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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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meinen.«
    »Wie können Sie so sicher sein, Herr Mickel? Manchmal deuten sich derlei Geschehnisse nur am Rande an, während die große Dramatik verborgen bleibt, um zwanzig Jahre später umso heftiger zu explodieren.«
    »Ich weiß, Frau Kommissarin, ich habe eine Fortbildung zu diesem Thema besucht«, meinte er verschnupft.
    Fortbildungen sind nicht alles, dachte Romy, aber sie konnte dem Mann nicht verübeln, dass er zurückhaltend reagierte. Ein im Übereifer, versehentlich und zu Unrecht in Verdacht geratener Pädagoge konnte seine Sachen packen, wenn sich Ermittlungen wegen Missbrauchs herumsprachen. Irgendetwas blieb immer hängen. Das machte die Sache nicht einfacher.
    »Was war mit Monika Sänger?«, schob sie nach. Kasper zuckte deutlich zusammen.
    Mickel starrte sie perplex an. »Bitte? Was soll denn mit ihr gewesen sein?«
    »Hätte sie als Leiterin nachgeforscht und energisch durchgegriffen, wenn sie eine entsprechende Vermutung gehabt hätte?«, präzisierte Romy ihre Frage.
    »Selbstverständlich!«
    Romy nickte, während sie mit halbem Ohr und leicht amüsiert registrierte, dass Kasper erleichtert ausatmete. »Wir müssen unter Umständen zumindest mit einigen Erziehern sprechen – das hängt von den nächsten Ermittlungsergebnissenab. Und wie gesagt, das kann diskret und unauffällig geschehen, aber wir benötigen Ihre Mithilfe.«
    »Und wie genau stellen Sie sich diese Mithilfe vor?«
    »Gewähren Sie uns Einsicht in Ihre Unterlagen, auch in bereits archivierte, damit wir uns einen Überblick verschaffen können. Es genügen auch Dateien, in denen Mitarbeiter und Kinder aufgelistet sind.«
    »Das sind personenbezogene Daten, und dazu brauchen Sie einen Beschluss«, wandte Mickel rasch ein.
    »Das stimmt. Und den kriegen wir«, erwiderte Romy im Brustton der Überzeugung. »Aber ich persönlich finde es völlig unnötig, mit Polizeiwagen vor einer Kita aufzukreuzen und Beamte in die Einrichtung zu schicken. Das könnten wir auch anders lösen, finden Sie nicht?«
    Mickel zog eine säuerliche Miene. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Was interessiert Sie sonst noch?«
    »Feiern in der Kita«, erwiderte die Kommissarin spontan. »Fotomaterial. Hat Ihre Einrichtung eigentlich eine besondere Beziehung zu Göhren?«
    »Ich weiß nicht«, zögerte Mickel. »Früher fanden dort häufiger Strandfeste statt, glaube ich mich zu erinnern. Mit Lagerfeuer, Buden und Zelten. Davon gibt es bestimmt Fotos.«
    »Klingt interessant. Was heißt früher?«
    »Lange vor meiner Zeit.«
    Romy betrachtete ihn eine Weile nachdenklich, bis Mickel verlegen den Blick abwandte. »Mein Kollege wird Sie begleiten«, sagte sie schließlich und war froh, als sich die Tür kurz darauf hinter ihnen schloss.
    Wenn wir Pech haben, werden wir ewig und drei Tage die immer gleichen Fragen stellen und die immer gleichen oder ähnlichen Antworten erhalten und Reaktionen ernten, dachte Romy – ein Sammelsurium aus Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit, beharrlichem Schweigen und wütender Abwehr, manchmal Hass – Reaktionen, die sich häufig aus Schuldgefühlen,Entsetzen und Angst speisten. Kaum jemand blieb bei dem Thema sachlich oder objektiv, auch die Ermittler nicht. Romy fühlte sich zermürbt.
    Was war Monika Sänger für ein Mensch gewesen? Eine Persönlichkeit mit unerwarteten Tiefen und im Moment kaum nachvollziehbaren Widersprüchen, gesetzt den Fall, der Missbrauchsverdacht bestätigte sich. Engagiert im Aufdecken politischer und familiärer Geschichten, die andere unter den Teppich gekehrt hatten, und plötzlich konfrontiert mit großer, womöglich alter Schuld, die darum nicht weniger schwer wog und sie wie ein Bumerang getroffen hatte.
    Kasper steckte den Kopf zur Tür herein. »Der Sänger hat gerade auf meinem Handy zurückgerufen«, warf er ihr zu. »Ich habe ihn gebeten, gleich mal vorbeizukommen und dir ein paar Fragen zu beantworten. Er klingt ziemlich genervt, aber damit kommst du wohl klar. Ich werde nachher gleich noch in der anderen Kita vorbeifahren und dort schon mal ein bisschen vortasten. Ich kenne da jemanden. Ist das okay für dich?«
    »Na klar.«
    »Ach noch was – die Identifizierung steht nach wie vor aus, Sänger müsste nach Greifswald ins Institut fahren. Vielleicht erinnerst du ihn daran.«
    »Ja, mache ich.«
    »Gut, bis später.«
    Kasper wunderte sich nicht, dass Mickel es eilig hatte, ihn wieder loszuwerden. »Welche Zeiten interessieren Sie im Besonderen?«, kam er augenblicklich zur Sache,

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