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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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»Eigentlich ist das alles unsere Aufgabe und Kripoarbeit – aber ich nutze bei Ermittlungen gerne lokale Kompetenzen. Falls ihr Kapazitäten habt«, fügte er hinzu, »könntet ihr uns ein wenig unterstützen.«
    Lokale Kompetenzen und Kripoarbeit klang gut in ihren Ohren. »Na ja, ich weiß nicht – es gibt derzeit einige Fälle von weggeworfenen Zigarettenkippen. Allein gestern habe ich drei auf der Hauptstraße gezählt. Es soll außerdem jemand bei Rot über die Ampel gegangen sein …«
    Tjark grinste. »Das klingt nach einer wahren Heimsuchung von schwerkriminellen Mehrfachstraftätern.«
    Femke nickte theatralisch. »Ich würde die Burschen gerne schnappen – aber wenn ich das zurückstelle, könnten wir sicher etwas Unterstützung leisten.«
    »Außer Infos von Ärzten und Kliniken«, sagte Fred, »benötigen wir erkennungsdienstliche Informationen, Infos über den familiären Hintergrund, Bankdaten. Falls es Probleme gibt, ruf hier an.« Fred nahm einen Zettel und schrieb eine Nummer darauf. »Bestell dem Kollegen einen Gruß von mir und richte ihm aus, dass Werder 0:2 spielen wird.«
    Femke verzog fragend das Gesicht.
    »Ein Insider«, erklärte Fred, »damit er dir glaubt, dass du mich tatsächlich kennst.«
    »Und wir brauchen ein Hotel«, ergänzte Tjark.
    Femke stand auf und lächelte. Sie zog die dunkelblaue Cargohose zurecht sowie den Gürtel, an dem das Pistolenholster baumelte. »Mein Vater führt eine kleine Pension direkt am Hafen. Im Augenblick ist keine Saison, es sind sicher Zimmer frei. Ich schreibe euch die Adresse auf.« Sie griff nach Stift und Zettel und hielt den Zettel so, dass er ihre Rechte zum Teil verdeckte.
    »Wie ist das passiert?«, fragte Tjark unvermittelt.
    »Hm?« Femke hielt in der Bewegung inne.
    »Das mit dem Finger.«
    Ihre Wangen glühten. Mist, dachte sie, jetzt hatte er es doch bemerkt. Sie hatte sich angewöhnt, die Hand nach Möglichkeit unter der anderen versteckt oder unter dem Tisch zu halten, nutzte Gegenstände, um es wie zufällig zu verstecken, oder schob die Hand in die Hosentasche. Bei der Begrüßung eben hatte sie die Finger wie automatisch verdreht, damit sie es nicht spürten. Aber vielleicht war Tjark aufgefallen, dass sie zwar Rechtshänderin war, die Waffe aber links trug. Femke legte den Kuli beiseite. Sie hielt die rechte Hand hoch, an der der Zeigefinger zur Hälfte fehlte, und setzte das schiefe, entschuldigende Grinsen auf, das so oft mit dieser Geste verbunden war. »Mit rechts schreibe ich ganz gut. Mit links«, erklärte sie, »schieße ich besser.«

9
    Vikki Rickmers verschwunden, wenn das kein Ding war. Torsten Nibbe fuhr mit dem Streifenwagen in die Waschanlage, stieg aus, warf den Chip für das Standardprogramm mit Unterbodenwäsche ein und ging gemächlich, damit ihn jeder sehen konnte, über das Tankstellengelände zum Shop. Dann noch diese Wichtigtuer von der Kripo, die der Chefin auf der Nase rumtanzen wollten und alles besser wussten. Dabei war das seine Stadt, und es gab nichts, was man hier nicht selbst regeln konnte.
    »Waschmaschine läuft«, sagte Torsten, lehnte sich am Verkaufstresen an und bestellte sich ein Schokoladencroissant bei Stefanie, der Tochter des Tankstellenpächters. Steffi managte den Cafeteriabereich allein. Unter ihrem gelben Polohemd zeichnete sich kein BH ab, was Torsten gefiel. Er legte die Rechte lässig auf den Knauf seiner Dienstwaffe. »Könnte übrigens sein, dass ich in Kürze mal wegen einer Vermisstenmeldung vorbeikommen werde.«
    »Wer wird denn vermisst?«, fragte Steffi und gab Torsten das Gebäck.
    »Darüber kann ich noch nicht sprechen.« Er nahm das Croissant mit spitzen Fingern und biss davon ab. Dann beugte er sich ein wenig vor, um einerseits Steffi besser in den Ausschnitt linsen zu können und um andererseits Vertrautheit zu simulieren. »Kennst du Vikki Rickmers?«
    Steffi überlegte einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Arbeitet manchmal im Bräunungsstudio.«
    »Ach, diese Dunkelhaarige?«
    Statt zu antworten, zog Torsten mit dem Zeigefinger das Unterlid herab und wischte sich danach mit dem Handrücken einige Schokokrümel aus dem Mundwinkel. »Sie haben mir einen Kripoermittler hochgeschickt, Tjark Wolf.« Torsten biss in das Croissant. »Eitler Typ. Der hat diesen Bestseller geschrieben …«
    Steffi zuckte mit den Achseln.
    »Ich hab ihn zu ein paar Befragungen geschickt. Routinesachen.«
    »Hmm.« Steffi schien beeindruckt.
    Torsten aß den Rest vom Croissant.

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