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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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von der Sonne wärmen und suchten im Winter Schutz vor dem gnadenlosen Nordwind. Oft schliefen sie auch »unterm Blech«.
    Marian parkte rückwärts in eine Parklücke unweit des Hügels ein und ging zu Fuß zu dem Wellblechzaun. Von oben aus hatte man eine wunderbare Aussicht über das Stadtzentrum und den Hafen, und jenseits der Faxaflói-Bucht sah man in der Ferne den sommerlich schönen Berg Akrafjall und das Skarðsheiði-Massiv. Vor der Einzäunung standen oder saßen einige Gestalten. Schnapsflaschen und leere Spiritusfläschchen lagen überall herum. Ein Mann mit beeindruckenden Muskeln hatte sich den Oberkörper freigemacht und versuchte, Passanten zu einer Schlägerei zu animieren. Marian wusste, dass keine Bedrohung von ihm ausging, auch wenn er so großspurig auftrat, und an Marian selbst traute er sich gar nicht erst heran. Marian kannte ihn, er war ein Säufer vor dem Herrn und konnte mitunter ganz schön Schwierigkeiten machen. Die anderen dort am Zaun waren alle vollständig bekleidet, abgesehen von zwei Anoraks, einer Jacke und einer Mütze, die am Wellblechzaun hingen. Die Männer waren unterschiedlich alt, wettergegerbt, dreckig und unrasiert. Einigen waren auffallend viele Zähne abhandengekommen.
    Konni zündete sich gerade eine halbgerauchte Zigarette an und drehte Marian den Rücken zu. Er stand vor zwei Kumpeln, die auf dem Boden saßen, sich mit dem Rücken gegen die Wellblechwand lehnten und mit zusammengekniffenen Augen zu ihm hochschauten. Marian tippte ihm auf die Schulter.
    »Warum hast du nicht mit uns gesprochen, Konni?«
    Konni zuckte zusammen und drehte sich um.
    »Hast du dem Jungen etwas angetan?«, fragte Marian.
    Konni zuckte ein weiteres Mal zusammen, als das brennende Streichholz ihm die Finger versengte. Er ließ es fallen, gab einen Schmerzenslaut von sich und sah Marian vorwurfsvoll an.
    »Verdammt, hab ich mich erschreckt«, sagte er.
    »Stimmt es, dass du ohne Eintrittskarte im Kino warst?«, fragte Marian.
    Konni hieß Konrad und machte einen etwas besseren Eindruck als seine Kameraden. Er hatte hagere Gesichtszüge, große Augen, einen schmalen Mund und ein fliehendes Kinn. Auch sonst war er ausgesprochen dürr. Das dichte Haar kämmte er mit Schwung nach hinten, wenn er gerade Geld für Pomade hatte. Konni trug ein kariertes Hemd unter einem grünen Jackett, das irgendwann einmal bessere Tage gesehen hatte.
    »Was … Wovon redest du eigentlich?«, fragte er zurück.
    »Ich rede von der Fünfuhrvorstellung im Hafnarbíó. Du hast damit angegeben, dass du ohne zu bezahlen im Kino warst, oder stimmt das etwa nicht?«
    »Wer hat das behauptet?«
    »Besitzt du ein gutes Taschenmesser?«
    »Taschenmesser? Ich besitze kein Messer.«
    »Dürfte ich mir vielleicht mal deine Taschen ansehen?«
    Es ging Konni zwar gegen den Strich, den Inhalt seiner Taschen zu zeigen, aber er wollte Marian gerne beweisen, dass er kein Messer besaß. Also drehte er alle Taschen um. Die Anwesenheit der Polizei störte die Obdachlosen nicht weiter, sie waren es gewöhnt, und sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Der ein oder andere von ihnen blinzelte gegen die Sonne zu Konni hinauf, wobei er einen zahnlosen Mund sehen ließ, und beobachtete die Szene.
    »Was ist das hier? Preludin?«, fragte Marian und griff nach zwei Tablettenfläschchen.
    »Nein«, erklärte Konni.
    »Dexedrin. Verkaufst du das?«
    »Nein.«
    »Wer hat dir das verschrieben?«
    »Irgendein Doktor.«
    »Ist vielleicht was nicht in Ordnung, Konni?«, erkundigte sich einer der Stadtstreicher mit heiserer Stimme. Auf dem Kopf trug er eine Schirmmütze mit dem Logo der Heilsarmee.
    »Ich habe kein Messer«, sagte Konni, schnappte sich die Pillengläser und steckte sie wieder ein. »Ich habe dem Jungen nicht das Geringste getan. Ich bin überhaupt nicht in seine Nähe gekommen.«
    »Aber du warst in dieser Vorstellung?«
    Konni zögerte.
    »Stell dich doch bloß nicht so an«, sagte Marian. »Ich will nur wissen, ob du in dem Kino etwas gesehen oder gehört hast.«
    »Ja, ich hab nicht bezahlt«, gab Konni zu, der anscheinend davon ausging, dass Marian deswegen so ein Trara machte. »Das war so einfach, dass ich gar nicht anders konnte. Ich wollte gar nicht ins Kino, ich bin da zufällig vorbeigekommen, und auf einmal saß ich schon drin.«
    »Kannst du dich an die Besucher im Kino erinnern?«
    »Das … Da waren ein paar Jungs, an die kann ich mich erinnern, und so eine Tussi. Die sah echt klasse aus.«
    »War sie

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