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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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verneinte, Vikki kürzlich persönlich getroffen zu haben, öffnete Fred eine Mappe und schob Harm drei Ausdrucke zu. Sie zeigten Standbilder von den Überwachungskameras und eines aus der Online-Galerie vom Wittmunder Echo. Femke hatte ganze Arbeit geleistet, fand Tjark. Respektabel.
    Harm starrte auf die Bilder und knetete seine Knöchel. »Ich sollte meinen Anwalt anrufen.«
    Fred sagte: »Das ist keine offizielle Vernehmung, lediglich eine Befragung. Wenn Sie nichts zu verbergen haben, brauchen Sie keinen Anwalt.«
    Harm sah auf. »Ich habe nichts zu verbergen.«
    »Perfekt«, meinte Fred und nahm die Bilder wieder an sich.
    Tjark machte eine beschwichtigende Geste und schilderte, woher die Bilder stammten und wie und warum die Polizei an sie gelangt war. Dann erklärte er: »Es geht uns nicht darum, dass Sie beim Matjesfest mit einer Prostituierten Kontakt hatten. Viele Männer nutzen die Dienste von Frauen wie Vikki. Allerdings kann uns jedes Detail weiterhelfen.«
    Harm massierte immer noch seine Hände. Sein Gesicht glühte wie das eines Jungen, den man mit einem Porno in der Hand und heruntergelassener Hose erwischt hatte. »Nun«, sagte er und räusperte sich, »ich kann doch davon ausgehen, dass diese Sache äußerst diskret behandelt wird?«
    Tjark nickte. Diese Sache konnte locker dazu führen, dass Harm achtkantig aus der Partei flog und seine Frau sich scheiden ließ und die Hälfte vom Dünenhof einkassierte. Das wär’s dann mit Carsten Harm gewesen.
    »Was«, fragte Fred, »ist eigentlich an bezahltem Sex in einer Gasse während eines Volksfests diskret?«
    »Es hatte sich so ergeben.«
    »Aber diskret war das nicht.«
    »Ich möchte das nicht bewerten …«
    »Ich frage nur, weil Sie selbst so viel Wert auf Diskretion legen.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Na ja.« Fred machte eine abschätzende Geste. »Wer sich neben ein paar Mülltonnen hinter dem Festzelt befriedigen lässt, nimmt Indiskretionen billigend in Kauf – zumal er dabei sogar gefilmt worden ist. So ein Film steht schnell im Internet, wenn er in die falschen Hände gelangt.«
    Harm presste die Lippen so fest aufeinander, dass keine Rasierklinge dazwischengepasst hätte.
    »Oder macht Sie das an, vielleicht entdeckt zu werden? Gibt Ihnen das einen Kick?« Fred nahm sich einen der Kekse, die auf einer Untertasse lagen, und biss hinein. Er lupfte anerkennend eine Braue. »Ausgezeichnet! Ist das eine Honigfüllung?«
    Harm sah Fred irritiert an. »Honigfüllung«, bestätigte er zögernd und ergänzte: »Ich verstehe nicht ganz, in welche Richtung diese Unterhaltung führen soll, und ich muss doch sehr bitten, dass …«
    Fred warf den Rest Keks in den Mund und schnitt Harm das Wort ab. »Sie verlangen Diskretion, scheren sich selbst aber nicht darum. Da muss ich mich als Polizist fragen, was ein solcher Widerspruch für Ihre weiteren Antworten bedeutet.« Dann sah er zum Fenster und schwieg, was bedeutete: Du bist dran, Superbulle.
    Tjark nahm den Ball auf und schilderte Harm, er sei eine der letzten bislang bekannten Personen gewesen, die zu Vikki Kontakt gehabt hätten.
    Harm knibbelte eine Weile an der Nagelhaut seines Zeigefingers und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Dann erklärte er: »Ich hatte an dem Abend ein wenig zu viel getrunken. Frau Rickmers hat mich angesprochen und mit mir geflirtet. Sie ist jung und hübsch …« Er sah Tjark an, als erkläre allein der Hinweis auf Vikkis Aussehen alles Weitere, aber Tjark reagierte nicht.
    Harm redete weiter. »Ich bin darauf eingegangen, was ich inzwischen für einen schlimmen moralischen Fehler halte. Ja, ich habe mir das in der Tat vorzuwerfen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Eine solche Geschichte ist mit meiner Stellung im Ort absolut nicht vereinbar.«
    »Meine Güte«, zischte Fred genervt und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Es war ein Fehltritt. Ich bin eben auch nur ein Mensch mit all seinen Schwächen, und ich hatte keinen Geschlechtsverkehr mit dieser Frau«, fügte Harm an und sah dabei aus wie Bill Clinton, der erklärte, dass Oralsex mit einer Praktikantin im Weißen Haus nicht wirklich ernstzunehmender Sex, sondern mehr so etwas wie Brüderschaftstrinken sei. Tjark ging darüber hinweg und fragte noch, ob Harm sich vorstellen könne, wo Vikki sich womöglich derzeit aufhalte.
    »Ich weiß es nicht, aber hoffe wie alle Bürger von Werlesiel, dass man sie bald finden wird und dass es ihr gutgeht.«
    »Ich bin mir nicht sicher mit

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