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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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Personenschutz. Laut Eigenwerbung gehörten große Hotelanlagen, Tagungsstätten und Villen zu seinem Kundenkreis. Er versprach effiziente und unauffällige Überwachung auch großer Grundstücke und souveränes Auftreten im Personenschutz und Begleitservice. Auf einer zweiten Website stellte Heise seine Taucherschule vor, die unter der gleichen Adresse firmierte. Auch im knapp sitzenden Taucheranzug machte der Mann, der immerhin fünfzig war, eine gute Figur. Aber was hieß das heutzutage schon? Erst letztens hatte Romy einen Artikel über einen hundertjährigen Marathonläufer gelesen – dagegen war Heise fast noch in der Pubertät und Romy eine rotznasige Kita-Göre.
    Romy klappte den Hefter zu und sah wieder hoch. Kasper hatte die Route über die L 29 gewählt – mit direktem Blickauf Mukran und die weitläufige Anlage des Fährhafens. Fines Ausdruck von Sängers Geheimnistuerei ging ihr plötzlich durch den Kopf, die Dieter Keil, wenn auch mit anderen Worten, ähnlich zum Ausdruck gebracht hatte. Waren die Namen Heise und Bäsler zu Hause im Gespräch mit ihrem Mann auch nie gefallen? Sie holte kurzentschlossen ihr Handy heraus und wählte nach einem Blick in die Akte Sängers Nummer. Der Witwer meldete sich mit leiser Stimme.
    »Tut mir leid, aber ich muss Sie kurz stören«, sagte Romy und betätigte die Lautsprecherfunktion. »Hat Ihre Frau je die Namen Stefan Heise und Jochen Bäsler erwähnt?«
    »Ich weiß nicht, ehrlich gesagt … so auf Anhieb. In welchem Zusammenhang, wenn ich fragen darf?«, entgegnete Sänger, und er klang hilflos, überfordert.
    »Im Kontext der Prora-Nachforschungen.«
    »Hm, Heise, ja, kann sein. Sie hat jemandem gemailt, von dem sie sich wohl einige Auskünfte erhoffte – möglich, dass dieser Name fiel, aber hundertprozentig sicher bin ich nicht und … Ach, wissen Sie, um ehrlich zu sein, konnte ich das Thema zwischendurch einfach nicht mehr hören. Und im Moment …«
    »Ich verstehe. Danke erst mal für die Auskunft.« Romy verabschiedete sich und legte das Handy beiseite. »Sie hat ihr Ding gemacht, wie es Keil so schön formulierte«, warf sie Kasper zu. »Und ihr Mann war wohl ganz froh darüber.«
    Wenige Minuten später bogen sie in den Gewerbepark ein, in dem sich unterschiedliche Firmen vorrangig aus der Automobil- und Metallbranche neben einem großen Baumarkt und kleineren Technik- und Handwerksbetrieben niedergelassen hatten. Heise residierte in einem zweistöckigen Gebäude nebst großzügiger Garage.
    »Wie gehen wir eigentlich vor?«, fragte Kasper, als er den Motor abgestellt hatte und sich abschnallte.
    »Wie so häufig, wenn wir eine Menge Vermutungen undSchlussfolgerungen haben, aber noch nichts Handfestes – ich fange an, und du schaltest dich ein, sobald du ein entsprechendes Stichwort aufgreifen möchtest oder die Gefahr droht, dass ich mich vergaloppieren könnte.«
    »Gut – fall aber nicht gleich mit der Tür ins Haus.«
    Romy lächelte. »Keine Sorge.«
    Kasper wirkte nicht überzeugt, und sie konnte es ihm kaum verdenken. Manchmal preschte sie recht ungestüm vor. Das ist der natürliche Ausgleich zu seiner häufig betont nordischen Zurückhaltung, dachte sie.
    Heise öffnete selbst die Tür und sah ihnen freundlich lächelnd entgegen. Romys linke Braue zuckte. Die Aufnahmen auf der Website hatten nicht übertrieben – der Mann sah hervorragend aus: blaue Augen, dunkles Haar mit Andeutungen von silbrigen Fäden; er war schlank und durchtrainiert. Der anthrazitfarbene Anzug war garantiert maßgeschneidert. Wenn man genau hinsah, erkannte man feine Linien unter den Augen, die ihn müde wirken ließen. »Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?« Ein rascher Blick zur Uhr. »Na ja, um genau zu sein, geht es eher schon auf den Mittag zu.«
    »Stimmt«, ergriff Romy das Wort. »Haben Sie ein paar Minuten Zeit für uns?«
    »Natürlich. Treten Sie ein.« Heise führte sie in ein geräumiges Büro, in dem Blau- und Grautöne vorherrschten. An den Wänden hingen Fotos von Tauchexkursionen, ergänzt durch Urkunden und Auszeichnungen. Auf einem Sideboard stand eine hochmoderne Espressomaschine allererster Güte. Romys Vater verwendete ein ähnliches Modell vom gleichen Hersteller.
    »Nehmen Sie doch Platz.« Heise wies auf eine Sitzecke. »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wasser? Espresso? Kaffee?«
    Romy nickte sofort. »Gerne.«
    »Sie möchten einen Espresso, stimmt’s?«, fragte Heise. Sein Charme war preisverdächtig, sein Lächeln sowieso, und

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