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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Passant beobachtete die Suchaktion, und Marian überlegte, ob es nicht vernünftiger wäre, am nächsten Morgen noch einmal ein Team von der Spurensicherung für eine genaue Tatortuntersuchung unter anderen Vorgaben anzufordern.
    Nach etwa einer Stunde kam Marian zu einem Hydranten an der Ecke von Barónsstígur und Hverfisgata. Es war hell wie am lichten Tag, und der Hausberg Esja wurde von der Sonne angestrahlt. Hartnäckige Grasbüschel wuchsen an der Hauswand. Marian fiel etwas Zusammengeknülltes auf, eine Zigarettenschachtel. Diese Sorte wird bestimmt nicht offiziell von Staats wegen eingeführt, dachte Marian, nahm ein Taschentuch, legte die Schachtel vorsichtig hinein und steckte sie in die Tasche.
    Es war sofort zu erkennen, dass es sich um eine russische Zigarettensorte handelte. Auch wenn Marian sich nicht sonderlich mit kyrillischer Schrift auskannte, war es kein Problem, den Namen Belomorkanal zu entziffern. Trotz intensiver Suche in der hellen Sommernacht fand Marian aber nichts von dem, was die letzte Zigarette in der Schachtel gewesen sein musste, bevor sie so achtlos weggeworfen worden war.
    Der eigentliche Grund dafür, dass Marian in dieser Nacht keinen Schlaf finden konnte, waren unangenehme Erinnerungen an eine graue Vorzeit. Abends hatte das Telefon geklingelt, und wieder hatte dieselbe Stimme gefragt, ob Marian Zeit für ein Treffen hätte. Im Grunde genommen war es gar keine Frage gewesen, sondern eher eine Bitte: Es sei schon fast zu spät, es bliebe nur noch wenig Zeit, denn der Tod lauere hinter der nächsten Ecke.
    »Bitte tu es für mich, Marian«, hatte der Mann am anderen Ende der Leitung gesagt. »Nur dieses eine Mal.«
    »Ruf mich bitte nicht mehr an«, hatte Marian gesagt und aufgelegt.

Zwölf
    Albert hatte oft darüber nachgedacht, was für ein unglaublicher Glückspilz er war, Guðný kennengelernt zu haben. Auch jetzt ging ihm das wieder durch den Kopf, als sie lächelnd vor ihm das Restaurant Naust betrat, wo ein Kellner ihre Mäntel entgegennahm und sie an ihren Tisch führte. Guðný hatte einen der Tische in den abgeteilten Nischen auf der linken Seite des Raums reservieren lassen. An den wenigen Abenden, an denen sie ins Naust essen gegangen waren, hatten sie immer dort gesessen. Es war ein teures Lokal, und den Luxus eines Abendessens in diesem Restaurant konnten sie sich nur selten leisten. Aber der Besuch war sein Geld immer wert gewesen, die Atmosphäre war angenehm, da sowohl fremd als auch anheimelnd. Guðný trug ein schlichtes, eng anliegendes schwarzes Kleid, das ihre Figur unterstrich und gut zu ihrer sommerlichen Bräune passte. Sie hatte ein offenes und heiteres Wesen. Albert und Guðný verband, dass sie immer versuchten, die positiven Seiten des Lebens im Auge zu behalten.
    Auf einem kleinen Podest am Eingang zum Speisesaal saß Carl Billich am Piano und nickte ihnen zu, als sie die Stufen hinuntergingen. Während er sanft Moon River intonierte, bestellten sich die gerade hinzugekommenen Gäste einen Aperitif. Sie wussten, dass im späteren Verlauf des Abends Haukur Morthens ans Klavier treten würde, um von den Capri-Fischern zu singen oder das melancholische Lied von den Blumensamen, die nie erblühen durften, zum Besten geben würde. Noch später am Abend würden sie vielleicht den Mut aufbringen, den Sänger darum zu bitten, das melancholische Lied von einem Kind am Strand zu singen, das Fragen stellt, um schließlich im Alter wieder auf die gleichen Fragen antworten zu müssen.
    Als Aperitif wählten sie wie immer einen Brandy Alexander, einen Mix aus Cognac, Kakaolikör und Sahne auf Eis mit einer Prise Muskat. Sie kannten sich mit Cocktails nicht aus und hatten ihn bei ihrem ersten Besuch im Naust rein zufällig ausgesucht, doch jetzt konnten sie sich nicht mehr vorstellen, dort essen zu gehen, ohne vorher mit einem Alexander anzustoßen. Als Vorspeise wählten sie einen Krabbencocktail. Albert bestellte sich Hähnchen im Korb, eine Spezialität des Hauses, Chicken in a Basket stand auf der Speisekarte. Guðný entschied sich für ein Steak mit gebackener Kartoffel und Sauce béarnaise. Dazu bestellten sie sich eine Flasche Rotwein. Mit all den edlen Sorten auf der Weinkarte kannten sie sich überhaupt nicht aus, aber Châteauneuf-du-Pape klang immer gleich gut in ihren Ohren, und er war auch erträglich teuer. Der Kellner schien zufrieden mit ihrer Wahl zu sein. Mit der Bestellung des Desserts beschlossen sie noch zu warten.
    »Und wie ist er?«, fragte

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