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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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dem«, sagte Fred im Rausgehen.
    »Warum?« Tjark drückte auf die Fernbedienung, um den Wagen zu öffnen.
    Fred zuckte mit den Achseln. Er zog das Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf die SMS . »Bei diesen Politikern kommt es oft mehr auf das an, was sie nicht gesagt haben, als auf das, was sie gesagt haben.«
    Tjark öffnete die Tür. »Und was hat er nicht gesagt?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht machen mich grundsätzlich Männer skeptisch, die sich erst einen blasen lassen und das hinterher für moralisch bedenklich halten.«
    Tjark grinste und stieg ein. »Harm hat die Hosen voll. Wenn das rauskommt, kann er einpacken. Außerdem ist er im Kontext eines möglichen Gewaltverbrechens befragt worden.«
    Fred zwängte sich in den Wagen und knallte die Tür zu. »Bist du jetzt unter die Psychologen gegangen, seitdem du diese Sitzungen machst?«
    »Nein. Das war nur so ein Gedanke. Ich bin mir ebenfalls nicht sicher bei dem. Aber vielleicht machen mich Männer grundsätzlich skeptisch, die – du weißt schon.«
    »Na, Gott sei Dank.« Fred tippte etwas ins Handy, steckte es wieder ein und bemerkte Tjarks Seitenblick. »Der Installateur«, erklärte er.
    Tjark ließ den Wagen an und setzte zurück.
    »Er kann nicht kommen, weil seine Frau krank ist und er sich um die Kinder kümmern muss. Greta rastet aus.«
    »Was willst du tun?«
    »In Deckung bleiben und den Ball flachhalten.«
    Tjark lachte. Er hätte gerne gesagt, dass Fred den Scheißrohbau versteigern und sich besser von einem Teil des Erlöses mit seiner Frau in einem Luxusresort auf den Malediven einmieten sollte. Aber Fred kannte diese Meinung bereits. Also schwieg Tjark, legte den ersten Gang ein und fuhr vom Parkplatz.
    Der nächste Patient war an der Reihe. Einer, der mal Arzt gewesen war.

35
    Tjark blickte zum Fenster in Femkes Büro, vor dem er eine Bewegung wahrgenommen hatte. Etwas Blaues huschte vorbei, das sich als ein kurzärmeliges Uniformhemd herausstellte. Darüber baumelte ein kurzer, blonder Bauernzopf. Es war Femke, die sich draußen mit Passanten unterhielt. Sie trug eine grünglasige Pilotensonnenbrille, schattete aber dennoch gegen die gleißende Sonne die Augen mit der Hand ab. Femke drehte sich über die Schulter um. Sogar von hier aus konnte Tjark die Falten auf ihrer Stirn sehen. Er war sicher, sie waren eine Folge dessen, dass gerade Fokko Broer vernommen wurde. Das war die eine Sache. Die andere war, dass einige gesehen hatten, wie Broer in die Inspektion marschiert war, worüber sie sich das Maul zerreißen würden. Nicht mehr lange, dachte Tjark, und er würde mal in Erfahrung bringen müssen, warum Femke wirklich so sehr darauf bedacht war, den Mann zu schützen.
    Tjark öffnete eine rote Kladde und fächerte einige Berichte auf. Darin lagen Untersuchungsberichte aus dem Labor und von der Kriminaltechnik, die am selben Morgen eingetroffen waren. »In Ihrer Wohnung und vor Ihrem Haus sind Blutspuren gefunden worden, die von der verschwundenen Vikki Rickmers stammen«, erklärte er. »Sie haben bereits erklärt, woher die rühren könnten.«
    Broer wiederholte seine Aussage unaufgefordert. Er sah schlecht aus. Das Gesicht teigig, die dünnen Arme fahl unter dem fleckigen Polohemd, die Augen blutunterlaufen. Die mit Altersflecken besprenkelten Hände lagen ruhig auf dem Tisch. Er trug ein Pflaster über der Nase. Sie war angebrochen – nach Broers Darstellung bei einer Rangelei mit Vikki. Broer schien um Fassung bemüht und konzentriert. Dennoch zuckte sein rechter Daumen gelegentlich, was an einem beginnenden Parkinson liegen mochte, aber auch an Nervosität. Fred und Tjark wechselten einen Blick, als Broer seine Beschreibung des Abends beendet hatte, die sich mit dem deckte, was er bereits Femke gesagt und gegenüber Beamten der Spurensicherung wiederholt hatte. Tjark öffnete den zweiten Hemdknopf und krempelte einen Ärmel auf. Es war heiß und stickig.
    »Außer den Blutspuren und den Textilfasern«, sagte Tjark, »sind Haare von Vikki Rickmers und auch Fingerabdrücke in Ihrer Wohnung gefunden worden. Die Spuren passen durchaus zu Ihrer Beschreibung von der Begegnung mit Frau Rickmers.« Tjark machte eine kurze Pause. »Allerdings hatten Sie vielleicht eine andere Perspektive auf die Geschehnisse als Frau Rickmers. Frau Rickmers wollte wieder fort, Sie wollten sie jedoch überreden zu bleiben. Für Frau Rickmers könnte das Handgemenge ein Kampf gewesen sein, weil Sie sie hindern wollten, das Haus zu verlassen. Aus

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