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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kabelka
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lässt die Klinke nicht los.
    „Komm, zieh dich an! Ich lass dich hier sowieso nicht alleine zurück.“
    Bevor Prader noch etwas entgegnen kann, tritt Hagen über die Schwelle und drückt die Tür hinter sich zu.
    „Du musst deine Rolle in diesem Drama nicht überschätzen, Ernst! Wenn es dich tröstet: Der Strick ist schon längst bereitgelegen, Laub hätte ihn wahrscheinlich so oder so benutzt. Auch ohne eure Streiterei.“
    *
    Vor Zimmer Nr. 20 wird Prader noch einmal unsicher.
    „Glaubst wirklich, dass das gescheit ist?“
    Hagen legt ihm den Arm um die Schulter.
    „Sicher. Mehr als rausschmeißen kann er dich ja nicht“, flüstert er Prader aufmunternd zu. „Jetzt komm halt!“
    Keiner von beiden hat bemerkt, dass zwei Augen vom Lift aus jede ihrer Bewegungen beobachten.

20 G LÜCKLICHE T AGE
    Ich höre Schreie. Aber ich weiß, sie sind nur in meinem Kopf. Mein Kopf war immer voller Schreie. Leise, verwirrte Schreie. Sie kommen, sie gehen. Wie der Wind. Das ist es, was ich so wunderbar finde.
    Ein Fremder hat mich berührt. Er hat mir die Hand auf die Schulter gelegt. Wie ein alter Freund. Wie Papa es nie tat. Ich war zerrissen zwischen Freude und Furcht: Was will er von mir? Was will ich von ihm? Alles, nichts? Ich weiß nur: Ich muss vorsichtig sein.
    Zu viel Distanz, zu wenig Distanz. Beides ist gefährlich. So ziemlich das Vernünftigste, das Sachs bisher gesagt hat. Wenn wohl auch seine eigene Angst bei der Warnung mit im Spiel war, man konnte es lesen in seinen Augen. Diese Chance muss ich nutzen. Sein Gutachten ist entscheidend – egal, wie die anderen denken.
    Für Westhäußer und Konsorten bin ich eine Irre, auch wenn sie es natürlich anders ausdrücken. Glauben, ihr psychologisches Kauderwelsch könnte mich täuschen – mich, eine professionelle Übersetzerin! Sie schleimen, aber ich erkenne die Schleimspur, wie immer man sie einfärbt.
    Sie leiden unter einem Affektsturm, unter Allmachtsgefühlen, Marie Therese! Jetzt schwimmen Sie vielleicht obenauf, aber zu jeder Wellenkrone gehört auch ein Wellental. Erst wenn Sie beides in sich integriert haben, sind Sie nicht mehr gefährdet
.
    Sie sprechen von
gefährdet
, aber in Wahrheit meinen sie
gefährlich
. Ich kann mir vorstellen, wie ich hingestellt werde in ihren Teamsitzungen:
Die mit ihrem gestörten Mutterbild – können wir verantworten, dass sie selbst Kinder großzieht? Eine, die keine Kontrolle über sich hat, immer zu spät dran ist, zu impulsiv unterwegs, zu direkt, zu heimlich, zu laut, zu leise …
    Zu, zu, zu … Na schön: Dafür seid ihr zu verzopft, zu fade! Fickt euch doch selbst!
    Nur Sachs ist wichtig. Ihn muss ich für mich gewinnen. Der richtige Ton, der richtige Abstand. Hilf mir, ihn zu finden, Golema! Vielleicht mache ich ihm ein kleines Geschenk und erzähle, wer Winnie und Willie sind. Er hält es ja nicht aus, wenn er ein Zitat nicht zuordnen kann. Der Ärmste! Sind die Worte erst dann gewichtig, wenn man den Namen des Verfassers weiß?
    Wenig geerdet sei ich, sagen sie. Dabei stecke ich fest im Erdreich, genau wie Winnie! Aber sie kennen weder sie noch mich noch dich, Golema, die du aus reiner Erde bist, die du mich erdest, sobald ich dich berühre. Ich wünschte, einer würde mich rausholen aus meinem Hügel, aus meinem irischen Hünengrab. Warum gräbt er sie nicht aus? Aber was kann sie ihm geben, wozu ist sie gut – in ihrem Zustand? Und wozu ist er gut, in seinem Zustand? Wozu stellt ihr ständig so viele Fragen, bevor ihr helft? Ein Kind verhungert daneben, immerzu verhungert ein Kind!
    Warum gräbst du mich nicht aus, Willie? Hab doch ein Herz, um Himmels willen, und grab mich aus! Ich bin schon geerdet genug!
    Golema: Du bist die Einzige, der ich vertraue. Du forderst nicht, kritisierst nicht, du stößt nicht zurück. Du würdest mich nie verpetzen, mich nie belügen wie Mama! Jeder ihrer Blicke lügt. Jede ihrer Gesten lügt. Sie kann dir die Windeln wechseln, ohne dich anzusehen. Dich angreifen, ohne dich zu spüren. Der Abstand zwischen uns ist immer gleich – gleich starr. Wie ihre Miene. Wie kann eine, deren Gesicht sich nicht bewegt, zur gefeierten Schauspielerin werden? Aber auf der Bühne war sie ja eine andere, ich habe es selbst erlebt. Einmal nur, das reichte. Auf der Bühne haben ihre Augen geleuchtet. Zuhause nie.
    Dafür bekam ich Barbie. Sie richtete ihre Augen auf mich, wann immer ich es wollte. Ihre blaue Iris, die langen, schwarzen Wimpern … Wenn ich genug von ihr hatte, brauchte

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