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Duenenmond

Duenenmond

Titel: Duenenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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auf.
    Er saß mit angezogenem Knie da, den Fuß auf seinem Gartenstuhl, und warf sich jetzt lachend so schwungvoll zurück, dass die Ferse abrutschte und sein Fuß dumpf auf den Boden schlug. Das kümmerte ihn nicht.
    »Hey, das ist doch offensichtlich: Wenn du hier einen lukrativen Job an Land ziehst, kriegst du vielleicht einen Goldenen Haken oder Köder oder was ihr so für tolle Auszeichnungen habt. Dann hast du einen Grund, hier ab und zu herzukommen, und kannst auf Firmenkosten nebenbei Urlaub machen.«
    Jo hatte geschluckt und hervorgepresst: »Das muss ich mir echt nicht anhören.«
    Er dagegen hatte nicht aufgehört mit seinem aufgesetzten Gelächter. »Manchmal bin ich echt ein naives Land-Ei«, prustete er. »Respekt! Nicht schlecht, dein Plan. Absolut nicht schlecht.«
    Jo stolperte über eine Wurzel, die eine Gehwegplatte angehoben und sich einen Pfad in die Freiheit gebahnt hatte. Sie fluchte und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne weg, die ihr über die Wange lief. Glücklicherweise hatte sie nicht heulen müssen, solange sie noch bei ihm gewesen war. Bevor das geschehen konnte, war sie davon gestürmt.
    Im Hotel ging sie endlich unter die Dusche. Das Gewitter, das sich nur noch vereinzelt aus weiter Ferne bemerkbar machte, sorgte für frische Luft, in der man endlich wieder atmen konnte. Darum hatte Jo das Fenster zur See geöffnet und die Ostsee-Brise einströmen lassen. Wieder und wieder ließ sie die Auseinandersetzung Revue passieren. Schön, da hatte es wohl noch die eine oder andere Bemerkung ihrerseits gegeben, die ihm sauer aufstoßen konnte. So war sie nun einmal, sie trennte Berufliches und Privates. Wenn er erwartete, dass sie ihm romantische Liebesschwüre ins Ohr säuselte, während sie sich für seine Zukunft den Kopf zerbrach, war er bei ihr an der falschen Adresse. Zugegeben, es war etwas drastisch von ihr gewesen, ihm eine Bauchlandung vorherzusagen, wenn er sich nicht von ihr helfen ließe. Aber sie hatte doch recht! Von Werbung hatte er nicht die Spur einer Ahnung, und sie hatte schon einige untergehen sehen, die Marketing für überflüssig hielten oder glaubten, das schon selbst hinzubekommen.
    Während das Wasser auf sie niederprasselte, musste Jo an die zweite Begegnung mit Jan denken. Sie sah wieder seinen schüchtern-belustigten Blick vor sich, als sie nackt die Glastür der Dusche aufgestoßen hatte. Sie dachte an seine Augen, seine Lippen, seine Hände. Das reichte schon, um wieder dieses äußerst angenehme Prickeln zu spüren. Verdammt, sie mochte ihn. Sie hätten noch eine richtig gute Zeit haben können. Aber sie hatten es vermasselt.
    Jo legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Wasser über das Gesicht laufen. So konnte sie sich wenigstens einreden, dass da nur Tropfen waren und keine Tränen.

III
    J o frühstückte draußen auf der Terrasse. Dort konnte sie die Sonnenbrille auf der Nase lassen, ohne sich albern vorkommen zu müssen. Lustlos stocherte sie in ihrem Obstsalat herum. Sie hatte die Zeitung mitgenommen, die ihr – wie jeden Morgen – vor die Tür gelegt worden war. In der Vorfreude auf ihren Urlaub hatte sie sich vorgestellt, wie sie jeden Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und gemütlicher Zeitungslektüre beginnen würde. Bisher hatte sie noch keine Lust dazu gehabt und an diesem Morgen schon gar nicht. Missmutig spähte sie zu den anderen Tischen. Da war ein Pärchen, das unbeschwert miteinander turtelte.
    Scheußlich, dachte sie, das gehört doch nun wirklich nicht in die Öffentlichkeit!
    An einem anderen Tisch saß eine Familie. Jo hörte Satzfetzen, in denen »Schatz« und »Liebling« vorkamen. Vielleicht sollte sie doch etwas lesen. Sie überflog die Schlagzeilen, blieb aber an keinem Artikel hängen. Jedes Mal, wenn jemand die Treppen hochging und die Terrasse betrat, spannte sie sich an. Es hätte Jan sein können, der zur Arbeit kam. Sie schob sich einen weiteren Löffel Obst in den Mund. War da Sekt drin, oder hatte der Salat einen Stich? Sie ließ den Löffel in das Schälchen fallen. Er landete dort mit einem schmatzenden Geräusch und verdrängte eine beträchtliche Menge Fruchtsaft, die nicht nur die Tischdecke sprenkelte, sondern auch Jos Hose.
    »So ein Mist«, fluchte sie leise. Sie hatte eine weiße Baumwollhose an – natürlich. Sie dachte an ihre Mutter, die ihr raten würde, das sofort mit kaltem Wasser auszureiben. Alsomachte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Der Appetit war ihr ohnehin vergangen. Während

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