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Duenenmond

Duenenmond

Titel: Duenenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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ein bisschen in die Sonne legen.« Jo machte Anstalten aufzustehen.
    »Sie machen das nicht wieder, ja?«
    »Nein, ich meine … Das war doch keine Absicht!«
    »Kindchen, die Zeit heilt alle Wunden. Das ist nicht nur so ein Spruch, das ist wahr. Nachdem meine Frau starb, habe ich auch gedacht, für mich lacht die Sonne nicht mehr.« Er war für einen kurzen Moment ganz weit weg. »Aber sie tut das man doch. Sehen Sie!« Er zeigte mit dem Finger auf das lustige Gesicht, das Jo der Sonne gezeichnet hatte.
    »Es war wirklich keine Absicht«, bekräftigte sie. »Ich hatte einfach zu viel getrunken. Mein Vater ist letztes Jahr gestorben. Und gestern Nacht unter diesem unglaublich schönen Mond … Da war er mir plötzlich so nah.« Sie erzählte ihm die ganzeGeschichte, angefangen von den Urlauben ihres Vaters bis zu der Begegnung mit Jette. Danach fühlte sie sich befreit und war sehr froh, dass sie Jans Rat gefolgt und zu Anton gegangen war.
    Das zweite Dankeschön des Tages würde ihr erheblich leichter fallen. Mit einem Korb voller Leckereien, die Sönke zur nächsten Tour mit der Aldebaran mitnehmen konnte, wanderte sie zum Althäger Hafen. Er war nicht da. Unentschlossen setzte sie sich für einen Moment auf die Bank. Letzte Nacht war sie auch hier gewesen. Trotzdem kam es ihr vor, als sei es ein völlig anderer Ort gewesen. Ihr Blick wanderte hinauf zum Himmel. Da fiel es ihr schlagartig ein: Sie hatte gesungen! Wenn sie nur niemand beobachtet hatte. Und wenn schon! Das Lied war schön, und sie hatte keine schlechte Stimme. Leise begann sie, die Melodie zu summen. Ein wenig hoffte sie, an dem blauen Sommerhimmel würde sich ein Stern zeigen. Doch das geschah natürlich nicht.
    Nach einigen Minuten griff Jo den Korb und ging langsam um das Hafenbecken zurück. Sie schlenderte zum Räucherhaus und betrachtete noch einmal das Foto, das ihren Vater und die brünette Frau zeigte. Sie saßen inmitten feiernder Menschen. Es konnte eine harmlose Umarmung sein, eine zufällige Begegnung ohne jegliche Bedeutung. Ebenso gut konnten sie ein Verhältnis gehabt haben. Wie sollte sie das nur herausfinden? Sie konnte sich schlecht das Bild aushändigen lassen und damit von Haus zu Haus gehen, auf der Suche nach jemandem, der etwas über die Unbekannte wusste.
    »Hallo, Jo, was machst du denn hier?« Sönke stand mit einer Werkzeugtasche und einem Lacktopf vor ihr.
    »Sönke, wie schön. Ich wollte zu dir.«
    »Oh.«
    »Keine Sorge, ich will dir nicht viel Zeit stehlen, wenn du zu tun hast.« Sie deutete auf seine Tasche und die Farbe.
    »Kein Problem, das kann warten. Komm!«
    Er sprang leichtfüßig vom Steg auf sein Boot und half ihr, ebenfalls an Bord zu kommen.
    »Der ist für dich«, sagte sie und stellte den Präsentkorb ab. »Ein kleines Dankeschön für den zauberhaften Ausflug und die gute Verpflegung.«
    »Danke sehr. Hmm, das sieht aber appetitlich aus. Da kriege ich ja gleich Hunger.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    »Wie lange bleibst du noch? Wir könnten noch mal rausfahren, wenn du Lust hast.«
    »Am Samstag reise ich ab.« Der Gedanke gefiel ihr gar nicht. »Es wäre toll, wenn wir noch eine Tour machen könnten. Wenn du Zeit hast …«
    »Ich überlege noch immer, woher ich dich kenne«, sagte er unvermittelt. »Das war nicht nur so ein Spruch. Entweder haben wir uns schon irgendwo gesehen, oder du siehst jemandem ähnlich. Ich komme nur nicht darauf, wem.«
    »Wahrscheinlich habe ich ein Allerweltsgesicht. Ich sehe jedem irgendwie ähnlich.«
    »Nein, im Ernst. Mir fällt das noch ein.«
    Sie plauderten eine Weile über Jos Leben in Hamburg, über das mitunter merkwürdige Verhalten von Touristen, über die Seefahrt.
    »Kennst du jemanden auf den Fotos vom Räucherhaus?«, fragte Sönke plötzlich.
    »Nein, das heißt … ich bin nicht sicher. Warum?«
    »Ich meine nur, weil du vorhin regelrecht vertieft in die Fotos warst.«
    »Da war eine Frau mit braunen Haaren. Die kam mir irgendwie bekannt vor. Kennst du ein paar von den Leuten?«
    »Ich habe mir die Bilder nie wirklich angesehen. Also, am Anfang, als der Kasten neu war, da hat jeder mal geguckt, ob er einen kennt. Ob das noch die gleichen Bilder sind, weiß ich gar nicht.«
    »Waren denn nur Gäste darauf oder auch Einheimische?«
    »Damals waren auch Einheimische dabei. Warum? Wen glaubtest du denn zu erkennen?«
    Jo glaubte zwar nicht an den Zufall, dass Sönke ihr etwas über die Fremde sagen konnte. Aber was hatte sie zu verlieren?
    »Würde es dir

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