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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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Verständnis.
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
    »Mit Beginn des Jahres werden die Aufzeichnungen deutlich dürftiger«, berichtete Heise. »Sie hat hauptsächlich ihre Termine notiert …«
    »Was ist mit Mails?«
    »Es war ein kleines Mailprogramm installiert.«
    »Das haben Sie sich doch bestimmt auch genauer angesehen.«
    »Ich habe alle Dokumente und Mails noch in der Nacht gelesen.« Er zuckte mit den Achseln. »Besonderheiten, die für Ihre Ermittlungen wichtig sein könnten, fallen mir nicht ein. Allerdings habe ich die Informationen ja auch im Hinblick auf meine Geschichte gelesen. Nachrichten aus dem Kindergarten zum Beispiel habe ich nur flüchtig durchgesehen.« Heise leerte sein Glas. Er wirkte erschöpft.
    »Ist Ihnen in der Straße irgendetwas aufgefallen?«, fragte Kasper. »Wenn Ihre Geschichte stimmt, würde das bedeuten, dass der Mörder zu einem ähnlichen Zeitpunkt am Südstrand war wie Sie.«
    »Ich weiß, aber … nein, mir ist nichts aufgefallen, und zu hören war bei dem Wind auch nichts.«
    Wir stehen wieder bei Null, dachte Romy. Nach drei Tagen emsiger Ermittlungsarbeit, die sie bis ins Jahr 1982 zurückgeführt hatten, waren sie auf einige miese Geschichten und unrühmliche Kapitel der DDR-Historie gestoßen, aber hinsichtlich der Fallaufklärung keinen einzigen Schritt weitergekommen. Und wenn Heise doch bluffte und sehr geschickt seinen Vorteil zu nutzen verstand, indem er ihnen einige interessante Brocken hinwarf und darauf spekulierte, dass sie ihn dann in Ruhe lassen würden? Er suchte ihren Blick, als hätte sich der Gedanke auf ihrem Gesicht abgezeichnet. Vertrauen gegen Vertrauen?
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er.
    »Ein Kollege bringt Sie nach Hause«, antwortete Kasper. »Sie dürfen Rügen nicht verlassen, solange die Ermittlungen laufen.«
    »Außerdem bitten wir Sie, dem Beamten die Kleidungsstücke und Schuhe mitzugeben, die Sie an jenem Abend getragen haben, dazu gehören auch Ihre Handschuhe«, ergänzte Romy.
    Heise erklärte sich sofort einverstanden und verließ kurz darauf das Kommissariat.
    Kasper räkelte sich. »Was versprichst du dir von der Klamottennummer? Blutspuren an den Stiefeln? Das wäre ja …«
    »Sicher ist sicher, Kollege, irgendwas bleibt immer zurück, wie wir gerade wieder eindrucksvoll erfahren haben. Außerdem können wir unter Umständen überprüfen, ob er uns bezüglich der Kleidung anlügt, was mir sehr zu denken gäbe.Max meint nämlich, dass die Videoüberwachung des Hotels Heise möglicherweise erfasst hat.«
    »Schlaues Kerlchen.«
    »Sag ich doch.«
    »Feierabend?«
    »Und ob.«
    Max brütete noch vor seinem Computer, als Romy in ihre Winterjacke schlüpfte. »Wie wäre es, wenn du morgen weitermachen würdest? Wie es aussieht, müssen wir wieder ganz von vorne anfangen.«
    Er blickte nicht mal hoch, sondern winkte nur ab.
    Max stand auf und räkelte sich. Er war hundemüde, und sein Rücken war nach vielen Stunden vor dem Rechner steinhart. Yoga hatte ihm letztens jemand empfohlen – gar keine schlechte Idee. Hauptsache, er musste kein Fitnessstudio betreten, über die Insel rennen oder schwimmen … Max setzte sich, richtete den Blick wieder auf den Monitor und konzentrierte sich auf die nächste Mail. Es war kurz nach zehn, als er auf ein Schreiben von Wassernixe stieß, ohne Anrede und Betreffzeile:
    Am Strand der bösen Erinnerungen, Projekt kleine Mädchen, so wie ich. Bella Wassernixe, sagt Ihnen das noch etwas? Mir schon. Spiegelland, Spiegelland, was spiegelt sich in deiner Hand? Die böse Gier in Ihren Augen vergesse ich nie. Ziehen Sie die Konsequenzen, stellen Sie sich und verlassen Sie sofort die Kita! Weg von Kindern, für immer. Sonst sorge ich dafür. Wassernixe, längst kein Mädchen mehr.
    Er las sie dreimal. Sie stammte vom Oktober vergangenen Jahres, der Absender lautete Bella Wassernixe, und als Maildienst fungierte ein kleiner Freemailprovider. Die Nachricht war nach Max’ Einschätzung sehr wahrscheinlich von einem x-beliebigen PC aus gesendet worden; eine Identifizierung, zumal nach mehreren Monaten, würde kaum noch möglich sein, sehr wahrscheinlich existierte der Mailaccount gar nicht mehr.
    Er wagte keine voreilige Bewertung, schon gar nicht in der Verfassung, in der er sich befand, aber der Inhalt der Mail klang alarmierend und warf alle bisherigen Überlegungen über Bord. So was Ähnliches hatte Romy allerdings kurz vor ihrem Aufbruch auch schon angedeutet.
    Die Frage war: Gab es noch mehr

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