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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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ging. »Es gibt Neuigkeiten. Mach dich auf den Weg. Und fahr bitte bei der Kita vorbei – der PC muss umgehend in die Technik.«
    »Stichwort?«
    »Kindesmissbrauch.«
    Kasper legte ohne eine Erwiderung auf, und Romy schlüpfte in ihre Winterjacke. Auf spiegelglatten und verschneiten Straßen brauchte sie fast vierzig Minuten bis Bergen; zweimal hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre in einen Graben gerutscht. Nach der zweiten Schlitterpartie hielt sie an und öffnete mit klopfendem Herzen das Seitenfenster. Eiswind kühlte ihre Stirn, in der Ferne schrie ein Vogel, Wolkenfetzen schoben sich vor den Mond.
    Der Duft nach frischem Kaffee, ein bleicher Kasper sowie ein etwas derangiert wirkender Max empfingen sie im Kommissariat. Fine organisierte gerade den Weitertransport des PCs nach Greifswald. Die Stimmung war gedrückt, als sie im Besprechungsraum Platz nahmen. Max verteilte die Blätter mit den Mail- und Handytexten. Minutenlang sagte niemand etwas.
    »Wir haben also völlig falsch gelegen«, meinte Kasper schließlich. »Während wir Heise verfolgten, ging es um eine ganz andere Geschichte, mit der jemand hinter der Sänger her war, und die mir immer noch nicht in den Kopf will … Nehmen wir mal an, es handelt sich bei dem Absender tatsächlich um eine Frau, die als kleines Mädchen von der Sänger …« Er rieb sich das Kinn und atmete tief aus, während er erneut den Text überflog. »Unfassbar.«
    »In diesem Bereich gibt es nichts, was es nicht gibt«, sagte Romy betont ruhig. »Also auch Frauen, die sich an Mädchen vergehen. Und wenn du denkst, du hast jetzt endgültig alles gesehen, was es an kranken Geschichten auf der Welt gibt, kommt der nächste Hammer. Das hat mich damals in München schon wahnsinnig gemacht.«
    Kasper blickte wieder hoch. »Kann ich verstehen. Ich hatte noch nie mit einem solchen Fall zu tun, glücklicherweise. Da reißt sich wohl niemand drum.« Er brach ab.
    »Lasst uns zusammenfassen, was wir bisher haben«, ergriff Romy das Wort. »Und je sachlicher wir bleiben, umso besser, auch für uns. Ich denke, wir können hundertprozentig sicher sein, dass Mail- und SMS-Schreiber ein- und dieselbe Person sind – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Frau, die Opfer geworden ist, eines von mehreren, vermute ich, und von Sänger forderte, die Konsequenzen zu ziehen, nämlich sich zu stellen und die Kita zu verlassen.«
    Max nickte, und Kasper wiegte den Kopf. »Könnte nichtauch jemand in Frage kommen, der etwas beobachtet oder wie auch immer mitbekommen oder erfahren hat? Ein Angehöriger, Vater, Mutter, ein Kindergartenkind? Oder eine Kollegin?«
    »Nicht auszuschließen«, meinte Romy. »Der hasserfüllte Gewaltausbruch spricht für mich zwar gegen diese Annahme, ebenso wie der merkwürdige Kinderreim und der sehr persönliche Ton der Mail, aber wir sollten den Aspekt gerade zu Beginn berücksichtigen. Doch in welchem Zeitrahmen bewegen wir uns? Unabhängig davon, ob Wassernixe Opfer oder Zeugin oder Vertraute des Opfers war, dürfte die Tat bereits eine Weile zurückliegen – ›Strand der bösen Erinnerungen, sagt Ihnen das noch etwas‹«, zitierte Romy, »klingt genau wie ›längst kein Mädchen mehr‹ nach einem zurückliegenden Ereignis, das unter Umständen erst jetzt hochgekocht ist, nachdem die Erinnerungen über viele Jahre blockiert wurden – das ist übrigens nicht ungewöhnlich, gerade bei Missbrauchsopfern.«
    »Die Sänger hat zunächst offenbar nicht reagiert, so wirkt es jedenfalls, um dann aber auf die SMS hin das Gespräch anzubieten beziehungsweise vorzuschlagen«, warf Max ein. »Warum? Was erhoffte sie sich davon?«
    »Sie wollte garantiert wissen, mit wem sie es zu tun hat«, vermutete Kasper. »Um einschätzen zu können, ob Wassernixe ihre Drohungen ernst meint.« Er heftete den Blick auf den Text. »›Sonst sorge ich dafür‹ bedeutet doch nichts anderes, als dass sie die Sänger auffliegen lassen wollte, wenn sie nicht von selbst aktiv wird. Vielleicht hoffte sie, sie überreden zu können, ihre Anschuldigungen und ihr Vorhaben fallenzulassen.«
    »Ja, gut möglich«, sagte Romy. »Und wie ging es weiter? Wassernixe lässt sich darauf ein, nennt Termin und Ort: am Strand der bösen Erinnerungen – ihrerseits aus Neugierde und um Monika von Angesicht zu Angesicht mit ihren Vorwürfen zu konfrontieren.«
    »Aber das war im Oktober!«, warf Kasper ein.
    »Das erste Treffen kam unter Umständen gar nicht zustande, aus

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