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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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am Strand?«, fragte Romy und startetedas Aufnahmegerät. Corhardts Blick folgte ihr, aber sie sagte nichts.
    Der Junge legte seine Hände auf den Tisch und zog sie gleich wieder zurück. »Ja. Darf ich aber nicht. Es ist kalt und glatt und gefährlich. Ich kann stürzen. Mama will nicht, dass ich alleine da runter gehe.« Er wandte den Kopf, und seine Mutter nickte ihm beruhigend zu. »Schon gut, das haben wir besprochen, erzähl einfach, David.«
    Romy schlug ein Bein über das andere. Anna Corhardt war nervös, das war unübersehbar. Es gefiel ihr nicht, ihren Sohn derart in den Mittelpunkt zu stellen, warum auch immer.
    »Und wo ist der andere Polizist?«, fragte David.
    »Du meinst Kasper Schneider?«
    »Ja, der mit den hellen Augen und weißen Haaren. Und auch ohne Uniform.«
    »Mein Kollege ist noch unterwegs und wird sich später zu uns gesellen.«
    »Gesellen, gesellen, können bellen, bellen«, reimte David und lachte vergnügt.
    »Schatten«, griff Romy das Stichwort wieder auf. »Was für Schatten?«
    »Zwei Schatten«, antwortete David prompt, und das Lachen schlich davon. »Groß. Zwei Schatten.«
    »Waren das Menschen?«
    »Ja, ja, natürlich.« Er nickte. »Zwei Menschen.«
    »Konntest du ihre Gesichter erkennen?«
    David schüttelte sofort den Kopf. »Nein, und der Wind brauste – so wie ihre Stimmen.«
    Romy beugte sich vor. »Sie haben miteinander gesprochen?«
    David runzelte die Stirn. »Sie haben geschrien.«
    »Das hast du trotz des Windes verstanden?«
    »Laute, scharfe Stimmen. Der Wind trug sie fort.«
    »Sie haben gestritten?«, fragte Romy, obwohl ihr klar war, dass sie dem Jungen damit Worte in den Mund legen könnte.
    Er nickte sofort und biss sich dabei auf die Unterlippe. »Ja. Und geschubst.« Er ballte die Hände zu Fäusten und imitierte Stoßen und Schieben. »Dann ist einer hingefallen. Und der andere hat draufgetreten …« Die Erinnerung war ihm unangenehm. David schluckte und sah kurz zu seiner Mutter hinüber, die ihm beruhigend über den Rücken strich.
    »Was ist dann passiert, David?«, fragte Romy.
    »Ich hab mich ganz kleingemacht und bin weggelaufen. Ich hatte Angst.«
    »Das kann ich gut verstehen. Und der, der getreten hat, hat dich nicht bemerkt?«
    »Nein, ich war zu weit weg, und der Wind war ganz laut. Und dann waren Wolken vor dem Mond.«
    In dem Moment klopfte es, und Kasper Schneider trat ein. Er grüßte mit müden Augen in die Runde. David strahlte ihn an. »Lasst euch nicht stören«, sagte Schneider und setzte sich neben Romy.
    »David hat zwei Schatten gesehen – Leute, die sich stritten«, fasste Romy die Aussage für den Kollegen zusammen.
    »Und sie haben geschubst«, ergänzte David sofort. »Dann fiel einer hin, und der andere hat ihn getreten, ganz dolle …« Er brach ab.
    »Und du bist weggelaufen und denkst, dass dich niemand bemerkt hat«, wiederholte Romy auch diesen Aspekt.
    »Ja, zu weit weg«, bekräftigte David. »Und ich hab mich geduckt und nicht mehr zurückgeschaut.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Anna Corhardt sah auf ihre Hände und verschränkte sie ineinander.
    »Bist du eine Weile später noch mal zurückgegangen?«, fragte Kasper. »Und hast vielleicht versucht, der verletzten Person zu helfen?«
    Romy hob eine Braue. Interessante Frage. Davids Mutterwarf den Kopf mit einer ruckartigen Bewegung herum. »Wie kommen Sie denn auf so was …?«
    Kasper hob eine Hand. »David?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich wollte weg, ganz schnell, und nicht zurück. Ich durfte doch gar nicht da sein.«
    Vielleicht hat sie zu diesem Zeitpunkt noch gelebt, dachte Romy, und vielleicht hätte der Junge sich in Lebensgefahr begeben, wenn der Mörder ihn bemerkt hätte. Vielleicht, hätte, könnte …
    »Könntest du die beiden etwas genauer beschreiben?«
    Er hob die Hände. »Zu weit weg. Wolken, Wind …«
    Romy und Kasper tauschten einen schnellen Blick. Dann ergriff Schneider wieder das Wort. »Frau Corhardt, wir müssen ganz sichergehen, dass David sich nicht in die Nähe des Opfers begeben hat, und dazu benötigen wir seine Fingerabdrücke.«
    »War ich nicht!«, sagte David empört.
    »Wir müssen hundertprozentig sicher sein«, wiederholte Kasper. »Wenn wir dem Staatsanwalt die Ermittlungsakte ohne den Nachweis vorlegen, wird er fragen, warum wir das versäumt haben.«
    Corhardt starrte ihn eine Weile mit schmalen Augen an und beugte sich vor. »Was wollen Sie damit eigentlich andeuten?«, fragte sie leise. »Dass mein

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