Duenenmord
sind schon hilfreich. Stefan Heise, Jahrgang 62, ist in Neubrandenburg aufgewachsen. Seine Zeit auf Rügen endete 1984, wenige Wochen nach Rolfs Tod …«
Kasper setzte sich auf. »Waren die achtzehn Monate um?«, fragte er sofort.
Max schnalzte mit der Zunge. »Nein, eben nicht. Rolf Heise tauchte plötzlich in Rostock auf. Ab 85 absolvierte er dort eine Techniker-Ausbildung und arbeitete später in einem Wohnungsbaukombinat, Schwerpunkt war der Sicherheitsbereich …«
»Woher hast du diese Info?«, fiel Romy ihm ins Wort.
Breder lächelte. »Ganz einfach: von seiner Homepage.«
»Ach? Und was genau macht der Knabe jetzt? Ist er immer noch in Rostock?«
»Nein. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein gutgehendes Sicherheitsunternehmen sowie eine Taucherschule – auf Rügen.«
»Wie bitte? Er ist hier? Ich denke …« Romy starrte Kasper verdattert an.
»Nie wieder Rügen«, zitierte der und schüttelte den Kopf. »Da ist was faul. Jede Wette.«
Max nickte. »Und ob. Heise hat sich nach der Wende hier niedergelassen, genauer gesagt: vor gut zehn Jahren, und es ist schon auffällig, dass sich, auf den ersten Blick jedenfalls, kaum weitergehende Informationen zu ihm finden – abgesehen von denen, die er selbst preisgibt. Im Lebenslauf auf seiner Homepage findet sich kaum etwas zu seiner Vor-Rügen-Zeit. Immerhin war er schon zweiundzwanzig, als er in die Prora kam, und er erwähnt mit keiner Silbe, dass er damals verweigert hat, sondern lässt den Eindruck entstehen, dass er seine Armeezeit auf Rügen und in Rostock absolviert hat.«
»Macht sich besser für ein Sicherheitsunternehmen auf der Insel«, brummte Kasper. »Verweigerer klingt nach Weichei, und wer will sich schon von einem Weichei beschützen lassen?«
»Ich habe gestern Abend noch mit dem Prora-Dokumentationszentrum telefoniert«, fuhr Max fort. »Die suchen uns das Fotomaterial von 1984 heraus, das auch Monika interessiert hatte und auf dem …«
»Genau! Dieter Keil erwähnte ein Foto, auf dem Rolf im Kreis einiger anderer Jungs, die sich bei der 84er-Kommunalwahlinitiative stark gemacht hatten, abgelichtet worden war«, unterbrach Romy ihn eilig. »Wer weiß, vielleicht sind da Heise und Bäsler auch zu entdecken …« Sie brach plötzlich ab und sah Kasper stirnrunzelnd an. »Keil hatte keine Ahnung, dass Heise auf Rügen ist. Monika hat es schlicht verschwiegen und nur erwähnt, dass er nicht besonders kooperativ wirkte.«
»Sie wollte die Angelegenheit von dem Augenblick an komplett alleine regeln, als sie feststellte, wie nah der Mann war.«
»In der Tat. Monika hatte ihm gegenüber ja sogar behauptet, eine Weile gebraucht zu haben, bis sie Heise ausfindig gemacht hatte. Den Namen kann man doch schlicht googeln …«
Kasper starrte einen Moment zum Fenster hinaus. Dann wandte er den Blick zurück in die Runde. »Ja, schon, aber ganz so einfach ist es nicht. Wie mehrfach erwähnt: Spatis sind nicht nach Rügen zurückgekehrt, und Spatis wurden auch nicht mal eben so versetzt«, erklärte er mit Nachdruck. »Die Sänger hat wahrscheinlich anfangs überall gesucht, nur nicht auf Rügen, und den Unternehmer Heise mit seinem löchrigen und noch dazu korrigierten Lebenslauf zunächst gar nicht in Betracht gezogen …«
»Berechtigter Einwand. Aber wie ist sie dann doch auf ihngestoßen?« Romy sah Max an. »Bist du eigentlich sicher, dass sie den Rüganer Heise kontaktiert hat?«
»Bin ich. Sie hat ihn vom Handy aus angerufen, und es gibt mehrere Mails, in denen sie um Kontaktaufnahme bittet. In der letzten Mail erwähnt sie, dass sie ihn auf einem Foto aus der Prora wiedererkannt hat.«
»Meine Güte – warum sagst du das denn nicht gleich?«, regte Romy sich auf.
»Weil erstens alle Fakten auf den Tisch sollen und du mich zweitens nicht ausreden lässt.«
»Ach so. War ich mal wieder zu voreilig? Entschuldigung.«
»Nichts für ungut.« Max warf einen Blick auf die Uhr. »Wir werden bald wissen, welches Foto Monika gemeint hat.«
Romy blickte Kasper auffordernd an. »Na, was sagst du?«
»Hier stinkt was mächtig … Apropos, ich habe gestern Abend noch in Erfahrung gebracht, dass Monikas Vater Konrad Arnolt Kontakte zum MfS nachgesagt wurden – Gerüchte, nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Eine Weile hörte man nur das Bollern der Heizungsrohre. Dann ergriff Fine das Wort: »Warum müssen wir uns gut zwanzig Jahre nach der Wende immer noch mit diesen beschissenen Stasi-Geschichten herumschlagen?« Sie erwartete
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