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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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eine helfende Hand reichte.
    »Ich weiß es wirklich nicht, Marian. Ich hab ihn hier schon lange nicht mehr gesehen.«
    »Weißt du, ob er kürzlich ins Kino gegangen ist?«
    »Nein.«
    »Hat er so was erwähnt?«
    »Kino? Nein, wieso sollte er auch.«
    »Vielleicht hat er irgendeinen interessanten Film gesehen und hat dir davon erzählt?«
    »Konni? Der soll mir von einem Film erzählt haben? Nee. Mir reicht’s ja schon, wenn er anfängt, mir was über Autos vorzuquasseln. Der Kerl hat einen tödlich langweilenden Autofimmel.«
    Marian spähte auf ein Bodenregal hinter Svana, das mit einem Tuch zugedeckt war. »Ist das da etwa Bier?«
    »Nein, das ist Limo«, erklärte Svana und zupfte an dem Tuch herum.
    »Du verkaufst doch hoffentlich kein Bier«, sagte Marian.
    »Ich weiß nichts von irgendwelchem Bier«, erklärte Svana nachdrücklich. »In diesem Land ist Bier verboten, und ich halte mich daran, auch wenn es verdammt blödsinnig ist.«
    Marians Blicke glitten über die Regale mit den Spirituosen.
    »Und das da?«
    »Was denn?«
    »Ist das nicht alles geschmuggelte Ware? Hast du jemals Alkohol eingekauft, der nicht geschmuggelt war?«
    »Alles, was ich verkaufe, ist durch den Zoll gegangen«, behauptete Svana feierlich. »Jeder einzelne Tropfen.«
    »Svana, die Sache ist die. Ich muss Konni unbedingt erreichen, es ist sehr dringend. Eigentlich müsste ich ein riesiges Polizeiaufgebot auf ihn ansetzen, aber wegen dieses verdammten Schachturniers können wir keinen Mann entbehren. Der Mann, der eigentlich hier bei mir sein sollte, ist als Sicherheitsbeamter für Bobby Fischer abgestellt worden. Deswegen bleibt mir keine andere Wahl, als dich zu bitten, mir behilflich zu sein. Sonst würde ich die Sache mit dem Bier melden, und wer weiß, ob die Leute vom Zoll nicht noch etwas anderes finden, was du vielleicht lieber für dich behalten würdest.«
    Svana sah Marian lange an.
    »Das würdest du mir doch nicht antun, Marian«, sagte sie. »Du weißt, wie dieses Lokal funktioniert. Er stört doch niemanden.«
    »Wie gesagt, ich muss Konni finden.«
    Svana zögerte.
    »Hat er sich eine Kinokarte gekauft, oder ist er ohne rein?«, fragte Marian.
    »Er hat sich reingeschummelt«, antwortete Svana.
    »Das hat er dir also doch erzählt?«
    »Ja, der gute Konni! Man könnte glauben, es sei das Tollste, was ihm im Leben passiert ist. Er redet über nichts anderes mehr, als dass er in dem Kino gewesen ist, als der Junge erstochen wurde. Das erzählt er überall herum.«
    »Und er ist ohne Karte rein?«
    »Er hat es mir in allen Einzelheiten verklickert. Da stand niemand an der Tür, da war nur die Frau an der Kasse. Er hat sich einfach in den Saal geschlichen. Er wollte eigentlich gar keinen Film sehen, und Western findet er sowieso langweilig. Er war einfach da unterwegs, hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sich den Eintritt für lau beschafft.«
    »War er betrunken?«
    »Würde mich nicht wundern«, entgegnete Svana.
    »Hat er irgendetwas darüber gesagt, vielleicht, dass er Rum dabeihatte?«
    »Nein.«
    »Ich muss mit ihm reden.«
    Svana überlegte.
    »Glaubst du, dass er es getan hat?«, fragte sie. »Dass er über den Jungen hergefallen ist?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Marian.
    »Dann hätte er doch wohl nicht vor allen Leuten damit angegeben, dass er in dieser Kinovorstellung war.«
    »Er ist ein Zeuge, und ich muss ihn sprechen, und zwar bald«, sagte Marian.
    »Er wollte zu den Typen unterm Blech«, sagte Svana. »Er hat vorhin hier vorbeigeschaut, auf dem Weg dorthin.«
    »Zum Arnarhóll-Park?«
    »Er hat seinen Spaß daran, mit den Pennern dort rumzuhängen. Vor allem, wenn das Wetter so gut ist.«
    Konni war im Grunde genommen kein Stadtstreicher im eigentlichen Sinne, er war allenfalls ein Mensch, der nicht viel Glück im Leben gehabt hatte. Aber er hatte Freunde und Bekannte unter den Stadtstreichern, die einen Unterschlupf am nördlichen Ende des Hügels Arnarhóll gefunden hatten, dort, wo die Statue des ersten Siedlers steht. Das Schwedische Gefrierhaus, in dem viele Reykjavíker hinter den dicken Holztoren der angemieteten Gefrierfächer Fleisch, Fisch und andere leicht verderbliche Lebensmittel aufbewahrten, war von einem hohen Wellblechzaun umgeben. Obdachlose und Stadtstreicher trafen sich an sonnigen Tagen vor diesem Wellblechzaun. Er bot ihnen Schutz vor dem Wind, sie nannten das »unterm Blech sein«. Dort also trafen sie sich, dort tranken sie Schnaps und ließen sich an schönen Tagen

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