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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und rieben sich die Gesichter mit einem Handtuch ab, das ihnen der Wachhabende, ein Sergeant der Air Force, gereicht hatte.
    »Besondere Vorkommnisse?« fragte Brooks dabei. Es war eine routinemäßige Frage.
    Der Sergeant hob die Schultern und machte ein unglückliches Gesicht. »Ich weiß nicht, Commander.«
    Brooks warf sein Handtuch weg und knöpfte seinen Pelz auf. »Was wissen Sie nicht, Sergeant Hicks?«
    »Miß Allenby und Master-Sergeant Mulder –«
    »Was ist mit Virginia?« Henderson fuhr herum. »Sergeant, würgen Sie nicht an den Worten herum! Was ist los?« Seine Stimme überschlug sich fast.
    Hicks sah es für nützlich an, eine stramme Haltung einzunehmen. »Mulder hat sich eine Sikorski geliehen, Sir«, sagte er unsicher.
    »Was hat er?« schrie Brooks.
    »Geliehen, Sir. Es ist ordnungsgemäß im Wachbuch eingetragen.«
    »Und Miß Allenby?«
    »Sie ist mit Mulder weggeflogen.«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden, Hicks?« brüllte Henderson. Plötzlich war eine Angst in ihm, die ihm fast die Luft abdrückte. »Sie haben Virginia und Mulder einen Hubschrauber überlassen?«
    »Ich dachte, Sie wären davon unterrichtet, Sir«, sagte Hicks unglücklich. »Mulder tat so, als sei alles in Ordnung. ›In zwei, spätestens drei Stunden sind wir wieder zurück‹, sagte er. ›Nur ein kleiner Rundflug. Ist das Wetter nicht zum Hemdhochheben?‹ Verzeihung, Sir, aber genau das hat Mulder gesagt.«
    »Wann war das?« fragte Brooks mit plötzlich belegter Stimme.
    »Vor … vor knapp fünf Stunden.«
    »Funkverbindung?« bellte Brooks.
    »Keine, Commander.«
    »Und da sitzen Sie Affe so ruhig herum und kauen Gummi? Warum haben Sie keinen Alarm gegeben?« brüllte Henderson.
    »Ich dachte, Sir …«
    »… daß der Sprit nicht für fünf Stunden reicht. Haben Sie daran gedacht?«
    »Nein, Sir.« Hicks kroch in sich zusammen. Mir kam das gleich verdächtig vor, dachte er. Aber wer kann gegen Mulder ankommen? Und dann war doch Miß Allenby dabei – wie kann man da an etwas Unerlaubtes denken? Herumbrüllen kann jetzt jeder … Wenn Mulder was sagt, muß das jeder glauben.
    Brooks ließ sich auf keinen weiteren Wortwechsel ein, stürzte zum Telefon und tat das, was Hicks in seiner Gutgläubigkeit versäumt hatte: Er gab Alarm. »Lieutenant McColly, Sergeant Lamboretti und Sergeant Panzer sofort zum Flugfeld! Mit Einsatzkleidung! Ebenso Dr. Silverton und ein Sanitäter. Sofort heißt: Ich zähle die Minuten. Ende.« Er warf den Hörer auf die Gabel und wandte sich Henderson zu.
    »Noch ist alles offen, Ric«, sagte er beruhigend, obwohl auch ihm die Kehle wie gewürgt vorkam. »Mulder kann irgendwo gelandet sein, weil der Treibstoff ausging, und wartet jetzt auf Hilfe.«
    »Hilfe, ohne anzufunken?« Hendersons Stimme war leise geworden.
    Brooks wandte ihm den Rücken zu. Er hat ja recht, der Junge. Wie kann jemand helfen, wenn er nicht gerufen wird? Fünf Stunden, da muß etwas passiert sein! Ein kleiner, zweisitziger Hubschrauber hält sich nicht so lange in der Luft. Das braucht man Ric nicht zu sagen, und alle anderen Worte sind jetzt völlig überflüssig. Wir müssen suchen und nicht daran denken, was wir vielleicht finden werden.
    Eine halbe Stunde später standen sie startbereit auf dem Eisfeld, vier Lastenhubschrauber, aufgetankt bis zum Überlaufen, beladen mit zwei Motorschlitten und Nylonseilen, Tragbahren und Bergausrüstungen. Dr. Silverton hatte in seinem Hubschrauber eine Art Notlazarett eingerichtet mit einem zusammenklappbaren OP-Tisch, einem tragbaren Narkosegerät, chirurgischem Besteck, Verbänden, Schienen und einem Arzneikoffer.
    »Wir fliegen in einer Reihe auf Sichtweite!« sagte Brooks und studierte die von Hamilton und Buttler nach ihren Fotos gezeichnete Karte des Eisberges. »Ungefähr 30 Kilometer vom anderen Ende von ›Big Johnny‹ steht eine gezackte Eiswand, das ist der äußerste Punkt, den sie erreicht haben können. Den Rückweg hätten sie dann mit den letzten Tropfen Sprit geschafft. Mulder ist ein erfahrener Pilot und geht nie ein Risiko ein, vor allem nicht, wenn er Virginia an Bord hat. Irgendwo in dieser Gegend müssen wir sie finden.«
    »Und warum gibt es keinen Funkspruch von Mulder?« fragte Henderson zum wiederholten Male.
    »Das werden wir sehen.« Commander Brooks blickte auf seine Armbanduhr. »Über sechs Stunden … Zu den Maschinen, Leute!« Er ging voraus und kämpfte sich geduckt durch den Wind. Froh war er, nicht mit Henderson in einer Maschine zu fliegen.

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