
    »Ich weiß es nicht, Sir. Lieutenant Henderson ist bei ihr im Haus.«
    »Dann geht's ihr gut!« Seymore versuchte einen faden Witz. »Vor allem hat sie's schön warm …« Und als Brooks nicht lachte, fügte er hinzu: »So kann sich Ric an ein Zusammenleben gewöhnen … Commander.«
    »Sir?«
    »Washington fragte an, wie weit wir mit dem Ausbau sind. Es geht denen dort zu langsam.«
    »Sie sollen mal herkommen, Sir«, knurrte Brooks. »Wenn der erste sich den Arsch abgefroren hat, denken sie anders.«
    »So ähnlich habe ich auch geantwortet. Ich habe den Einsatzstab zu einem Besuch eingeladen.«
    »Und sie kommen, Sir?«
    »Natürlich nicht. Aber einen schönen Vergleich haben sie angebracht: Was der Russe in Sibirien kann, müßten wir auch am Südpol können.«
    »Sir, ich bedaure, daß ich nicht antworten konnte.« Brooks hieb mit der Faust auf den Tisch. Diese Arschlöcher in Washington, dachte er wütend. Diese Eierköpfe von Theoretikern! Durch sie haben wir in Korea verloren, in Vietnam und in der Schweinebucht von Cuba. Alles wissen sie besser als die armen Säue, die vorne im Dreck liegen und den Kopf hinhalten müssen! »Wenn der Miststurm vorbei ist, Sir, werde ich einen Bericht schreiben, wie sie noch keinen bekommen haben.«
    »Was nützt das, Jim?« Brooks konnte sich denken, daß Seymore jetzt mit der linken Hand resigniert abwinkte. »Die haben alle ein dickes Fell, sonst säßen ihre breiten Hintern nicht im Pentagon …«
    Nach sechs Wochen – wie lang können doch sechs Wochen sein, wenn man unter Schnee begraben liegt – hörte, wieder über Nacht, der Eissturm auf. Ein klarer Morgen mit einem blauen wolkenlosen Himmel ließ die kalte Sonne auf den Eisberg scheinen, als habe es nie eine sechswöchige Vernichtung gegeben. Einige Häuser mußten sich ausgraben, die meisten aber standen wieder auf dem blanken Eis, das der letzte Wind sauber gefegt hatte. Das Thermometer zeigte noch immer 49 Grad minus, aber es gab keinen auf ›Big Johnny‹, der nicht vor die Tür trat, vermummt mit Pelzen und Atemschutz, und vorsichtig die klare, reine Luft einatmete, diese trockene Luft, die alle Bakterien tötet und daher keinen Schnupfen aufkommen läßt.
    Auch Virginia und Henderson standen vor ihrem Haus, blickten fassungslos und doch fasziniert in den strahlend blauen Himmel und hatten die Arme umeinander gelegt.
    »Haben wir sechs Wochen nur geträumt, Ric?« fragte sie.
    »Es sieht fast so aus, Liebling.« Er küßte sie auf die freien Augen, an denen sich bereits nach einer Minute kleine Eiskristalle bildeten. »Da war doch so etwas wie ein Sturm …«
    »… und wir sind im Bett zusammengekrochen und haben gewartet, daß das Haus wegfliegt.«
    »Das waren die schönsten Träume. Irgendwann habe ich aufgehört, die Tage und Nächte zu zählen. Du warst da: Damit war meine Welt vollkommen. Einmal hast du gesagt: ›Nun sind schon fünf Wochen rum. Hört das denn nie auf?‹ Und ich habe

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