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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Grundeis.«
    »Wir hatten ihn trotzdem bei den Eiern.«
    »Wer will die schon in der Hand halten.«
    Freds Lachen klang wie ein Husten. »Stimmt.«
    »Wann haben die endlich das Handy von Vikki ausgelesen?«
    Fred wischte sich über die Stirn und blinzelte ein wenig Müdigkeit weg. »Ich kümmere mich darum.«
    »Und die anderen Befragungen sind …«
    »… heute ebenfalls auf der Agenda. Die Kollegen sind im Ort unterwegs – und auswärts ebenfalls. Wir werden in Berichten ersaufen.«
    Tjark lächelte gequält und gab Fred einen Klaps auf die Schulter. Durchs Fenster sah er, wie Fokko Broer aus dem Gebäude schlich. Eine Gruppe von Menschen, die sich um Femke herum aufgestellt hatten, gafften ihm nach. Tjark ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden und überlegte, dass man sich nicht um alles und jeden kümmern konnte. Dann ging er trotzdem raus.

36
    Mit eingezogenem Kopf verließ Fokko die kleine Polizeistation und kniff die Augen gegen die grelle Sonne zusammen. Im Schatten der Bäume standen sie und gafften, während er mit weichen Knien zu seinem Motorroller schlich. Er kannte die meisten. Broer senkte den Blick und dachte, dass Schatten nicht immer hinter einen fielen. Manchmal eilten sie einem auch voraus. Vielleicht sollte er endlich für immer aus Ostfriesland verschwinden. Er dachte an Mommsens überstürzten abendlichen Besuch und sein Angebot. Vielleicht sollte er es annehmen, bevor er noch tiefer in diese ganze Sache verstrickt werden würde.
    Er klappte den Sitz des Motorrollers auf, um seinen Helm herauszunehmen. Zu dumm, dachte er, dass die Polizei auch noch die Filme und Bilder auf seinem PC gefunden hatte. Das konnte man ja nur auf die eine Art und Weise interpretieren. Er hätte den Computer ganz wegschaffen sollen, aber meine Güte: Er lebte seit Jahren alleine, und was war denn schon dabei, wenn er sich ein paar Sachen im Internet ansah – dazu wurden sie schließlich hergestellt.
    Fokko schloss den Sitz und setzte sich den Helm auf. Da, unter der Pappel, da standen sie. Die dicke Ulla vom Getränkemarkt in ihrer Caprihose. Hein Schmidt in seiner gelben DHL -Uniform. Gesche Tomsen, die den Brötchenstand am Hafen führte, einige Rentner, die er vom Sehen kannte, und Willem Leefmann, der stiernackige Klempner von der Klempnerei Leefmann und Sohn. Bei einer anderen Gruppe unweit der Pappel sah er Femke – die wahrscheinlich die Einzige war, die ihm glaubte, und hoffentlich diesen Mob unter Kontrolle hielt. Diese Hoffnung verpuffte, als Leefmann einen Schritt nach vorne trat, Fokko fixierte und seine Stimme erhob. Schon hallte das Wort laut über den kleinen Platz und traf Fokko wie ein Eispickel zwischen die Augen.
    »Mörder!«
    Fokko duckte sich weg und verschloss den Helmgurt unter dem Kinn. Mit zitternden Händen suchte er in der Hosentasche nach dem Schlüssel und ließ ihn fallen. Er bückte sich danach und nahm wahr, dass Leefmann auf ihn zuschritt und gleichzeitig Bewegung in eine andere Gruppe kam. Eine blonde Frau schälte sich aus den Menschen. Sie trug eine blaue Uniform. Femke. Aber sie war noch weit weg. Leefmann war schneller, und jetzt fiel sein Schatten auf Fokko, der kurz darauf eine fleischige Hand auf sich zukommen sah.

37
    Tjark stellte sich dem Hünen in den Weg. Die Hand, mit der der Kerl nach Fokko fassen wollte, traf ihn an der Schulter. Tjark machte einen Schritt nach hinten, dann griff er nach dem Handgelenk des Mannes und blickte kurz in dessen von weißblonden Wimpern umrandete Augen, bevor er ihm den Arm mit einem Ruck auf den Rücken drehte und ihm gleichzeitig den Ellbogen in den sonnenverbrannten Nacken presste. Er quiekte wie ein Schwein und verlor beim Herumzappeln eine seiner blauen Plastikschlappen.
    »Ganz langsam«, sagte Tjark ihm ruhig ins Ohr.
    Er konnte den Mann kaum halten. Er war kräftig und brüllte wie am Spieß. Speichel flog wie feiner Regen durch die Luft. »Lass mich los! Sofort!«
    Tjark bog den Arm noch etwas höher, was der Mann mit einem weiteren Aufschrei quittierte.
    »Du hast gerade einen Polizisten tätlich angegriffen«, keuchte Tjark, »und weißt du, was ich dafür mit dir machen kann? Ich breche dir den Arm entweder weit oben durch, oder ich nehme mir den Ellbogen und das Handgelenk vor, was ist dir lieber?«
    »Ich polier dir die Fresse!«
    »Du wolltest Broer eine verpassen und jetzt mir? Ich werde dir jetzt eine verpassen, aber vorher renke ich dir das Schultergelenk aus.« Tjark ruckte wieder am Arm. Der Mann

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